Das Meyersche Rittergut

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 08. 07. 66:
Das Rittergut Meyer
Eine wechselvolle Geschichte in zwei Jahrhunderten

M o r i n g e n - In der Geschichte des "Junkernhauses", auch "Junkernhof" genannt, über die wir am letzten Wochenende berichteten, spielt auch das Rittergut Meyer eine Rolle. Dr. Niels Krack hat über das Gut und die Familie Meyer, die etwa 200 Jahre in Moringen Bedeutung hatte, allerlei erfahren. Wir lassen hier einen kurzen Auszug folgen.

Johann Wilhelm Meier (29.6.1693 bis 22.2.1760), Sohn des Northeimer Chriurgen Hermannus Meier (gest. 23.12.1710) und dessen Frau Engel Elisabeth (gest. 5.10.1710, 58 Jahre alt), heiratete in Moringen die Tochter Margarete Magdalene des Oberkrügers Richter. Sie war am 28.12.1700 geboren. Das Ehepaar betrieb in Moringen vor dem Brande von 1734 die Gastwirtschaft zu den "Drei Kronen" und eine Brennerei und kam zu Wohlstand. Nach dem Brande erhielt Meier eine doppelte Baustelle an der Ecke Lange Straße - Wasserstraße. Dafür musste er die Bauleute für den Wiederaufbau Moringens beherbergen und verköstigen, wobei er gut verdiente.

So fand er die Gelegenheit gegeben, mitten in der neuerbauten Stadt einen größeren Hof zu gründen. Seine Gewinne legte er in Landkäufen an. Sein Sohn und Erbe Johann Georg Meyer (29.7.1743 bis 4.6.1804) mußte infolge Erbstreitigkeiten die Brennerei stilllegen und fast alle Grundstücke veräußern. Als er 1804 starb, besaßen seine Erben nur das verschuldete Haus und Garten, Wiese und 4 ½ Morgen Ackerland.

Sein Sohn nun wieder, Carl Georg Wilhelm Meyer (14.04.1791 bis 15.06.1860), hat dann mit viel Fleiß, Sparsamkeit, Umsicht und kaufmännischem Geschick den Hof wirtschaftlich saniert und wieder hochgebracht. Nebenbei betrieb er einen einträglichen Handel mit Kleinwaren, Holz, Eisen und Immobilien und legte jeden Gewinn in Landkäufen an. Sein größter Ankauf war der Erwerb des Beaulieu-Mannomeyschen Rittergutes mit dem von Grapendorfschen Haus in der Mannenstraße (Junkernhaus, heute Dr. Wolter-Peeksen) für 7000 Taler. Als er starb, hinterließ er schuldenfrei etwa 400 Morgen Land, das alte und ein neues Haus, den Hof mit vielen neuen großen Wirtschaftsgebäuden, mehrere Häuser in der Stadt, sowie ein großes Kapitalvermögen. Sein Plan, das Gut in ein Fideikontor zu verwandeln, wurde nicht ausgeführt.

Sein Sohn und Erbe Julius Meyer (29.9.1836 bis 3.12.1914) kaufte 1870 die Landtagsstimme des damals aufgelösten Rittergus Uessinghausen von v. Bodenwerder und ließ diese Stimme auf sein Gut in Moringen übertragen. So wurde das Meyersche Gut in Moringen in der Tat zum Rittergut erhoben.

Im Jahre 1895 vernichtete ein Brand Kuhstall und beide Scheunen auf dem Gutshof. An ihrer Stelle wurde auf dem Kirchberg an der Northeimer Straße ein Vorwerk mit Kuhstall und Schweizerhaus (heute Hof Knafla) als Anfang einer geplanten Verlegung des ganzen Gutes auf den Kirchberg gebaut. Der Plan wurde nicht zu Ende geführt. Im ersten Dezennium des 20. Jahrhunderts wurde das Gut verpachtet und 1917 von der Erbin Else Meyer (26.05.1873 bis 28.03.1933) verkauft und zwar das Land an die Familie v. Münchhausen, die Häuser und Gärten an der Wasserstraße an die Zementfabrik Hardegsen.


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