Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Die „Opferteichsmühle“

Idylle im Moringer Oberdorf:
Die Opferteichsmühle

Für mich ist dieses eine der schönsten Ecken von Moringen: Der Oferteich mit der alten Mühle. In meiner Kinderzeit mußte ich mit dem Handwagen des Getreide zum Schroten zum Müller "Onkel Bullerdieck" schaffen und Tage später wieder abholen. Eine besondere Beziehung habe ich auch zu dieser Mühle, weil hier mein Ur-Ur-Großvater Georg Wilhelm Hartge (* 08.10.1808 in Moringen, + 26.03.1860 in Oberdorf), Kutscher und Gärtner auf dem Amte, mit seiner Frau Johanne Rosine Friederike geb. Hornhardt (* 31.07.1818 in Oberdorf, + 30.11.1888 ebd.), die er am 25.11.1838 in Oberdorf geheiratet hat, gewohnt hat.

Durch Zufall habe ich die folgenden Zeitungsberichte der „Moringer Zeitung“ aus den 60er Jahren in die Hand bekommen und an dieser Stelle auf- und nachgearbeitet:

Moringer Zeitung vom 20.07.68: "Das Bild der Heimat"
Ein romantisches Fleckchen in Moringen ist die Opferteichsmühle. Hier im Bild liegt das alte, schöne Fachwerkhaus in der Morgensonne.
Das Mühlenrad, das nun schon jahrelang stillsteht, ist mit Moos und Gras überwachsen. In einem glitzernden Fall stürzt das Opfer-teichwasser darüber hinweg und beginnt als Mühlenwasser seinen Lauf der Moore zu.

Moringer Zeitung vom 25.05.66: "Am alten Opferteich"
Durch Gehöfte dem Blick von der Straße her verborgen, liegt im Oberdorf nahe der Martinikirche der sagenumwobene Opferteich. Er gilt als alte Kultstätte unserer Vorfahren. Unaufhörlich quillt das Wasser aus seinem Grund empor. Sein Abfluß ist der Bach "Mühlenwasser", der auf seinem Lauf in die Moore früher sechs Mühlen trieb. Unser Bild zeigt einen Teil des Opferteiches mit der kleinen Insel, auf der Tisch und Bank aus Stein den Besucher zur Rast einladen.

 

 


Moringer Zeitung vom 18.05.67:
"Wo das Mühlenwasser seinen Lauf beginnt
"

"Du siehst geschäftig bei den Linnen
die Alte dort im weißen Haar,
die rüstigste der Wäscherinnen
im sechsundsiebenzigsten Jahr.
So hat sie stets mit sauerm Schweiß
ihr Brot in Ehr und Zucht gegessen,und ausgefüllt mit treuem Fleiß
den Kreis, den Gott ihr zugemessen."

Chamissos Verse fallen uns bei diesem Bild ein, das an der Opferteichsmühle aufgenommen ist. Mit praktischem Sinn nutzt die Mitbewohnerin der Mühle das aus dem Opferteich kommende Wasser zum Waschen aus. In breiter Rinne fließt es dem Mühlenrad zu und stürzt über das bemooste Mühlenrad hinweg in einem Wasserfall hinab.

Die alte Sage vom Opferteich
Oma oder Opa, Tante oder Onkel, Mutter oder Vater erzählten uns Moringer Kindern die folgende alte Sage:
Ganz, ganz tief hier unten auf dem Grunde liegen zwei große Kirchen-glocken. Die hatten vor vielen hundert Jahren einmal die Tempelherren extra für die Martinikirche gießen lassen. Tempelherren waren reiche Ritter, die für die Kirche kämpften und gute Werke taten. Darum haben sie auch der Martinikirche die beiden Glocken geschenkt, die sehr, sehr teuer waren. Weil die Tempelherren aber nicht nur fromme Leute, sondern auch rauh- beinige Rittersleute waren, vergaßen sie etwas sehr Wichtiges:

Sie vergaßen den Glocken Namen zu geben, sie zu taufen und mit Weihwasser zu weihen.

Die schweren Glocken wurden mit langen, dicken Stricken den Kirchturm hinaufgezogen und oben aufgehängt. Viele, viele Leute waren gekommen, um zuzugucken und die neuen Glocken zum erstenmal läuten zu hören. Nun sollte es losgehen. Kräftige Männer zogen an dem Glockenstrang, die Glocken bewegten sich, die ersten Töne erklangen, und die Zuschauer klatschten vor Freude in die Hände.

Aber da geschah plötzlich etwas Furchtbares: Die Glocken rissen sich los, flogen wimmernd und scheppernd durch die Luft, plumpsten platschend hier in den Opferteich und sanken gurgelnd bis auf den Grund. Das war die Strafe, weil niemand sie getauft und geweiht hatte.

Seit dieser Zeit ruhen die Glocken stumm in der Tiefe. Nur einmal im Jahr, in der heiligen Christnacht, erklingt ihr Geläut aus den Fluten, aber nur Menschen mit reinem Herzen können den wundersamen Klang hören.

Eines Tages wollte ein neugieriger Taucher die Glocken suchen. Er tauchte hinab ins dunkle Wasser, suchte und suchte, und schließlich entdeckte er sie tatsächlich. Aber sie waren an ganz dicke Eisenketten angebunden. Und daneben saß ein riesiger schwarzer Höllenhund, der sie bewachte. Er fletschte seine großen spitzen Zähne, und seine rotglühenden Augen versprühten Funken. Sein Fell sträubte sich, und er fing an, schauerlich zu knurren. Das hörte sich an wie Donnergrollen. Da flüchtete der Taucher in Todesangst, kam wieder an Land und erzählte, was er erlebt hatte.

Nach einiger Zeit hatte der Taucher seine Angst vergessen. Mutig versuchte er ein zweites Mal, die Glocken heraufzuholen. Aber wieder mußte er vor dem Höllenhund fliehen und kam nur mit großem Glück mit dem Leben davon.

Seine Gier, die Glocken zu erbeuten und reich und berühmt zu werden, war aber größer als seine Furcht. Deshalb versuchte er es ein drittes Mal. Diesmal aber packte ihn der Höllenhund und zerriß ihn mit seinen mörderischen Zähnen. Blutige Strudel stiegen an die Oberfläche des Teiches und kündeten von dem gräuslichen Geschehen in der Tiefe.


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