Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Das alte Mühlenrad an der Mannenstraße

Der folgende Artikel zur Nickels-Mühle ist zitiert aus
Rudi Bäulke / Albert Körber sen.:
"Gewässer und Mühlen in Moringen", Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH 1995
Die Mannenstraßen-Mühle

Die Mühle am südlichen Ende der Mannenstraße (zuletzt Bäckerei Keller) gehörte offensichtlich auch zu den sehr alten in Moringen; denn schon Domeier erwähnt sie im Zusammenhang mit dem Wasser des Speckenbrunnens, das "die in der Stadt belegenen Mannensträsser-Mühle zu treiben vermögend ist".

Auch sie muste der neuen Zeit ihren Tribut zollen. Am 9.8.1969 wurde das Mühlrad, das seit längerer Zeit nicht mehr in Betrieb und morsch und faul geworden war, abgebaut. Aus diesem Anlaß schrieb die Moringer Zeitung: "Seit dem vorigen Jahrhundert, bis nach dem ersten Weltkrieg, war die Mühle im Besitz der Familie Nickel gewesen. Damals wurde mit der reichlich vorhandenen Wasserkraft gemahlen, geschrotet und auch viel Holz geschnitten. Ältere Moringer erinnern sich noch, daß die Holzwagen von der Mühle Nickel die Mannenstraße entlang bis zur Kirchstraße standen. Nach Vater Nickel übernahm zuerst der Sohn August, dann der Sohn Hermann die Mühle. Letzterer, unverheiratet geblieben, verkaufte die Mühle nach dem Ersten Weltkrieg an die Familie Keller (Familienfoto rechts), die aus dem Elsaß kam, doch war Frau Keller eine geborene Moringerin, aus der alten Moringer Familie Steinhoff."

Ein Jahr vor dem Abbau veröffentlichte "eine Anwohnerin der Mannenstraße" das folgende Gedicht. Es ist ein so herrlicher liebevoll-wehmütiger Abgesang, daß er es wert ist, erhalten zu werden, um auch späteren Generationen einen Einblick in eine Zeit zu geben, in der die Mühlenwelt noch heil war.


Gedicht in der "Moringer Zeitung" v. 26. 10. 68:
Das alte Mühlenrad an der Mannenstraße

Nun bist du morsch, dein Triebwerk steht,
und warst doch einst so frisch und jung,
du drehtest dich von früh bis spät
stets unermüdlich voller Schwung.

Das Wasser klar, wie aus der Quelle,
fingst du mit deinen Schaufeln auf
und gabest plätschernd Well' auf Welle
zurück in seines Baches Lauf.

Um dich herum war reges Leben,
ein fleißig Schaffen, emsig Tun,
du hast den Takt dazu gegeben,
nahmst dir nicht Zeit, um auszuruhn.

Im Bache tummelten Forellen,
im Mauerwerke Jahr für Jahr
verpasste nicht, sich einzustellen
ein muntres, flinkes Stelzenpaar.

Der Bauer hat das Korn gebracht,
den Lohn für seine Last und Müh,
du hast's gemahlen Tag und Nacht,
um zu versorgen Mensch und Vieh.

Einst wurdest du gepflegt, betreut,
bekamst dein Öl an jedem Morgen,
doch das ist nun vergangne Zeit,
um dich macht niemand sich mehr Sorgen.

Der einst so sorgsam dich umgeben,
der "Onkel Nickel" ist längst tot,
du konntest lang ihn überleben
und hast gemahlen Mehl und Schrot.

Nun wirst du abgebrochen bald
und warst doch einst so voller Schwung,
auch wir sind nun inzwischen alt,
uns bleibt noch die Erinnerung.

Autor: Eine Anwohnerin der Mannenstraße


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