Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Zeitungsbericht

Die HNA / Northeimer Neueste Nachrichten berichtete am 07.01.99:
Das digitale Erbe für die Stadt
Der Moringer Wilfried Hartje erforscht und erfasst die Familiengeschichte seiner Stadt.
VON CHRISTOPH PAPENHEIM

 

MORINGEN • Haben Sie Vorfahren aus dem Raum Moringen? Dann schauen Sie doch einmal auf die Homepage des Moringer Lehrers Wilfried Hartje im Internet. Ganz gleich, wie Ihre Vorfahren hießen, Hartje, Hartdegen oder Hungerland, Bierkamp, Langheim oder Lachmund, Schwaneflügel oder Sündehauf - wenn sie aus Moringen und Umgebung stammen, sind sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Wilfried Hartje erfaßt.

Der 46jährige, der an der Kooperativen Gesamtschule Moringen Mathematik und Physik unterrichtet und Mitglied im evangelischen Kirchenvorstand von Moringen ist, hat in den vergangenen sechs Jahren die Grundlagen für ein digitales Ortsfamilienbuch für das Kirchspiel Moringen gelegt: "Das wird mal mein Erbe für Moringen sein."

18.774 Personen von Aak bis Zweybarth umfaßt das Register inzwischen - Tendenz steigend. Wen man auch sucht: Hartje findet ihn. Ein Stammblatt gibt Auskunft, was über die Person bekannt ist. Geburts- und Sterbedatum mit Todesursache, Eltern, Geschwister, Besonderheiten wie ungewöhnliche Grabinschriften. Oder eine ungewöhnliche Todesursache: Johann Christian Friedrich Langheim, geboren am 16.8.1804, wurde am 20.9.1831 enthauptet. Es war die letzte Hinrichtung in Moringen.

Die Faszination der Genealogie entdeckte Hartje bei der Erforschung seiner eigenen Familiengeschichte. Sein Vater hatte ihm einen "Ariernachweis" aus der Nazizeit hinterlassen. Der reichte nur zurück bis in die Zeit um 1800. Hartje wollte tiefer eintauchen in die Vergangenheit. Über alte Kirchenbücher stieß er bis auf den Bürger und Senator Adam Hartje, gestorben vor 1689 in Moringen. Der mütterliche Zweig, die Familie Bierkamp, führte ihn nach Nienhagen, Oldenrode und Lutterbeck. Als nächstes will er in Ellierode forschen. Von dort stammt eine Urgroßmutter.

Schon jetzt kann Hartje 192 Ahnen nachweisen. Eigentlich sind es nur 182, weil zehn doppelt sind. In den kleinen Dörfern war eben jeder mit jedem verwandt. Dieser Umstand trug entscheidend dazu bei, daß die persönliche Ahnenforschung Hartjes zum allgemeinen Ortsfamilienbuch ausuferte. Daß inzwischen fast 19 000 Personen in Hartjes PC erfaßt sind, ist seiner hartnäckigen Forschungsarbeit zu verdanken. Aus der Zeit vor 1875, als die Standesämter für persönliche Beurkundungen zuständig wurden, sind in Moringen Kirchenbücher nämlich nur für die Zeit von 1794 bis 1852 vollständig vorhanden. Ältere Akten sind 1945 bei der Explosion des Kalischachtes Volpriehausen vernichtet worden. Dort waren sie, wie viele andere wertvolle Archivalien, während des Krieges ausgelagert worden - sicherheitshalber.

Als wichtiger Lückenfüller diente Hartje das Trau- und Sterberegister von 1702 bis 1778, das Wilhelm Rose sen., Vater des jetzigen Moringer Stadtarchivars, abgeschrieben und alphabetisch geordnet hatte. So kamen alle, die in dieser Zeit in Moringen geheiratet haben oder starben, in Hartjes PC. Die fehlenden Geburtsdaten konnte er zum großen Teil dem Konfirmandenregister von 1728 bis 1784 entnehmen.

Die Zeit für sein Hobby gewinnt der Pädagoge durch Fernsehverzicht: "Wenn meine Frau Fußball guckt, sitze ich vor dem Computer."

So hat er eine Homepage entworfen, die sich sehen lassen kann und ständig aktualisiert wird. Ein Merian-Stich der Stadt empfängt die Besucher der Familiengeschichte im Raum Moringen. Dazu kommen Abbildungen berühmter Moringer Söhne wie Münchhausen und Domeier sowie das Siegel der evangelischen Kirchengemeinde. In einer historischen Ecke gibt Hartje alte Artikel aus der Moringer Zeitung wieder, beispielsweise einen Beitrag über das Rittergut derer von Münchhausen (Stadtgut) vom 30. Juli 1966. Neben der Übersicht über alle erfassten Familiennamen finden sich auch Querverweise zur Kooperativen Gesamtschule und zu den Handballern des MTV Moringen, deren Spielberichte Hartje brandaktuell im Internet verbreitet. Wer will, kann auch die Familie Hartje im Internet kennenlernen - vorgestellt von M.e.I.K. Felix: Moringens erster Internet-Kater.

Inzwischen gehen die ersten Familienanfragen per Internet ein. Auch aus Amerika und Irland liegen Nachforschungsanträge vor. Hartje beantwortet sie gern und kostenlos, wobei er bei jüngeren Daten auf die Standesämter verweisen muß. Aber er hat nicht vergessen, daß seine Daten aus alten Kirchenakten stammen. So findet sich auf jedem Brief und in jeder E-Mail die Kontonummer der Kirchengemeinde Moringen mit dem Hinweis, daß die Liebfrauenkirche eine neue Läuteanlage braucht.

Wer nach Vorfahren im Raum Moringen forscht, findet alle vorkommenden Familiennamen auf Wilfried Hartjes Homepage ...


 


Mehr als 15 Jahre ist es her, dass dieser Artikel Anfang 1999 erschien. Heute ist er ebenfalls schon fast ein "historisches Dokument". So begann es damals ...


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