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Stadtführung 3

Die "Neue Straße"

Eine Straße und ihre Anwohner:

die "Neue Straße" um das Jahr 1905 herum

mit Fotos von heute,
mehr als 100 Jahre später.

Liebe Leser, Anwohner der Neuen Straße und an Moringens Stadtgeschichte Interessierte!

In diesen Tagen im August des Jahres 2000 geriet mir eine Artikelserie aus „Der Heimatfreund“, Beilage zur Moringer Zeitung, aus den Jahren 1979 und 1980 in die Hände, in der die Häuser und das Leben in der Neuen Straße um das Jahr 1905 herum von Dr. Friedrich Zeichner beschrieben wurde. Nachdem ich gerade den Stadtrundgang „Wollen sie Moringen kennenlernen?“ fertiggestellt habe, kam mir jetzt die mich faszinierende Idee, diesen Artikel von vor 20 Jahren über die Zeit vor etwa 100 Jahren mit Anmerkungen und Fotos aus dem Jahr 2000 zu versehen. Viel Spaß beim Lesen dieser Seite

Ihr Wilfried Hartje

Dr. Friedrich Zeichner: Moringen von dem Ersten Weltkrieg 

Typisch für die damalige Zeit: Die "Neue Straße"

„800 Jahre Stadt Moringen zwischen Harz und Weser" und „Moringen, Stadtrechte seit 1147“ lauten die Poststempel der Heimatstadt. Der erste gilt für das Jahr 1947, in dem wir das Stadtjubiläum feierten; der zweite kündet, dass das nun schon 32 Jahre her ist, auch dass ich zum Jubiläum einen kurzen Abriss mit dem Titel „Aus tausend Jahren Moringen Geschichte" auf knappen 64 Seiten verfasste. Zudem durfte die Festschrift nur in geringer Auflage gedruckt werden, weil das Papier kontingentiert war. So musste ich in wenigen Wochen möglichst viel möglichst knapp bringen. Anscheinend ist das gelungen. Die kleine Festschrift fand Anklang und ist leider vergriffen.

So kam mir der Gedanke, nachdem ich 1947 800 Jahre Moringer Geschichte aufzeichnete, nun (Anmerkung: 1979/80) in der Beilage „Der Heimatfreund" Alt- und Neubürger, jung und alt um etwa 75 Jahre in das damalige Moringen zurückzuversetzen, und zwar in die Neue Straße, in der ich 1896 geboren wurde. Ich glaube mich noch gut zu erinnern, wie es damals in der Neuen Straße vor dem 1. Weltkrieg aussah, und meine, dass die Neue Straße typisch für das Leben und Treiben in ganz Moringen war.

Von besonderer Bedeutung ist für mich und mein ganzes Leben - wie für viele andere auch - der 1. August 1914: Mobilmachung und Kriegserklärung gegen Rußland. Es werden nicht mehr viele von denen leben, die damals den Atem anhielten, als nachmittags die Glocken der Stadtkirche erklangen und damit den 1. Weltkrieg einläuteten. Ernst Homann, Elli Uffeln und ich waren im Garten von Pastor prim. Kreitz und spielten dort Tennis. Der Abbruch des Spieles bedeutete für mich den Anfang der endgültigen Trennung von unbeschwerter Jugend, vom Elternhaus und von der Neuen Straße.

Und so kehre ich nun nach 75 Jahren in Gedanken in jene Straße zurück und beginne am "Ratskeller", über dessen Haustür steht "Ecce rerum vices" - Welch ein Wandel! Das bezieht sich auf den Wandel des "Ratskellers", der 1736 nach einem Brand als stattliches Gebäude errichtet wurde. Welch ein Wandel! Das dürfte auch für die Neue Straße, für die Häuser und ihre Einwohner seit 1914 gelten. Doch dazu nun zurück in die Jahre vor 1914!
Vom "Ratskeller" kommend wollen wir in die Neue Straße einbiegen. An der Ecke war der Kolonialwarenladen von Ernst Gehmann. Das war kein Tante-Emma-Laden, wie man ihn heute besingt und herbeisehnt. In dem großen Verkaufsraum, der zur Neuen und Langen Straße hin Fenster hatte, duftete es wirklich nach Kolonialwaren, wie Vanille, Muskat oder dergleichen. In Kartons oder Gläser oder Dosen verpackte Waren gab es kaum, also auch nicht deren Müll.

Wenn die Eingangstür sich öffnete und eine Klingel einen Käufer ankündigte, kam Kaufmann Gehmann gemessenen Schrittes freundlich lächelnd, meist mit einer brennenden Zigarre über den Flur in den Laderaum durch eine Tür, die zur Wohnung führte.

Im Nachbarhaus war das Friseurgeschäft von Wilhelm Dörnte, der gleichzeitig auch Bader, d. h. Dentist war. Sein zahnärztlicher Behandlungsraum war ein kleines, nach hinten gelegenes Zimmer, durch dessen Fenster wenig Licht nach innen fiel.

In dem Raum standen eine Tretbohrmaschine und ein kleiner Schrank mit zahnärztlichen Geräten, keine Helferin in weißem Kittel, keine Sekretärin, keine Schreibmaschine, kein Röntgenapparat, keine große Lampe, keine Kartei und was sonst heute eine Praxis an kostspieligen Aufwendigkeiten erfordert. Es gab ja noch keinen elektrischen Strom. Man kam sofort dran, wenn man Schmerzen hatte. Gewiss, es trat damals schon etwas weher, wenn gebohrt wurde.

Aber Dörnte bot beste Behandlung. Eine dicke Amalgamplombe, die mir etwa 1913 in einen Backenzahn eingelegt wurde, hielt bis 1944 und kostete, wenn ich nicht irre, ganze 1,50 RM.

Ein Haus weiter wohnte der alte Bäckermeister Steinhoff. Ein kleines Fenster befand sich rechts neben der Eingangstür, in dem gelegentlich Backwaren ausgestellt waren. Sonst verriet nichts, dass dort eine Bäckerei war, auch nicht eine Brezel als Aushängeschild an der Haustür. Der Alte erschienen aus irgendeiner Flurtür, wenn man etwas kaufen wollte, in erster Linie sein sehr schmackhaftes Brot. Der Teig dazu wurde in einem kleinen Raum links der Eingangstür in einem großen Trog angerichtet.

Das konnte man durch ein Fenster von der Straße aus sehen. Zweimal im Jahr gab es bei Steinhoff zur Zeit des Jahrmarktes eine Delikatesse, den in ganz Moringen schmackhaftesten Salzkuchen. Den musste man vorher bestellen, und wenn man ihn abholte, nahm ihn der Bäckermeister ohne ein Wort zu sorgen, aus einem der zwei großen, dunkelbraun gestrichenen Schränke, deren Türen mit Holzgitterchen belüftet waren. Eine nach hinten auf dem Hof führende Tür ließ erkennen, daß auch Steinhoff etwas Landwirtschaft hatte, die sein Rudolf besorgte.

Das anschließende, Wand an Wand gebaute Haus gehörte dem Maurer Hartje (Anmerkung: richtig "Hartge"). Ich erinnere mich nicht, dieses Haus je betreten zu haben. Die Frau des Hauses war zu Kindern wenig freundlich. Sie hatte ein gutes, allzu gutes Gehör. Denn sobald von dem Gravensteiner Baum, der im Hof stand, ein Apfel "herunterpuckte", war sie schon da. Selten gelang es uns, einen Apfel zu ergattern, der in die breite Durchfahrt zum Nebenhaus gefallen war.
Many kind regards from this place to Erwin, Walter, Aleida und Rudy Hartge and their families, who live in Surprise / Arizona, Bristol / Milwakee, Dyer / Indiana und Munster / Indiana (U.S.A.). The paragraph above descriped a part of „Silberbart“-Hartge's life (your grand-father) and his 3rd wife Auguste Sievert after the death of your grandmother in 1893.

An dieser Stelle möchte ich, um mich später nicht zu wiederholen, etwas berichten, was allen Einwohnern und Häusern gemeinsam war, vor allem bei denjenigen Häusern, die nach dem Modell des Münchhausenschen Wiederaufbauhauses errichtet waren:

Um einen so großen Brand wie 1734 zu vermeiden, waren immer zwei Häuser Wand an Wand gebaut worden; dann kam ein Zwischenraum, der zugleich als Zufahrt zum Hof diente. Dieses Wiederaufbaumuster kann man auch sehr genau an der Langen Straße feststellen. Die Häuser waren nicht unterkellert, parterre waren meistens vier Räume, davon einer die Küche. Eine Holztreppe führte in den oberen Stock, meist mit fünf, zum Teil sehr kleinen Räumen. der Flur war mit Sandsteinplatten ausgelegt. Über der Haustür waren ein Oberlicht, durch das Licht auf den Flur fiel, und innen auch eine Klingel angebracht, die von einem auf der Tür angebrachten Stift zum Läuten gebracht wurde.

Hinter dem Haus lag der Hof, der rechts oder links einen Fachwerkanbau hatte, in dem sich die Stallungen und auch die Klosetts befanden, soweit sie nicht frei an den Dungplatz (Miste) gebaut waren. Nach hinten wurde dann der Hof durch eine Scheune abgeschlossen, in der Stroh und Heu gelagert wurden und evtl. auch noch Stallungen untergebracht waren. Fast in jedem Haus gab es allerlei Hausgetier, Kuh, Ziege, Hühner, Gänse, Enten, Schweine und Kaninchen. Tagsüber bewegten sich Hühner Gänse und Enten auf dem Hof, auf dem sie auch gefüttert wurden und auf dem Dunghaufen, auf dem sie herumscharrten. Der anfallende Dung wurde auf die Miste gebracht und zweimal im Jahr auf den kleinen Acker oder Garten abgefahren, den jeder Einwohner besaß, meistens an der Methe oder an der Waldstraße und Specke entlang.

Auch nichts von dem, was in den "Plumsklos" abfiel, kam um, sondern wurde als kostbarster Dung verwertet. Was heute auf den damals unbekannten WCs weggespült wird, fiel damals auf Strohlagen und wurde dann zum Düngen verwertet. Was wir heute als unhygienisch bezeichnen, hat damals keine Umweltverschmutzung verursacht. Im Gegenteil: was damals das Obst, Gemüse und Getreide in Gärten und auf dem Acker düngte, wird heute in teuren Kläranlagen vernichtet. Man düngte damals kaum mit Chemikalien, deren Schädlichkeit heute zum Teil unumstritten ist.

Fast alle Anwohner der Neuen Straße hatten ein Kuhgespann, wenn sie den eigenen Acker oder Garten bestellten. Wo man selbst keine größeren Leiterwagen hatte, half man sich nachbarlich aus, besonders bei der Kartoffelernte, beim Einbringen von Heu und bei der Abfuhr des auf jedes Althaus entfallenden Holzes aus dem Stadtwald.

Auch wenn Zwetschenmus gekocht wurde, fand man sich zum Entkernen ("Büttjen") und Kochen in froher Runde zusammen. Es gehörte zum Straßenbild, dass auch Hühner auf der Straße liefen oder kleine Gänsescharen sich allein zum Speckenwasser begaben, dort grasten, im Wasser schnatterten und spätnachmittags allein wieder zurückkamen.

Wir Kinder kamen auch immer pünktlich vom Spielen zurück. Aber wir spielten kaum auf der Straße und auch nicht in Sandkisten, wie das heute die Kinder zwischen Häuserblöcken tun müssen. Die Schularbeiten waren schnell gemacht. Und dann ging's los. Es fanden sich immer Jungen und Mädchen zusammen zum Spiel an der Specke und am Speckenbrunnen, auf den Höfen und in Scheunen, soweit uns das z. B. bei Lorbergs erlaubt wurde. Der nahe Wienberg war ein gern besuchtes Ziel. Auch an der Flake und in der Flakewiese fanden wir immer eine Beschäftigung.

Anders als heute waren die Winter hart. Dann ging man zum Schlittschuhlaufen auf die zugefrorenen Mannenteiche, wo es denn bis zum Dunkelwerden lustig zuging. Die Hänge des Wienbergs boten reichlich Raum zum Rodeln. Auch um die alte Martinikirche und den Opferteich herum spielten wir oft. Und ob wir genau Bescheid wussten, wo es reife Äpfel und Birnen zu "holen" gab! Natürlich halfen wir auch der Mutter bei dieser oder jener Besorgung.

Und als wir ins entsprechende Alter gekommen waren, gingen wir in die Tanzstunde im Ratskeller-Saal. Diskotheken, in denen wir das Erlernte hätten praktizieren können, gab es nicht. Vielleicht besuchten wir sonntags die Stennebergs-Mühle. Dort gabs ein Orchestreon mit einer Riesenscheibe, in die Tänze gestanzt waren. 10 Pf musste man einwerfen, weitere 10 Pf langten für ein Glas Bier, und damit hatte es sich dann auch. Aber wir waren zufrieden. Einige von uns sangen auch im Kirchenchor, den Pastor Kreitz leitete; einer meiner Kameraden spielte im Posaunenchor mit.

Natürlich lösten sich die Bindungen zu den Mitschülern aus der Volksschule, als ich in die Quinta des Northeimer Gymnasiums kam.

Doch zurück in die Neue Straße! Neben dem Hartjeschen Hause führte eine breite Einfahrt zum zurückliegenden, in der Neuen Straße einzigen reinen Ackerbetrieb von Bode, mit großen Scheunen und Ställen für zwei Pferde, Kühe und Schweine. Entsprechend groß war auch die Dungstelle. Ich erinnere mich noch, dass bei einem schweren Gewitter das Pferdegespann dieses Hofes auf dem Acker am Böllenberg vom Blitz erschlagen wurde. Hinter dem Bodeschen Bauernhaus, einem stattlichen geräumigen Fachwerkbau, floß das Mühlenwasser, in dessen klarem, schnellfließendem Wasser u. a. die Milchkannen ausgespült wurden. Damit war damals der Hygiene genug getan! Gut war die Milch, und ob sie schmeckte!

Das Brot, die Brötchen und der Kuchen, die so gut schmeckten, wurden aus dem Mehl gebacken, das Nachbar Hermann Nolte etwa 10 m bachabwärts in der bedeutendsten Mühle Alt-Moringens mahlte! „Amts Moringische Brauhaus-Mühle" heißt sie urkundlich. Auf den letzten Metern vor dem großen Mühlenrad wurde das Wasser in breite Holzplanken gefasst und so auf das Mühlenrad geleitet, wenn gemahlen werden sollte.

Müller Nolte nahm mich einmal mit in die laufende Mühle; ich war überwältigt von dem, was sich da alles drehte und den Boden erdröhnen ließ. Und peinlich sauber war es in der Mühle. Wenn sie außer Betrieb war, fiel das Wasser etwa 3 m tief in den Wasserlauf. Wenn dieser gereinigt wurde, wurden viel kräftige Forellen unter dem Rad gefangen, was uns Kinder immer anlockte.

Hingegen verdrückten wir uns oft, wenn die Müllerin erschien und uns, nicht ohne Grund, bedrohte. Dann hatten wir oberhalb im Mühlenwasser geplantscht, Stichlinge gefangen und das Wasser trübe gemacht, das Frau Nolte dann nicht im Haushalt verwenden konnte. Stallungen und Klo befanden sich vor dem Mühlengebäude, weil dahinter kein Platz dafür war. Auch eine Dungstätte war vor der Mühle, aber die war - wohl einzig in ganz Moringen - entsprechend der in der Mühle herrschenden Sauberkeit mit breiten Brettern völlig abgedeckt. Das reizte uns, trampelnd darüber zu laufen, was wiederum die Müllerin reizte. Jugendliche Ausgelassenheit bei uns, Unwillen bei ihr, beides verständlich!

Hinter dem Bodeschen Bauernhaus konnte man auf mehreren schweren Bohlen über das Mühlenwasser gehen. Ein schmaler Weg führte zum Schneehof, vorbei an dem Wohnhaus von Dolle, an dem Haus, in dem Maßmeier wohnte, der u. a. auch Ortsdienste versah, und an dem Tempel der kleinen jüdischen Gemeinde, der Synagoge, die heute Wohnhaus ist.

Es war ein größerer hoher Fachwerkbau mit einer portalartigen Tür und hohen, oben runden Fenstern. Irgendetwas Geheimnisvolles ging von diesem Gotteshaus aus, und wir spielten dort nie laut, wenn Gottesdienst abgehalten wurde. Moringen hatte damals etwa sechs jüdische Familien mit einem Rabbiner, Herrn Waller. Er wohnte in der Neuen Straße, ebenso wie der Handelsmann Louis Rothschild an der breiten Einfahrt neben dem Haus von Maurer Hartje.

Das Rothschildsche Haus war bei einem weiteren Brand, der 1747 die Neue Straße (sie hieß zuvor Obere Straße) zum größten Teil in Asche legte, nicht ein Opfer der Flammen geworden, wie das Bodesche (auch Pramannsche Haus genannt) und das Zeichnersche Haus. Diese Häuser ähnelten einander sehr mit ihrem Giebel zur Straße hin. Es waren Fachwerkhäuser; ringsum waren die mächtigen Eichenbalken zu sehen, die die wuchtigen Gebäude trugen und zusammenhielten.

Ich darf hier einschieben, dass auch die Neubauten nach dem Brand von 1747 nach dem Modell der Münchhausenschen Wiederaufbauhäuser erstellt waren. Diesen merkt man allerdings die Eile des Wiederaufbaus an, während die Neubauten der Neuen Straße solider und etwas geräumiger waren und bessere Stallungen und Scheunen hatten.

An dem Rothschildschen (später August Schoppe gehörenden) Haus kam uns der geräumige, hohe Hausflur, in den nur wenig Licht durch das Oberlicht über der Haustür einfiel, fast gespenstisch vor. Eine gewundene Treppe führte in das 1. Stockwerk, ringsum kam man oben und unten durch mehrere Türen zu den Wohnräumen. Hinter dem Haus war ein geräumiger Hof und eine große mehrstöckige Scheune mit einer Unterstellmöglichkeit für den leichten vierrädrigen Wagen und das kleine Pferd, mit dem Louis Rothschild zu Kauf und Verkauf auf die umliegenden Dörfer fuhr.

Oben an der Scheune befand sich in einem Vorbau eine Rolle, über die einstmals Waren hochgewunden wurden. Im ersten Stockwerk der Scheune trocknete Rothschild die Felle, mit denen er handelte. An sich gab es schon viele Ratten überall in den Stallungen und Scheunen der Neuen Straße. Für sie waren natürlich die Fleischreste, die noch an den rohen Fellen hafteten, besonders attraktiv.

Aus begreiflichen Gründen möchte ich daran gern erinnern, dass Rothschild sehr fleißig war und ein ehrlicher Handelsmann. Man empfand nichts gegen ihn und seine Familie als Juden. Sohn Willi war ein guter Spielfreund. Zur Zeit des jüdischen Passahfestes bekamen wir immer mehrere Matzen, die aus ungesäuertem Teig gebacken waren.

Mein Elternhaus war vom Rothschildschen Haus durch eine sehr enge Gasse getrennt und als Brandschutz mit Ziegeln behängt; kein Lichtstrahl fiel in sie, die eigentlich nur als Wasserablauf bei Regen diente. In den beiden Innenwänden, kaum 1 m voneinander entfernt, befanden sich zwei kleine Fenster, die spärliches Licht in die Küchenräume fallen ließen.

In meinem Elternhaus ist viel umgebaut worden. Ursprünglich befanden sich rechts und links vom Flur Wohnräume. Im Wohnraum rechts, der später zum Laden mit einem Schaufenster umgebaut wurde, bin ich geboren. Der Klapperstorch brachte mich, die Hebamme nahm mich in Empfang, und die Begleitmusik dazu lieferte eine Drehorgel, wie meine Eltern mir später erzählten. Ich erinnere mich an diese Drehorgel natürlich nicht, wohl aber daran, dass es in jenen Jahren oft Straßenkonzerte dieser Art gab.

Mein Großvater war von Witzenhausen zugewandert und hatte eine schon bestehende Schlosserei übernommen. Nach seinem frühen Todes folgte ihm mein Vater; er heiratete eine Bauerntochter aus dem Gartetal. Sie war, wie man damals sagte, „in Stellung" in der Piepenbrinkschen Mühle. Mein Vater ließ das verzierte Firmenschild neben der Haustür "Carl Zeichner Schlossermeister" unverändert. Der später eingerichtete Laden, rechts vom Eingang, hatte ein Schaufenster, in dem die wichtigsten Eisenwaren ausgestellt waren.

Dadurch bekam meine Mutter noch mehr zu tun; uns drei Kindern waren sie eine gute Mutter, dazu eine fleißige und tüchtige Hausfrau. Da Sie auch den Verkauf hatte, konnte sie bei der vielen Arbeit nicht ohne ein Dienstmädchen auskommen. Diese kamen gern zu uns und haben für ihres eigenes Leben viel gelernt.

Vater hatte meistens einen Gesellen und zwei Lehrlinge für die Schlosserei; diese waren bei uns in Kost und Logie. Es musste dann tagein, tagaus für 9 Personen der Tisch gedeckt werden. Mutter kochte gut. Alltags gab es Eintopf, nur sonntags die leckere Bouillonsuppe mit Rindfleisch, auch mal die damals bekannte Götterspeise als Nachtisch.

Wenn ich dieses und das Nachfolgende etwas ausführlicher erzähle, so deshalb, weil das für die meisten Haushalte galt, in der Neuen Straße wie in der ganzen Stadt. Eine Wasserzapfstelle gab es nur in der Küche und auf dem Hof; die Morgenreinigung erfolgte in der Küche. Nur im Fremdenzimmer gab es zwei Schalen und einen Wasserkrug. Im Winter fielen auch diese aus, weil das Wasser gefror. Bevor im Jahre 1906 eine Gasanstalt in Betrieb genommen wurde, gab es nur Beleuchtung durch Petroleumlampen.

Mutter war eine sehr praktische Frau. Was die Arbeit erleichterte und Bequemlichkeiten brachte, führte sie ein, vor allem auch deshalb, weil sie mit der zunächst für sie gedachten Neueinführung Reklame machen und den Umsatz im Geschäft steigern konnte.

Soweit ich mich erinnere, waren in allen Häusern die Flure mit Sandsteinplatten bedeckt. Ihre Säuberung verschliss viele Scheuertücher, zumal bei der in einem Geschäftshaus täglich notwendigen Säuberung. So setzte meine Mutter bei meinem mehr konservativ denkenden Vater durch, dass die Diele Terrazzo erhielt, das von einer italienischen Firma gegossen und geschliffen wurde. Wir hatten also die ersten Gastarbeiter! Die Sandsteinplatten lösten das holprige Steinpflaster des Hofes ab. Da es viele Tischgäste gab, war ein größerer Herd vonnöten. Das Neueste waren Herde mit geschliffener Platte, die sich leichter säubern ließen und so glänzend aussehen. Seitdem wurden nach ihm nur noch solche Herde verkauft. Und als weitere, sicherlich erste Neuerung in der Neuen Straße: Ein kleiner Raum zwischen Küche und Wohnzimmer, etwa 2 mal 3 m groß, wurde zum Badezimmer umgestaltet, mit einem röhrenförmigen hohen holzbeheizten Badeofen. Ein Badewasser reichte für uns drei Kinder.

Eine weitere Neuerung wurde auch wieder ein Verkaufsartikel: Die Milchzentrifuge! Wir hatte zunächst eine Kuh, dann zwei Sahneziegen. Ihre kostbare Milch wurde durch die Zentrifuge entsahnt und dann zu Butter gemacht. Wir Kinder drängten uns sonst selten zu einer Arbeit, aber wir zankten uns darum, wenn es galt, die Zentrifuge auf höchste Drehzahl zu bringen. Ja, es gab damals noch Maschinen, die nicht mit Strom betrieben wurden.

Wie in allen anderen Haushalten der Neuen Straße hatten wir auch Schweine, meist drei, davon eins zum Verkauf an einen Lehrer. Die Schweine machten alles, was im Haushalt abfiel, zum Fleisch und Fett. Was wandert heute nicht alles in den Mülleimer! Zusätzlich wurden dann Kartoffeln und Rüben gekocht. Da das z. T. sehr umständlich war, schaffte meine Mutter als weitere Neuheit einen Kippdämpfer an. Für 2 - 3 Tage konnte in ihm die nötige Futtermenge gekocht werden. Vor allem dann, wenn Möhren beigegeben waren, schmeckten die gedämpften Kartoffeln als Pellkartoffeln auch uns Kindern. Auch von solchen Kartoffeldämpfern hat Vater viele verkauft.

Bei einem anderen Gegenstand konnte unsere Mutter allerdings nicht das Recht der Erstanschaffung in der Neuen Straßen für sich in Anspruch nehmen. Da waren uns Steinhoffs gegenüber voraus, nämlich mit einem Klavier. Vater war sehr musikliebend und sangesfreudig. Es gar mehrere Mitglieder des Männergesangvereins in der Neuen Straße, Gehmann, Johanning, Keller und Vater. So wurde trotz des damals schon sehr hohen Preises ein Klavier angeschafft. Beschwerden über Klavierspielen bei offenen Fenstern gab es damals in der Neuen Straße nicht. Im Gegenteil: Als damals ein Verwandter von uns aus Hannover zu Besuch kam, der Akkordeon und Klavier in einem Orchester Hannovers spielte, da lauschte man in der ganzen Nachbarschaft seinem Spiel. Man setzte sich Stühle und Bänke vors Haus und lauschte dem seltenen Genuss.

Es gehörte zum Straßenbild, dass in der warmen Jahreszeit vor einigen Häusern dauernd Bänke standen, z. B. bei Kumpart und Meinshausen. Man liebte vor allem den abendlichen Plausch nach getaner Arbeit. Auch wenn die Straße mit Steinschotter gedeckt war, gab es keinen Staub. Sonnabends war Generalreinigung der Straße durch alle Anlieger, mit Sprengen und Reisigbesen. So einfach war das damals ...

Unser Wohnhaus selbst war nicht unterkellert, wohl aber der Fachwerkanbau, der die eine Seite des Hofes abschloss. In der Werkstätte gab es 5 Schraubstöcke, einen Amboss und eine Esse, die mit dem Fuß oder mit der Hand durch einen Blasebalg betrieben wurde. Meiner Eltern und Rothschilds Haus hatten viele Räume, sogar im 2. Stock unter dem Dach ein Giebelzimmer mit Fenster zur Straße. Auch ein Taubenschlag war unter dem Dach nach dem Hofe hin ausgebaut.

Oft mussten wir bei der Morgenfütterung feststellen, dass unsere Lieblinge mit ihren Jungen tot waren. Es gab Marder, Iltisse und Ratten, gegen deren Mordgier und Gefräßigkeit wir trotz aller Vorsorge machtlos waren. Ebenso konnten wir unsere Kaninchen in der Hinterscheune kaum gegen die Ratten abschirmen. Die Stallungen und Scheune des Gebäudekomplexes Bode - Zeichner - Rothschild bot den kleinen Räubern sicheren Unterschlupf.

Aus den Küchenfenstern meines Elternhauses sah man auf den geräumigen Hofes des Nachbarn August Stöckemann, deshalb so geräumig, weil Stöckemanns Haus in größerem Abstand gebaut war. Zur Straße hin war die breite Durchfahrt durch ein hohes Brettertor abgesichert; es war über Nacht abgeriegelt und wurde außerdem durch einen schwarzen, uns wenig sympathischen Köter Caesar bewacht. Er knurrte uns immer erst dann, weil er es nicht vergessen hatte, dass wir ihn aus sicherer Deckung heraus gereizt hatten.

Stöckemann war Viehhändler; er handelte vor allem mit Schweinen, für die er in der Scheune mehrere Ställe ausgebaut hatte. In der Scheune war auch der Transportwagen untergestellt, ebenso sein Pferd. Bemerkenswert waren die große Dungstätte und die abgedeckte Jauchegrube. An einer Wand hing ein großer Jauchefüller mit langem Stil: mit diesem eimerförmigen Gerät wurde die Jauche in ein Jauchefass gefüllt und aufs Ackerland oder in den Garten gefahren.

Man merkte es Stöckemann oft an, dass seine Geschäfte unter Alkoholgenuss getätigt waren. Er war immer zu Späßen und Scherzen aufgelegt, und er mochte es gern, wenn man mitmachte. Es machte uns Freude, wenn es ihm Freude machte, die Tochter Henny des bei ihm wohnenden Werkhausaufsehers Schenkemeyer zu necken. Gab das oft ein Gelächter! Ansonsten war es uns Kindern an dem Hoftor wegen des Caesar nicht immer ganz geheuer. Auch machten wir uns davon, wenn wir auf der Straße hörten, wie Schenkemeyer bei seinem Mittagsschlaf im Eckzimmer des 1. Stockwerks schnarchte. Vielleicht lag das auch daran, daß Schenkemeyer einen Vollbart trug, als einziger Anwohner der Neuen Straße. Dabei hielten wir zu Schenkemeyers besonders gute Nachbarschaft.

Mit dem Haus von Ackerbürger August Hösel kommen wir zu einem Anlieger der Neuen Straße, der nur Landwirtschaft betrieb und ein Pferdegespann hatte. Hinter dem geräumigen Hof lag eine sehr große Scheune, in die das reife Getreide eingefahren wurde. Wenn es keine Arbeit mehr auf dem Felde gab, wurde das Korn gedroschen. Dazu kam "Maschinen-Honig" mit Dampfkessel und Dreschmaschine, später auch noch mit einer Strohpresse. Dreschtag war ein besonderer Tag. Hilfskräfte fanden sich immer zu gegenseitiger Hilfe und Mitarbeit. Viele und z. T. anstrengende Handreichungen waren nötig: die Garben mußten auf die Dreschmaschine geworfen werden und dort in den Dreschschacht gerüttelt werden; eine Person beobachtete das Einlaufen des gedroschenen Korns in die angehängten Säcke. Waren sie gefüllt, mussten sie auf den Lagerspeicher getragen werden; das ausgedroschene Stroh wurde "gebanst" und vieles mehr war zu tun. Die Dampfmaschine pfiff die Mitarbeiter zu den Mahlzeiten. Zum Kaffee gab es meistens saftigen Zwetschen- oder Schmandkuchen und den guten Zuckerkuchen.

Hinter der Scheune lag in einem weiteren Garten ein längliches, niedriges Fachwerkgebäude, in dem Hösel noch Lohgerberei betrieb und an dem das Mühlenwasser entlangfloss und die Lohkuhlen sich befanden. In diesem etwas geheimnisvollen Gebäude bin ich nur einmal gewesen, in dem schon erwähnten Garten aber öfter, vor allem zur Reife des herrlichen Gravensteiner Apfelbaumes. Wir mussten schon auf dem Sprung sein, einen Apfel zu erhaschen, denn Frau Hösel konnte anscheinend über den Hof, durch Scheune und Stallungen hin das Niederfallen eines Apfels hören.

Die anschließenden, Wand an Wand gebauten Häuser gehörten Kaß und Meinshausen, heute die Nr. 18 und 20. Schmied Meinshausen hatte viel zu tun, auch deshalb, weil die Neue Straße die Verbindungsstraße zum Oberdorf war, in dem es nur Bauernhöfe gab. Wir Kinder sahen oft mit einigem Abstand zu, wenn die Pferde beschlagen wurden oder ein glühender Reifen über zerbrochene, reparierte und neue Räder gezogen wurde. Beim Einbrennen der Hufeisen gab es einen ziemlichen Gestank, und wir hatten immer Angst, es könnte den Pferden wehtun.

                                   

Der städtische Lagerplatz war westlich abgegrenzt durch den Bauernhof von August Lorberg, mit einem statlichen Wohnhaus und vielen Scheunen und Stallungen. Es war m. E. der größte Bauernhof, an der Ecke zur Methe gelegen.

Vor der Haustür war ein Vorbau mit mehreren Stufen und zwei Sitzgelegenheiten rechts und links aus Sandstein.

Außerdem standen da zwei Bäume, soweit ich mich erinnere, war es Rotdorn. Lorbergs hatten vier Jungen, der älteste in meinem Alter. Das Lorbergsche Grundstück war uns ein wahrer Spielplatz! Und überall war das Spielen gestattet. Hinter dem großen Stallgebäude lag ein Garten, in dem eine offene, ganz einfache und langsam verfallende Kegelbahn, ferner ein Göpel, der von einem Pferd getrieben wurde und mit dem über einen langen Transmissionsriemen im Stockwerk über dem Pferdestall Häcksel geschnitten wurde.

Tagelang hatte Maschinen-Honig dort zu tun, wenn in den verschiedenen Scheunen das gelagerte Getreide gedroschen wurde. Dazu mussten die Dampfmaschine und Dreschmaschine oft umgesetzt werden. Eine Scheune diente im Winter auch als Schafstall, zum Frühjahr gab es dort viel Dung abzufahren. Eine große Scheune grenzte an das Mühlwasser, in das die vom Felde kommenden Gespanne geführt wurden, um zu trinken. Eine flache Steinbrücke führte über das Mühlwasser, an der hohe Pappeln standen.

Das große Wohnhaus war zugleich teilweise ein Wirtshaus. Auf dem weiten Flur befand sich rechts ein Verschlag mit einer Theke, an der August Lorberg tagsüber auch mal einen Schnaps ausschenkte an Bauern, die mit ihren Gespannen aus dem Oberdorf und den umliegenden Dörfern kamen. Am Sonntagnachmittag fanden sich viele alte Bekannte von Lorberg in einem großen Gastzimmer unten rechts zum Skat ein. Dazu steckte Lorberg ein Fäßchen Bier an und hatte auch eine gute Zigarre für seine Gäste; man liest richtig: 3 Zigarren zu 10 Rpf.! Im ersten Stockwerk des großen Wohnhauses war ursprünglich ein großer Saal. Er wurde aber kaum benutzt und daher bald zu einer Wohnung umgebaut. Auf der anderen Ecke zur Methestraße hin hatte Lorberg noch einen schönen Garten, auf dem 1917 das Postamt gebaut wurde.

Doch nun hinüber auf die andere, die Südseite der neuen Straße. Da stand einmal das Obere Tor, das zwar nicht einem Brand zum Opfer fiel, jedoch später abgerissen wurde. 1876 baute dort Apotheker Meyer eine große Apotheke in einem Haus, das dem Lorberg’schen sehr ähnelte. Die Apotheke hatte einen großen Vorgarten, der mit einem schönen geschmiedeten Eisenzaun abgegrenzt war. Von der Gartentür führte ein breiter Pfad, mit großen Sandsteinplatten belegt, hin zu einem mehrstufigen Vorbau aus Sandstein. Eine schwere Haustür zierte die Apotheke, neben ihr war ein Griff angebracht, mit dem man innen eine Schelle in Bewegung setzen konnte, wenn man außerhalb der normalen Öffnungszeit ein Medikament zu holen hatte. Das kam allerdings nur selten vor.

Ich meine, immer nur mit einer gewissen Scheu und Beklommenheit zur und in die Apotheke gegangen zu sein. Man kam da zunächst in einen hohen Vorraum, den Flur, der nach allen Seiten große Türen hatte. Die rechts liegende führte in die eigentliche Apotheke, ihren Verkaufs- und Warteraum.

Der Platz für Kunden betrug höchstens 2 mal 2 m, an einer Seite war eine schmale Bank, auf der man warten musste, wenn das Rezept angefertigt werden musste. Das war meistens der Fall.

Ringsum waren die Wände mit Regalen versehen, in denen in Krügen und Gläsern all das aufbewahrt wurde, was der Apotheker für Salben, Mixturen und Pillen benötigte. Was das jeweils war, verheimlichten die lateinischen Etiketten auf ihnen. Es gab kaum ein fertiges Medikament; als besonders wirksam ist mir ein wohlschmeckender Hustensaft in Erinnerung, und der half sogar gegen Durchfall! Heute hat jede moderne Apotheke mindestens 10000 Medikamente, 2 bis 3 weißgekleidete Helferinnen und einen elektronischen Abrufapparat. Alles machte damals der Apotheker allein. Er ersetzte in seiner Person die heute allmächtige Pharma-Industrie. Als besonders stärkendes Mittel ist mir ein Tokayer in Erinnerung.

Moringen hatte damals zwei Ärzte: Dr. Weßberge und Dr. Schrader. Der erste wohnte am Hammler und ging immer zu Fuß, der zweite hatte eine Kutsche mit zwei Pferden und fuhr meistens auf die umliegenden Dörfer. Es wird noch den einen und anderen in Moringen geben, der sich an Dr. Weßberge erinnert. Langen Schrittes, hochaufgerichtet machte er seine Besuche, immer mit Stock und Handschuhen, als Kopfbedeckung einen schwarzen „Bibi“. Kam er zum Hausbesuch, dann stand für ihn ein Waschbecken mit Seife und Handtuch bereit, um es vor und nach der Behandlung zu benutzen.

Die Behandlung war damals recht unkompliziert. Als ich mir mal beim Radfahren den Arm gebrochen hatte, kam Dr. Weßberge. Man legte mich auf den Ausziehtisch im Wohnzimmer, packte mir einen Ätherbausch unter die Nase, und im Nu war der Arm eingerenkt und gegipst. Keine Röntgenaufnahme vor und nach der Behandlung!

Ich kann von der Apotheke nicht Abschied nehmen und in meiner Erzählung weitergehen, ohne der großen, wundervollen Rotbuche zu gedenken, die im Vorgarten der alten Apotheke stand. Sie ist nicht mehr. Ebenso nicht eine in ihrem Schatten kuschelnde Bretterbude, die vorn nur aus einer Schaufensterscheibe und einer Eingangstür bestand: das photographische „Atelier“ von Brauckmann-Northeim, der nur einmal in der Woche nach Moringen kam. Ich habe noch ein Foto von mir aus dem Jahre 1898, in blauem Anzug mit Marinekragen und einer Peitsche in der Hand. So wurde man damals postiert und schaute angstvoll in die Linse, hinter der sich unter schwarzem Tuch der Photograph versteckte und aus dem ein Vögelchen herauskommen sollte.

Das Häuschen des Northeimer Photographen stand auf dem Grundstück des Ackerbürgers und Maurermeisters Senne. Dessen Wohnhaus war ein großes Fachwerkhaus, mit Backstein ausgemauert. Auch dieses fast modern anmutende Haus hatte eine große Treppe zum Eingang, mit Vorbau und Sitzbank, überdeckt von zwei großen Bäumen.

Das Haus war mehr als die anderen Häuser unterkellert; dieser Keller war nicht tief in die Erde eingelassen, daher auch die mehrstufige breite Treppe, die aus der Hintertür auf den weiträumigen Hof führte. Rechts lagen die Stallungen, außerdem boten die Scheunen Platz für den Wagenpark und das Gerät, das zum Maurerhandwerk nötig war. Das Sennesche Grundstück umgab noch rings ein Garten, und es reichte bis an die alte Stadtmauer heran, reichlich Platz und Gelegenheit also für das Spiel, das Kinder am liebsten spielen: Verstecken.

Das geräumige 1. Stockwerk hatte der Rabbiner Waller mit seiner Frau und seiner Tochter gemietet. Das Mädchen war, glaube ich, die einzige Brillenträgerin in der Neuen Straße. Mutter und Tochter waren immer sehr gepflegt und gut angezogen. Waller war beliebt, und da er auch in der privaten Mädchenschule unterrichtete, hieß er einfach „Lehrer Waller“.

Eine breite Durchfahrt trennt die beiden anschließenden Reihenhäuser des Münchhausenschen Musters von Sennes Grundstück. In dem ersten, auch Senne gehörenden Haus wohnte oben die alte Frau Senne, unten die Witwe Westermann mit Tochter und Sohn. Die Hoftür führte auch auf den großen Senneschen Hof.
Das anschließende Haus, Wand an Wand, bewohnte Stellmacher Kumpart, zu dessen beiden Söhnen wir eine gute Freundschaft hielten. Die Werkstatt war ja auch interessant für uns, weil da manches gute Stück Holz abfiel, das wir gut gebrauchen konnten. Herr Kumpart murrte schon mal, wenn wir uns zu oft in Werkstatt, Hof und Scheune herumtrieben. Die hintere Scheune diente als Lagerplatz für Kumparts Hölzer; ihr Fachwerk war sehr löcherig und wurde auch deshalb nicht repariert, weil in dem Durchzug das Holz gut austrocknen konnte.

Im 1. Stock des Hauses wohnte Telegraphenaufseher Steinmann, ein schweigsamer Mann, der sehr gewissenhaft seinen Dienst ausübte. Wir grüßten ihn immer artig, wie auch seinen Berufskollegen Briefträger Heinrich Ahrens, auch wenn der uns oft pedantisch und schrullig vorkam. Seine Austragungszeiten waren so präzise, dass man die Uhren danach hätte stellen können. Sein Wilhelminischer Schnurrbart kennzeichnete ihn auch äußerlich als „kaisertreu“.

Über eine nicht verschlossene Durchfahrt kam man zum Haus von Louis Sievert. Dieser betrieb eine kleine Landwirtschaft, natürlich mit Kühen, die gemächlich einen großen Leiterwagen zogen. Sievert hatte, wie alle Anlieger der Neuen Straße, auch einen Garten. Diese Gärten lagen gut erreichbar an der Methe, am Waldweg und entlang der Specke. Ich bin immer gern mit Vater oder Mutter zur Gartenarbeit gegangen, da beide mit besonderer Liebe und Sorgfalt sich diesem Hobby hingaben.

Auf dem Wege hin und zurück vom Garten hatte man einen Handwagen, entweder als kleinen Leiter- oder als Kastenwagen. Dieses Fahrzeug war damals notwendiger als heute das Auto und - es verbrauchte keine Energie.

Zu Louis Sievert fällt mir noch etwas Lustiges ein. Er hatte noch einen Nebenberuf, heute „Schwarzarbeit“ genannt, aber bei ihm nicht als solche abzuwerten. Er verstand sich aufs Haareschneiden. Dazu kam er ins Haus, und nach dem Haarschnitt zog er eine flache Flasche mit Kornschnaps aus der Tasche und rieb ringsum den Kopf ein. Gut gegen Erkältung, so seine Begründung. Friseur Dörnte durfte nichts davon wissen; der ganze Spaß kostete 10 Rpf.

Ich sagte wohl schon, dass in jedem Haus Schweine gemästet wurden. Die Ferkel kaufte man eingangs des Jahres. Die Tierchen taten uns leid, wenn der Schweineschneider kam und seine Arbeit verrichtete. Warum das? Wir wussten nur, dass dann die Schweine schneller fett wurden. Weniger fragwürdig war uns allerdings, wenn einmal im Jahr die Ziegen zur Hochzeit ins Oberdorf geführt wurden. Das alles gehörte zum Straßenbild wie auch Cleve, wenn er seine Bekanntmachungen mit einer Schelle einläutete. Dann öffneten sich Türen und Fenster.

Zum nächsten Haus in der Neuen Straße: Es gehörte dem Rentier Steinhoff. Seine Frau machte auf uns einen besonders feinen Eindruck, nicht nur wegen ihrer Brille. Das Steinhoffsche Haus war in seiner ganzen Anlage auf landwirtschaftlichen Betrieb eingestellt. Aber Steinhoff lebte von der Verpachtung seines großen Ackerlandes und vertrat eine kleine Bank. Auch mein Vater hatte etwas Geld angelegt. Da er aber Wind von einer bevorstehenden Pleite der Bank erhalten hatte, hob er alles Geld bis auf 20 RM ab.

Aber diese Summe reichte aus, in der Beziehung Steinhoffs und meines Vaters eine heftige Spannung auszulösen.

Unsere Nachbarn Steinhoff in der „Neuen Straße“ hatten vier Kinder, mit denen wir gut befreundet waren; mit der jüngsten gleichaltrigen Tochter kam ich nach Northeim auf die höhere Schule. Zu dem ältesten Sohn, der schon die Prima besuchte, schaute ich bewundernd auf und war stolz, mit ihm morgens zum Bahnhof gehen zu dürfen. August startete aber immer erst im letzten Augenblick. Er war sehr groß, seine Beine vielleicht doppelt so lang wie meine. Wenn er seinen normalen Schritt nahm, musste ich schon eine „höhere Übersetzung“ einschalten. Und wehe, wenn es arg kurz auf die Zeit war! Dann wurde der sog. Indianermarsch eingelegt, um den Zug nicht zu verpassen. Indianermarsch: Zwei Telefonstangen gestreckter Trab, zwei Stangen Laufschritt.

Das anschließende Brauns'sche Haus war größer als die Nebenhäuser. Es lag dem Elternhaus gegenüber, und beim Herannahen schwerer Gewitter - sie waren gar nicht selten - schauten wir beruhigt auf die Telefonleitungen auf dem hohen Dach. Wenn schon, dann musste ein Blitz evtl. dort schon eher einschlagen als bei uns.

Im Brauns'schen Haus wohnten mehrere Familien. Deshalb gab es auch auf dem Hof mehr Geflügel, eine große Miste und an der Seite zu Steinhoff hin mehrere Plumsklos, die Rückwand an Rückwand mit denen auf Steinhoffs Hofe standen.

Daran erinnere ich mich ebenso wie an einen kaum reinrassigen Hund, namens Waldmann. Ihm war ein fanatischer Hass gegen Ratten angeboren, gegen die er oft zu Hilfe gerufen wurde.

Brauns war Maurer und im Winter Hausschlachter; seine Frau betreute die städtische Bleiche. Er war ein sehr begehrter Schlachter, auch wenn bei ihm die „Schlachtige“ - so nannte man die Hausschlachtung - am längsten dauerte. Er nahm sich viel Zeit und gern zwischendurch einen Korn, der ihm wohl den Geschmack für die Wurst schärfte. Ein Hausschlachter brachte viel Geschirr zum Schlachten mir: einen schweren runden Hackeklotz, ein großes Wiegemesser mit drei Schneiden, verschiedene Messer in einer Ledertülle, die an einem Ledergurt getragen wurde, und ein Hackbeil, mit dem das Schwein auch betäubt wurde.

Ich muss hier nachholen, dass in der Küche aller Häuser neben dem Herd ein großer kupferner Kessel stand. Dieser wurde zum Wäschekochen benutzt und im Winter zum Schlachtefest. Dazu wurde der Kessel mit Sand und einem festen Strohbüschel geschrubbt. Chemische Reinigungs- und Spülmittel gab es nicht. Zum Fleisch- und Würstekochen musste der Kessel blitzblank sein; der Schlachter begann sein Tagewerk erst, wenn das Wasser im Kessel kochte.

Zur Zeit der Hausschlachtungen bekamen auch die Nachbarn Wurstebrühe für ein beliebtes Essen, die "Klümpe". Gerade in der Brühe, die beim Wurstkochen nachblieb, schmeckten die Kartoffelklöße lecker. So wurden auch die Nachbarn in die "Schlachtige" einbezogen.

Nachbarschaftliche Hilfe war damals besonders groß geschrieben. Wie hätte man ohne sie Kartoffeln roden und einbringen können, wie auch das köstliche Zwetschenmus kochen können, wenn man sich nicht zum "Ausbüttchen" der Zwetschen zusammengesetzt hätte. Das galt auch fürs Dreschen und wenn auf dem Pfingstanger bei Kiel das Holz geschnitten wurde, das als Gerechtsame auf jedes alte Bürgerhaus aus dem Stadtwald angefahren werden musste. Diese Fuhren bedeuteten für die Landwirte in Zeiten, in denen es auf dem Acker nichts zu tun gab, eine Nebeneinnahme, vorwiegend für die Bauern mit Pferdegespannen. Die kleineren Bauern hatten meist nur Kuhgespanne. Mit denen brachten sie u. a. z. B. vormittags die Milch vom eigenen und von benachbarten Betrieben zur Molkerei Moringen. Auf dem Rückwege hatten sie auf ihren Leiterwagen meistens nur leere oder mit Buttermilch gefüllte Kannen. Außerdem kauften die Bauern, die von den umliegenden Dörfern kamen, bei dieser Gelegenheit in den Moringer Geschäften ein. Dabei mussten die Kühe oft lange geduldig vor dem Geschäftshaus warten und ließen der Zeitdauer entsprechend mächtige Kuhfladen zurück.

Nebenbei: Der Fladen blieb nicht lange liegen; er wurde hereingeholt auf die Miste. Auch Pferdeäpfel hatten schnelle Abnehmer. Wenn die Gespanne der Domäne oder des Münchhausenschen Hofes morgens ausrückten, purzelten die Äpfel, in prächtiger Fülle und Rundung dampfend. Sie lagen nicht lange dort. Mit Schaufeln, Besen und Eimern waren sie schnell von den Anliegern des "Apfelpfades" zusammengekehrt und weggebracht.

Sonstiger Müll wurde in Herden und Öfen verbrannt. Was muss unsere Wohlfahrts- und Wegwerfgesellschaft heute für Müllabfuhr und künstlichen Dünger und gegen sonstige Umweltverschmutzung ausgeben! Man bedenke: bei allem, was ich bisher aus der Zeit vor 75 Jahren (heute über 100 Jahren) erzählt habe, wurde keine Energie modernerer Art verbraucht, weil es Gas und Strom nicht gab. Nur Kohle wurde von Honigs Dreschmaschine und auf den Essen der Werkstätten verbraucht.

Man baute nach dem Brand von 1747 in der Neuen Straße durchgehend stabiler als nach dem Großbrand von 1734. Wann und warum das Brauns'sche Haus, von dem bereits die Rede war, so groß gebaut war, entzieht sich meiner Kenntnis, wie es auch einfach als gegeben hingenommen werden muss, dass Zeichners, Rothschilds und Pramanns Haus den Brand von 1734 überstanden, in vielem dem alten Rathhaus in der Kirchstraße ähnelnd.

Wir haben immer das kleine, aber mit stabilem Fachwerk gebaute Haus bewundert, das uns wie ein Knusperhäuschen neben dem Brauns'schen erschien und in dem nach einer nach Berlin verziehenden Familie Grüneklee die Familie des Werkhausaufsehers Fischer wohnte. Louis Rothschild gab dann das große Haus auf und zog in das von Fischer um. Ich erinnere mich noch, wie nun das kleine Pferd Rothschilds zwei Stufen hoch über den Flur geführt wurde und hinten in einen kleinen Stall auf dem ebenso kleinen Hof.

Auf diesem war ein Teil als Garten hergerichtet mit einer Laube, etwas, was auch bei den beiden nächsten Häusern so war. Weil das ehemalige Fischersche Haus so klein war, waren der Durchgang zum nächsten und der ganze Hof groß.

Er schloss hin zur Stadtmauer mit einem geräumigen Lagerhaus mit zwei Stockwerken ab. Linker Hand befand sich das Häuschen mit dem Herzen; eine Dungstätte gab es nicht, weil Johanning, dem das Anwesen gehörte, nur einen ansehnlichen, sehr reellen Kaufladen besaß, den bis dahin wohl größten in ganz Moringen.
Ähnlich sah es innen und draußen in dem angrenzenden Haus von Klempnermeister Julius Siebert aus. Er selbst war kleiner Statur, recht schweigsam, aber ein tüchtiger Handwerks-meister. In einem Ladenfenster hatte er Kannen, Lampen und sonstige Fertigwaren dieses Geschäftszweiges aufgestellt. Ich glaube aber, er betrieb vorwiegend, wenn nicht ausschließlich, sein Handwerk.
Sein Nachbar August Jürgens war Schuh-machermeister, betrieb aber etwas Landwirtschaft und hatte ein Kuhgespann. Die Auslagen im Schaufenster verrieten, dass man bei ihm Schuhe kaufen und reparieren lassen konnte. Der Sohn kehrte aus dem Ersten Weltkrieg nicht zurück; die Tochter heiratete den Kaufmann Rakebrandt.

Und damit sind wir beim letzten Haus, das aber im Ortsverzeichnis zur Langen Straße gezählt wurde, obwohl es eine volle Front mit 1. Stockwerk zur Neuen Straße hin hatte. Es war die Gastwirtschaft und Schlachterei von Wilhelm Ahrens. Man betrat die „Gastwirtschaft zur Post“ von der Langen Straße her.

Im Flur befand sich links der Verkaufsraum der Schlachterei, der von Ahrens durch eine besondere Tür betreten werden konnte und der nach Ladenschluss mit einer Rollwand abgeschlossen wurde. Peinliche Sauberkeit herrschte auf dem Ladentisch, hinten befanden sich eingebaute Kühlschränke, die mit Eis gefüllt wurden. Zum Teil kamen diese Eisblöcke von den Mannenteichen, überwiegend aber von dem Teich der Tutenschen Mühle, wo sie im Winter herausgebrochen und im tiefen Felsenkeller gelagert wurden.

Ahrens verkauften nur bestes Fleisch und sehr schmackhafte Wurst. Das mussten sie, genau wie alle anderen Schlachtereien Moringens, schon deshalb tun, weil die meisten Haushalte selbst eingeschlachtet hatten und nach Verzehr ihrer Bestände dann sehr wählerisch beim Einkauf waren. Auf dem Flur standen ein Tisch und eine Bank für die Kunden.

Rechts lag ein sehr geräumiger, gemütlicher Gastraum. Durch einen kleinen Durchguck in der rechten Flurwand konnten Ahrens sehen, wenn Kunden oder Gäste kamen. Ja, man war wirklich noch Gast und nicht, wie heute so oft, hilflos dem Lärm eines Spielautomaten ausgesetzt. Sehr gräumig war auch der Hof, rings von einem Küchenraum, dem Schlachtraum, Stallungen und einer Scheune umschlossen, bis hin zur Domänenmauer. Dort lag auch im ersten Stock der Trakt mit kleinen Fremdenzimmern, über die sonst nur noch "Ratskeller" und "Felsenkeller" verfügten. Natürlich hatten Ahrens auch ein Pferdegespann und einen Wagen für Tiertransport, denn Ahrens fuhr selbst über Land und kaufte sein Schlachtvieh ein, um die Gewissheit zu haben, den Gästen und Kunden nur beste Fleischwaren liefern zu können.

Dass meine Schwester und ich gute Freundschaft zu den beiden Ahrenstöchtern hatten, sei auch vermerkt, auch dass wir oft zusammen musizierten, denn Ahrens hatten in dem Gesellschaftsraum ein Klavier. Außerdem gab es hinter dem Förstermannschen Hause (westlich der alten Apotheke) in einem Garten einen Birnbaum, der - sehr verlockend - besonders schmackhafte Birnen trug.

Ich möchte meine Erinnerungen an die Neue Straße vor 1914 schließen mit dem Hinweis, dass in ihr fast alle Berufe vertreten waren, außer Arzt, Pastor und einem Bekleidungsgeschäft. Es war eine ruhige Straße, in der selbst Kinder wenig spielten. Wir kannten uns doch in ganz Moringen aus, vom Opferteich bis hin zur Flake, vom Wienberg bis zum alten Friedhof im Oberdorf, vom Pfingstanger und tiefen Graben bis hin zu den Mannenteichen, zum Mühlenwasser und Speckenbrunnen, aus dem uns einmal der Klapperstorch geholt und in die Neue Straße gebracht haben soll.

An einiges von dem, was uns Dr. Zeichner erzählt, kann ich mich auch noch erinnern, obwohl ich erst 50 Jahre später „Kind in Moringen“ war. Beim Sohn vom Frisör und Bader Dörnte, einem ausgezeichneten Dentisten, habe ich meine ersten Erfahrungen mit dem Zahnarzt gemacht; da war die Praxis aber schon nicht mehr nach hinten heraus, sondern lag an der Straße, dort wo sich heute die Frontfenster einer modernen Reinigung befinden. Auch die düstere alte Apotheke habe ich noch genauso kennengelernt, wie sie Dr. Zeichner beschrieb ...
Warten wir 50 weitere Jahre ab, und sehen dann, welches Bild die „Neue Straße“ dem Betrachter nun bietet ...

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