Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Major Gustav Meyer

Der Major Gustav Meyer - eine bekannte Moringer Persönlichkeit
des vorigen Jahrhunderts
(zitiert aus der Moringer Chronik, nach Akte
„Moringer Magistrats Archivs 4441“)

Als nach dem Tode des Rittergutsbesitzers Johann Georg Meyer (1804) dessen Familie verarmte, trat dessen Sohn Friedrich Justus Gustav (geb. 1.6.1786, gest. 23.10.1857) 1805 in Lüneburg in die englisch-deutsche Legion ein und meldete sich als Kornett. Der Kommandeur der Legion, General v. Wallmoden, sagte bei seiner Bewerbung zu ihm: "... Junge, wir können dich nicht brauchen, du bist zu klein ...". Schlagfertig erwiderte der Junge darauf: "Excellenz, kleine Mäuse haben auch Schwänze ...". Diese schnelle Antwort gefiel dem General, Gustav wurde angenommen und erhielt ein besonders großes Pferd. Mit dem 3. Husarenregiment der Legion war er 1808/09 in Spanien und nahm bei beginnendem Freiheitskampf 1813 am Treffen in der Göhrde teil. Im Verlauf des Krieges wurde er bei Nive verwundet. Als Rekonvaleszent nahm er nicht im Verbande seines Regiment an der Schlacht bei Waterloo teil, sondern war zu dem Zeitpunkt in England zum Pferdekauf, da er als der beste Pferdekenner seines Husaren-Regimentes galt. Nach der Wiederentstehung des Königreiches Hannover trat er zur hannoverschen Armee über und diente dort im wiederentstandenen 3.Husaren-Regiment. Er war Träger der Großbritannischen Kriegs-Medaille.

In den 30er Jahren nahm er seinen Abschied als Major, erhielt aber seine Pension - wie das in der sparsamen hannover. Armee so üblich - nur als Rittmeister.

Von seinem Bruder kaufte er das vorm. v. Grapendorff'sche Herrenhaus in der Mannen-Straße, das spätere Dr. Wolter-Peeksen'sche Haus, welches er bis zu seinem Tode bewohnte. Er war in Moringen eine populäre Persönlichkeit und ein passionierter Jäger. Wenn er sich beim Schützenfest und anderen Geselligkeiten sehen ließ, fragten ihn oft die Moringerinnen: "... Herr Major, willt wi nich mal'n Schott'schen danzen ...?", einen Wunsch, den er stets erfüllte. Gustav Meyer war Junggeselle, hielt sich aber immer eine hübsche Haushälterin, die gut kochen konnte. Er tat in Moringen viel Gutes, schickte Essen an unbemittelte Kranke, war ein großer Kinderfreund, jovial und zu jedem Scherz geneigt. Vor den Folgen der Colera im Jahre 1851 hatte er sich durch reichlichen Alkoholgenuß bewahrt, eine gewisse Liebe zu dieser "Arznei" hat ihn nie verlassen.

In seinem Testament hatte er sich eine kirchliche Beerdigung und die Anwesenheit eines Pastors verbeten. Aber nach seinem Tode am 23.10.1857 bestürmte der Pastor prim. Wagemann den Bruder, doch ein kirchliches Begräbnis zuzulassen, er werde es auch im Sinne des Verstorbenen gestalten. Aber auf dem Friedhof begann er mit der Verlesung des Textes: "... nicht mit Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht ... usw." Der Oberst v. Hammerstein, der mit dem Offizierskorps des Northeimer Garde Kürassier Regiments und einer Ehren-schwadron nebst Regimentsmusik beiwohnte, hatte ähnliches befürchtet. Er gab dem Musikmeister ein Zeichen und ehe noch der Pastor mit seiner Predigt fortfahren konnte, intonierte die Kapelle das Lied vom Guten Kameraden. Offiziere und Mannschaften verließen daraufhin den Friedhof, gefolgt von der ganzen Moringer Bevölkerung, so dass der Pastor, zwei Familienangehörige und der Totengräber allein am Grab zurückblieben. Eine klare Antwort an einen wort- brüchigen Vertreter der Kirche, der sich aus diktatorischer Eigenmacht über den letzten Willen eines Toten hinwegsetzte!

Bei einer Grenzberichtigung in unseren Zeiten auf dem Martini Kirchhof wurde das Grab des Majors Gustav Meyer, der einer der letzten Offiziere der englisch-deutschen Legion war, entfernt. Sein Grabstein wurde dabei in den Garten der befreundeten Familie Hartmann im Grundstück "Petersruh" an der Specke gebracht.


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