Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Rittmeister Öhlkers

Artikel in der "Moringer Zeitung" vom 28.12.1968:
Rittmeister Öhlkers - ein tapferer Legionär
In den Ruhestandsjahren lebte er in Moringen - Blick in die Vergangenheit

Moringen - Im Jahre 1919 starben in Moringen zwei hochbetagte Damen. Am 14. Oktober verschied Frau Pastor Niemann, verwitwete Blauel, geborene Öhlkers im Alter von 93 Jahren 5 Monaten und 20 Tagen; sie wohnte zuletzt im Hause Heise, jetzt Lange Straße 45. Sechs Wochen später starb auch ihre Schwester, Fräulein Johanne Öhlkers, im Alter von 86 Jahren, 10 Monaten und 23 Tagen. Sie hatte viele Jahre in der Einbecker Straße im Haus jetzt Nr. 4 gewohnt. Diese Schwestern waren Töchter des Rittmeisters Christian Öhlkers, der seit 1838 in Moringen wohnte, in dem von ihm erworbenen Hause Kirchstraße damals Nr. 92, es muß das Haus heute Nr. 11 gewesen sein.

Dem Rittmeister Öhlkers widmete der Chronist Wilhelm Berold als einem "Held aus dem Freiheitskampfe" einen Gedenkartikel, der hier im Mai 1914 in der Zeitschrift "Heimatglocken" erschien. Christian Öhlkers war ein Lehrerssohn und am 22. Januar 1782 zu Hemmendorf bei Elze geboren. Von ihm schreibt Berold: "Mit welch glühender Vaterlandsliebe und mit welch ausdauerndem, vorbildlichen Opfermut ein Moringer Einwohner das Joch der Franzosenherrschaft mit zu sprengen versuchte, zeigt ein Blick an die Erlebnisse des Oberstleutnants Christian Öhlkers." Seine militärische Laufbahn im Jahre 1799 im Alter von 27 Jahren im Hannoverschen Heere beginnend, war er Zeuge der ruhmlosen Entwaffnung und Auflösung desselben durch die Elb-Convention von Artlenburg am 5. Juli 1803. Tief entrüstet, mit einem weißen Stabe, ging er ins Elternhaus, das Lehrerhaus in Eime bei Banteln, wohin sich der Vater als Küster, Lehrer und Organist hatte versetzen lassen.

Als unter Lebensgefahr von dem Oberstleutnants v. d. Decken mit steter Unterstützung der Küstenbewohner an den Mündungen der Elbe und Weser Werbestellen für hannoversche Offiziere und Mannschaften eröffnet wurden und sich Hannovers Jugend zu "des Königs deutscher Legion" vereinte, meldete sich auch Öhlkers beim Oberstleutnants von Bock in Elze. Das Verhalten der Franzosen in unserer Heimat hatte diesen Entschluß rasch entstehen lassen. In der Wirtsstube seines Heimat Ortes zechende Franzosen waren in ihren Forderungen machtlos gewesen und behandelten den Zahlung fordernden Wirt unglimpflich, als Öhlkers, ein staatlicher Niedersachse, ins Zimmer trat. Da wallte dem Jüngling das Blut, und bald sausten geballte Niedersachsenfäuste auf die Schergen nieder. Um einer harten Strafe zu entgehen, meldete er sich bei der geheimen Werbestelle in Elze. Die Einschiffung fand in Husum statt. Bis dahin hatte Öhlkers sich gleich anderen Legionären durch das besetzte Land geschlichen.

Nun gibt Berold eine kurze Geschichte der "Königlich deutschen Legion", die erst einmal in England diente - der Kurfürst von Hannover war ja gleichzeitig König von England, und England kämpfte in den Koalitionskriegen gegen Napoleon. Die junge Legion, der Öhlkers im 3. Husarenregiment angehörte, wurde im nördlichen Hannover eingesetzt, dann nahm sie an der sogenannten schwedischen Expedition nach Stralsund teil; darauf ging es nach Dänemark, das den Franzosen anhing, und Kopenhagen wurde belagert und erobert. Dann ging es nach Spanien zum Befreiungskampf der pyrenäischen Völker, in den auch die englisch-hannoverschen Truppen eingesetzt wurden und reiche Lorbeeren ernteten. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: "Durch besondere Tapferkeit hatte sich der Wachtmeister Öhlkers ausgezeichnet, der dafür in der Folge das Offizierspatent erhielt."

Im Freiheitsjahr 1813 war Öhlkers wieder mitten im Kampfgetümmel, und zwar an der Niederelbe unter dem General Graf von Wallmoden-Gimborn. Ein Augenzeuge der großen Tapferkeit des Leutnants Öhlkers hat der Nachwelt überliefert, daß dieser im Gefecht bei der Göhrde am 16. September 1813 als erster in eine der verzweifelt Widerstand leistenden vier französische Carrees auf dem Steinker Hügel eindrang. Mehrfach verwundet, stürzte er schließlich vom Pferd, der Kampf brauste über ihn hinweg, und nur dadurch, daß sein Schimmel über ihm stehen blieb, wurde Öhlkers vor dem Zerstampfen bewahrt.

Seit Januar 1814 lag Leutnants Öhlkers mit seinen Husaren in den Niederlanden. Schwere Tage standen dem englisch-hannoverschen Heere unter Blücher und Wellington noch bevor. So war Öhlkers auch bei Waterloo dabei und ritt zwei Attacken auf französische Kürassiere mit. Immer an der Spitze seiner Husaren, geriet Leutnant Öhlkers in arge Bedrängnis, und der Husar Joh. Friedrich Ludwig Hille aus Gladebeck sprengte herzu und rettete ihn das Leben. Das wurde dem braven Gladebecker dann auch zeitlebens nicht vergessen.

Nachher wurde Öhlkers aber doch durch einen Lanzenstich schwer verwundet, und dass sein treues Streitross wieder bei ihm stehenblieb, bedeutete für ihn Lebensrettung. Zwei Husaren seiner Schwadron fanden ihn und trugen ihn aus dem Schlachtgewühl. Im Lazarett zu Brüssel fand der Schwerverwundete Aufnahme und Genesung. - In einer Monographie über "Die Königlich deutsche Legion und das hannoversche Corps bei Waterloo" heißt es: "Major Öhlkers war anerkannt einer der Tapfersten der tapferen Legionairs."

Als die hannoversche Armee 1816 neu gebildet wurde, schreibt Berold, ging das Motto "Göhrde" vom 3. Husaren-Regiment der Legion, dem Regiment Öhlkers, auf das 3. oder Göttingische Husaren-Regiment über. In diesem diente Öhlkers als Stabs-Rittmeister bis zum Jahre 1830. Der Lanzenstich von Waterloo machte ihm aber immer noch zu schaffen, erschwerte ihm das Reiten und war schließlich Anlaß zu seiner Pensionierung.

1830 kam die Familie Öhlkers also nach Moringen. Ob sie hier verwandtschaftliche Beziehungen hatte, ist unbekannt. Vielleicht hat die Ortswahl mit dem Major Gustav Meyer aus Moringen zu tun, der auch im 3. Husaren-Regiment der Legion diente. Die ältere Tochter Emilie des Ehepaars Öhlkers wurde in Niedernjesa bei Göttingen geboren, als Tochter des Rittmeisters Christian Öhlkers und seiner Ehefrau Luise Sophie, geb. Klippe, wie im Kirchenbuch steht. Tochter Johanne aber wurde am 7.1.1833 in Moringen im Hause an der Kirchstraße geboren, 1848 fand in Moringen die Hochzeit von Emilie Öhlkers statt; sie heiratete Johann Ernst August Blauel, Oberappationsgerichts-Secretair zu Celle, ehel. Sohn des weil. Oberapp.Gerichtsnotars Dr. jur. Johann Conrad Blauel und der verstorbenen Christiane Marie Agnes Hostmann (so die Eintragung im Kirchenbuch).

Nach dem Tod ihres Ehemannes heiratete Frau Emilie in 2. Ehe - nicht in Moringen - einen Pastor Niemann. Zum zweiten Male verwitwet, kehrte sie für Ihren Lebensabend nach Moringen zurück. Ihr Sohn aus erster Ehe wurde, wie sein Großvater, Berufssoldat und hoher Offizier. Vater Öhlkers, der Held aus dem Freiheitskampf, starb hier am 26. November 1872 im hohen Alter von 90 Jahren. Eine schlichte Sandsteinplatte deckt sein Grab, schreibt Wilhelm Berold 1915, wir haben Grab und Grabplatte aber jetzt nicht mehr gefunden.


Überarbeitung:

Powered by CMSimple| Template: ge-webdesign.de| html| css| Login