Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Unser Mühlenwasser

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 13. 05. 67:
Unser Mühlenwasser
Aus allen unseren Bächen sollen Schmuckstücke werden

M o r i n g e n - Ein schönes Bild bietet das Mühlenwasser, wie es aus den Grasgärten von der Wiesenstraße kommt und breitausladend an der knorrigen alten Weide vorbei auf die Neuemarktstraße zufließt (unser oberes Bild). Dann muß sich der Wasserlauf aber in ein Rohr zwängen, um die Straße zu unterqueren, und nun fließt das Mühlenwasser gemächlich zwischen grünen Ufern und unter alten Weidenbäumen oberhalb der alten Bleiche dahin (unser unteres Bild).

Das Mühlenwasser entspringt im Oberdorf. Am Fuße der Weper haben wir bekanntlich ein größeres Quellgebiet, das, wie Geologen schreiben, aus einer Verwerfung gespeist wird, die in nord-südlicher Richtung der Weper verläuft, Einbrüche des Mittleren Keuper in den oberen Muschelkalk, der in der Hauptsache den Westhang der Weper bildet. Aus dieser Verwerfung bekommt die Specke ihr Wasser; hieraus tritt nach unterirdischem Lauf das Wasser des Opferteiches zutage.

Unser Mühlenwasser ist also der Abfluß aus dem Opferteich mit Zufluß aus der Fischer-Quelle, und es nimmt kurz hinter der Opferteichsmühle den Wasserlauf des Breitensteins auf, der ebenfalls aus dem genannten Quellgebiet kommt. Seinen Namen hat sich das Mühlenwasser redlich verdient, denn auf seinem relativ kurzen Lauf vom Opferteich bis zur Deichwallsmühle trieb es früher sechs nur in kurzer Entfernung voneinander liegende Mühlen. Jetzt treibt es nur noch die Turbine der Deichwalls-Sägemühle.

Eigener Einschub: Die sechs Mühlen
(in Klammern die Namen der letzten Besitzer)

Opferteichsmühle (Bullerdieck)

Oberdorfer Gutsmühle (Feußel)

Brauhausmühle (Barnkothe)

Mühle an der Wasserstraße (Hillebrecht)

Mühle an der Grabengasse (Brauns)

Deichwallsmühle (Piepenbrink)

Heute muss das Mühlenwasser einen Teil seines Laufes unterirdisch zurücklegen, denn wenn es die Bleiche und den Brauhof passiert hat, wird es in Rohre gesteuert und unterirdisch den alten Weg geleitet - halb die Scheunenstraße hinunter, Abbiegen nach der Wasserstraße, unter dieser hinunter und Unterqueren der Mannenstraße. Am Grundstück Brauns in der Grabengasse tritt dann das Mühlenwasser wieder ans Licht. Daß es offen in der Scheunenstraße und bis zur Wasserstraße floss, wissen noch viele der älteren Einwohner, dass es auch offen den unteren Teil der Wasserstraße durchfloss, ist schon 100 Jahre her.

Von der Grabengasse ließt unser Mühlenwasser durch den großen Grasgarten der Deichwallsmühle zu und dort in einen kleinen Teich, in den sich von Süden kommend auch der vereinigte Lauf von Specke und Wendekessel ergießt. Diese vereinte Wasserkraft treibt nun die Turbine der Sägemühle Adolf Piepenbrink und fließt dann in einem Bachbett hinter den Pfarrgärten der Moore zu. Wird das Wasser in Arbeitspausen nicht genutzt, fließt es aus dem Teich in kurzem Lauf noch vor der Deichwallsmühle in die Moore, die unter der Mannenstraße am Grundstück Peckmann (früher Mecke) und am Badeanstaltsweg entlang herangeflossen kommt.

Wasser ist ein belebendes Element. Es zieht, ganz abgesehen von seinem Nutzwert, alle Naturfreunde an, es reizt die Maler und die Fotografen, und es freuen auch wir in Moringen uns an unseren kleinen Wasserläufen. Wir haben die große Aufgabe, die Bäche und ihre Ufer sauber zu halten, eine Gemeinschaftsaufgabe, an die sich jeder Einwohner gebunden fühlen sollte. Noch liegt an manchen Stellen altes Gerümpel in den Wassern, und der Anblick ist dann keine Freude mehr. Doch mit gutem Willen und Verantwortungsgefühl sollte es nicht schwer sein, aus allen unseren Bächen Schmuckstücke zu machen.


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