Moringer Geschichte(n) - Moringer FamilienDie Deichwallsmühle
M o r i n g e n - Ein malerisches Bild bietet von der Hagenbergstraße aus der Weg am Deichwall. Er führt zu einer Anzahl Gärten, auch zu den Pfarrgärten rechts am Weg. Ein passionierter Gartenfreund war übrigens Pastor Wentz, den man im Sommer oft schon vor 5 Uhr morgens im Garten am Deichwall arbeiten sah; er zog dort auch botanische Seltenheiten und gab sie gern weiter. Der Weg auf unserem Bild ist nicht der eigentliche Weg nach der Deichwallsmühle, aber er führt auch dorthin, von wo das Wohnhaus des Deichwallmüllers freundlich herüberschaut.
Zu den drei Erbzinsenmühlen in Moringen gehörte neben der Brauhaus- und Hagenbergsmühle auch die Deichwallsmühle. Sie liegt auf geschichtsträchtigem Gelände, daher auch hier ein kleiner Ausflug in die Stadtgeschichte. Lassen wir Krack zu Wort kommen, der zum Thema "Das Gut am Deichwall" schreibt: "Um die Jahrhundertwende (Anmerkung: Es muss richtig 'Jahrtausendwende' heißen) gab es in Moringen neben dem unter fränkischen Einfluss gegründeten und in der Verwaltung des Grafen von Northeim gehörenden Hof im Bezirk der späteren Burg und des nachmaligen Amtes noch einen befestigten Adelssitz, der dem Geschlecht der Immedinger gehörte und der urkundlich früher als der Amtshof erwähnt wird. Dieser Besitz bestand aus zwei Höfen, wovon der eine, als Wirtschaftshof, auf dem Deichwall, also im Bezirk der heutigen Pastorengärten und der Deichwallsmühle (Piepenbrink) gelegen war, während der andere Hof als schutzgebendendes, befestigtes Haus an der heutigen Mannenstraße und damit innerhalb der Stadtmauer lag, etwa dort, wo heute das Haus Dr. Wolter-Peeksen steht. Hier befand sich der Gutssitz, bis im Jahre 1833 Carl Meyer das Gut erwarb." Ohlmer schreibt dazu: "Obwohl die Herren von Rosdorf in der Folgezeit hauptsächlich auf der von ihnen erworbenen Höhenburg zu Hardegsen wohnten, erlaubte ihnen ihr in Moringen erworbener Grund- und Gutsbesitz hier einen Gegenpol zur herzoglichen Burg in Moringen in der Hand zu haben und Einfluss auf die Entwicklung Moringens zu nehmen. Der Eigenbesitz der Rosdorfer in Moringen bestand somit aus einem festen Hof (den immed. Hof - curtis Maranga) in Moringen, später innerhalb des schützenden Mauerringes gelegen - und einem Mühlenhof vor Moringen in der Nähe der Ulrichskapelle. Beide lagen am Deichwall, also benachbart. Aus dem in die Stadtbefestigung mit eingeschlossenen Haupthof entstand dann der sog. 'Junkernhof', der mehrmals abbrannte und dort lag, wo heute in der Mannenstraße das 'violette Haus' steht." Die erwähnte St. Ulrichskapelle am Deichwall, nach der die heutige Kirche der katholischen Gemeinde in Moringen benannt wurde (1959), hat man 1564 "niedergelegt". Zu Domeiers Zeit sollen aber noch Mauerreste sichtbar gewesen sein. "Steinreste wurden nach dem II. Weltkrieg bei Betonierungsarbeiten im Bereich der nahegelegenen Deichwallsmühle als Unterpackung verwandt. Auch ist im Triebwerkskeller dieser Mühle (Piepenbrink), der z. T. aus Steinen der alten Kapelle gemauert wurde, in der Wand ein aus der alten Kapelle stammender Stein mit der Jahreszahl 1131 zu sehen." Die Mühle am Deichwall muss zu dem ehemaligen Gutshof gehört haben. "Zu irgendeinem Zeitpunkt, der noch zu erforschen wäre, wurde die Mühle dann selbständig", heißt es in der Moringer Zeitung. Früher hatte die Mühle einen Mehl-, einen Schrot- und einen Ölgang, war also für alle anfallenden Mahlarbeiten gerüstet. Und das nicht nur für die Moringer Landwirtschaft. Mit Pferd und Wagen wurden auch die Dörfer in der Umgebung bedient: Getreide wurde abgeholt, Fertigprodukte wurden ausgeliefert. Aber die Konkurenz in der "Mühlenstadt“ Moringen war groß, und bevor Adolf Piepenbrink sen. die Deichwallsmühle übernahm, sollen vier seiner Vorgänger nacheinander Pleite gemacht haben. Als nun Vater Piepenbrink als „Fünfter den Betrieb und damit auch den im Hause wohnenden Mühlenbauer Arthur Gerschel mit übernahm, unkte und reimte letzterer zur Warnung die folgenden Verse:
Die Warnung muss wohl gefruchtet und zum Ansporn beigetragen haben; denn diese böse Vorahnung ist nicht nur nicht Wirklichkeit geworden, sondern im Gegenteil: Die Deichwallsmühle ist heute, 1995, als einzige von allen übriggeblieben, besitzt immer noch die Wasserrechte und nutzt die Wasserkraft zum Antreiben einer Turbine aus. Wie haben Vater und Sohn Adolf Piepenbrink das geschafft? Sicher nicht nur durch die geistige und körperliche Mithilfe des "guten Geistes" im Hause, des Experten Arthur Gerschel, der mit Rat und Tat hilfreich war, für moderne Technik sorgte und auch mit Pferd und Wagen umzugehen verstand - immerhin bis wenige Jahre vor dem Tode seines Hausherrn. Entscheidend war wohl, dass der neue Besitzer die Zeichen der Zeit erkannte und seinen Betrieb rechtzeitig umstellte.
Ein Plan von 1902, ein eigenes städtisches Elektrizitätswerk zu errichten, hatte sich zerschlagen. Beleuchtung und Energie für Motoren gab es in Moringen ab 1906 über die Gasanstalt; vorher waren Petroleum und Spiritus die flüssigen Energiequellen. ... Zur Bezeichnung "Deichwall" muss einiges gesagt werden. Das Flustück "Kleiner Deichwall" wird begrenzt von Specke (nordwestlich davon heißt es "An der Grabengasse"), Moore und Hagenbergstraße. "Großer Deichwall" ist das Gebiet zwischen Hagenbergstaße und Mannengraben. Früher lautete der Name "Am Dykwelle" oder "Auf dem Diekwell". Daraus wurde dann "Deichwall". Dieses aus "Deich" und "Wall" zusammengesetzte Wort bietet Anlass zu vielerlei Spekulationen über die ursprüngliche Bedeutung. Hier hat uns aber Dr. Niels Krack dankenswerterweise auf den Boden der bis dato gesicherten historischen Tatsachen zurückgeholt. In einer kritischen Stellungnahme zum Manuskript dieser Arbeit teilt er uns die Ergebnisse seiner Untersuchungen mit, die wir wie folgt zusammenfassen. Das mittelalterliche Wort "Dykwelle" darf nicht mit "Deichwall", sondern muss mit "Teichquelle" übersetzt werden. Eine solche gab es wirklich, und zwar dort, wo sich heute noch die Pastorengärten befinden. "Teichquelle" nennt man eine Quelle, die in einem Teich hervorquillt bzw. nicht gleich abfließt, sondern zunächst einen Teich bildet. Das sieht etwa so aus wie ein siedender Wassertopf. Eine solche gibt es ja heute noch in Moringen: den Opferteich. Diese Teichquelle aber war eine Hungerquelle, d. h. sie versiegte monatelang. Und auch das haben wir in Moringen heute noch: die Moorequelle. Aufgrund der Geologie des Moringer Untergrundes wird vermutet, dass beide Hungerquellen unterirdisch in Verbindung standen. An dieser "Dykwelle" gründeten Mönche noch vor der Jahrtausendwende ein kleines Kloster, um in diesem Landstrich mit immer noch heidnischer Bevölkerung "pazifierend" und missionierend tätig zu werden. Den Berichten nach war ihr Leben hart und voller Gefahren. Als dann auch noch die Quelle im Teich während des Sommers versiegte, verließen die Mönche diese unwirtliche Gegend und wirkten mit bei der Gründung des Klosters Corvey an der Weser. Später versiegte diese Teichquelle völlig, und das einst sumpfige Land ringsherum wurde trocken. Dies könnte eine Folge der Abholzung der Weper gewesen sein. Diese war früher ganz bewaldet, bis hin zum (unteren) Waldweg, der ein Teil der seinerzeit bedeutenden Handelsstraße Einbeck-Moringen-Harste Göttingen war. ... Überarbeitung: |
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