Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Das alte Kaiserliche Postamt Moringen

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 15. 04. 67:
Das alte Kaiserliche Postamt Moringen
Bis vor 50 Jahren befand es sich neben der Stadtkirche

M o r i n g e n - Im April vor 50 Jahren, im Jahre 1917, stand dieses Gebäude, das Kaiserliche Postamt Moringen, noch in der obigen Gestalt. Ein Jahr später nicht mehr, und ein Jahr danach verschwand auch das Wort „Kaiserliche“ vom neuen Postgebäude am Waldweg.

Nicht ganz 30 Jahre hat der rote Backsteinbau oberhalb der Stadtkirche gestanden, bis er zum Sparkassengebäude umgebaut wurde. Vorher stand an der Stelle das Haus Tacke, in dem 1874 unser kurz vor der letzten Jahreswende verstorbener Mitbürger Christian Cleve geboren wurde. Das Tackesche Haus, weil baufällig, wurde abgebrochen. Eine diesbezügliche Notiz erschien im Oktober 1887 in der Moringer Zeitung und dazu schon der Vorschlag, auch die übrigen alten Häuser an der Kirche abzureißen und dafür einen schönen Platz mit Bäumen an deren Stelle anzulegen. Das geschah damals aber noch nicht.

Der Ziegeleibesitzer Hansmann aus Schnedinghausen erbaute, also wohl 1888, an der Abbruchstelle Tacke ein Postgebäude, eben das Kaiserliche Postamt Moringen, wie es sich in dem obigen Foto von Heinrich Lindemann aus dem Jahre 1902 darbietet. Zu jener Zeit residierte Postverwalter Otto Breunig gerade fünf Jahre im Postamt Moringen, der große Natur- und Heimatfreund. Die blumengeschmückten Fenster seiner Wohnung im ersten Stock des Postgebäudes zeugen von ihm auch als Blumenliebhaber, wie man ihn, der hier noch bis 1931 Dienst tat, nie ohne Blumen von seinen Spaziergängen kommen sah.

Vor dem Postamt sehen wir auf unserem Bild noch die Postkutsche, die den Fahrdienst zwischen Post und Bahnhof versah. Den Beamten vor dem Gebäude erkennen wir nicht mehr, auch nicht den Bürger, der in seiner Handwerkerschürze mit auf das Bild gekommen ist. Das kleine Mädel mit den zwei Broten im Arm, die es damals wohl aus der Bäckerei Steinhoff in der Neuen Straße oder aus der Bäckerei Sander aus der Langen Straße geholt hatte, muss schon eine Bewohnerin der Kirchstraße gewesen und heute mindestens 70 Jahre alt sein.

Bevor Moringen dieses erste Postgebäude bekam, wurden die Amtsgeschäfte der Post in Mieträumen verschiedener Privathäuser geführt, mal in diesem, mal in jenem, denn die Post zog oft um, wie es in alten Aufzeichnungen heißt. So zog sie 1874 von der Langen Straße in die Wasserstraße, später wieder in die Lange Straße, von da in die Kirchstraße, dann in die Neue Straße usw. Vor dem Einzog in das Postgebäude neben der Kirche befand sich die Poststelle im Haus des ehemaligen Gasthofs „Zur Post“. Die Poststellen wurden früher „Postexpedition“ genannt und nebenamtlich verwaltet; die Angehörigen des jeweiligen „Postexpediteurs“ trugen die Post aus. 1878 wurde die Postexpedition Moringen ein Postamt III und bekam einen hauptamtlichen Verwalter. Als erster amtlicher Briefträger wurde aber schon 1868 Heinrich Hartje angestellt.

In obigem Postgebäude wurde am 25. Juli 1900 das Fernsprechamt Moringen eröffnet, zunächst mit 8 Teilnehmern. 1910 waren es jedoch bereits 35, 1950 waren es 120, und heute sind über 300 Anschlüsse über unsere Ortsnetz-Kennzahl 05554 zu erreichen.Doch von Ortsnetz-Kennzahlen war noch keine Rede, als 1902 obige Aufnahme entstand, auch noch nicht, als man vor 50 Jahren an den Umzug in ein neues Postgebäude dachte, mit dessen Bau genau vor 51 Jahren, nämlich im April 1916, begonnen war.


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