Moringer Geschichte(n) - Moringer FamilienWollspinnerei in der Thuten-Mühle
Die Thuten-Mühle am Hagenberg vor dem 1. Weltkrieg M o r i n g e n - Die letzte Mühle, die die Moore mit dem von ihr aufgenommenen Mühlenwasser auf ihrem Lauf durch Moringer Gebiet trieb, war die "Neue Mühle" am Hagenberg. Den Namen hatte ihr der Besitzer Heinrich Thute gegeben; in der Bevölkerung wurde sie allgemein aber "Thuten-Mühle" genannt. Die Mühle wird gar nicht neu gewesen sein, als der von Üssinghausen kommende junge Spinnereifachmann und seine aus Sebexen stammende Frau das einsam gelegene Grundstück etwa 1877 bezogen. Vielleicht hat sie einmal zum Domänenbesitz gehört, das bleibt noch weiteren Nachforschungen vorbehalten. Jedenfalls richtete das Ehepaar Thute dort eine Wollspinnerei ein. Das vorhandene alte und schmale Mühlenrad wurde durch ein neues, großes und kräftiges ersetzt, das der alten Moringern noch bekannte Mühlenbauer Artur Gerschel anfertigte. Der Antrieb für die Maschinen war nun stärker und entsprach den Anforderungen. Die Schafzucht blühte damals, auch Flachs wurde noch angebaut. Die Bauern, nicht nur aus Moringen, sondern aus der ganzen Umgebung, sogar von Lauenberg her, kamen mit ihren Kämmlingen, auch mit alten Wollstrümpfen, zur Thuten-Mühle. Das Marerial wurde maschinell im "Wolf" zerrissen und in der Schlagmaschine zu einer Art Watteschicht verarbeitet. Im "Krempel" wurde die Schicht zu Fäden zerteilt und die Fäden auf der Spinnmaschine gedreht. Wollgarn zu Strümpfen bedurfte einer besonderen Behandlung. - In der Spinnerei waren stets einige Moringer beschäftigt, viele Jahre August Voges. Von dem Garn wurde Beiderwand gewebt und das Weben in Lohnarbeit vergeben. Damals standen noch in vielen Häusern Webstühle. Auch ein Weber Müller aus Sebexen arbeitete für die Spinnerei Thute und kam zu Fuß aus dem noch hinter Kalefeld liegenden Dorf, um Beiderwand abzuliefern und neues Garn zu holen. Der Beiderwand wurde in der Thuten-Mühle nun noch bearbeitet. Der Stoff wurde gewalkt, gewaschen, gespannt und gerauht. Dabei half die ganze Unternehmerfamilie, auch die Kinder wurden schon angestellt. Beiderwandstoff wurde früher auf dem Lande viel getragen, er war derb und unverwüstlich. Den Mädchen und Frauen wurden daraus Kleider genäht, den Jungen Anzüge, die "trugen sich immer wieder von selbst blank", wie man sagte. Wie schon erwähnt, war die Thuten-Mühle die letzte am Moorelauf, was auch Nachteile hatte, nämlich des Stauwehres wegen, durch das oftmals kleine Katastrophen entstanden. Bei starken Gewitterregen oder Unwettern geschah es, dass die oberhalb gelegenen Mühlen an ihrem Wehr die "Schütte" (fachmännisch hochdeutsch "Schütze") hochzogen und dass das Wasser auf die Spinnerei zuströmte. War dort durch irgendwelche Umstände das Schütt nicht rechtzeitig hochgezogen, gab es Überschwemmungen auf dem Grundstück der Spinnerei, das Wasser drang dann auch in die Maschinenräume ein. Die Feuerwehr musste dann zu Hilfe gerufen werden. - Die Arbeit in der "Neuen Mühle" war hart und erforderte von dem Unternehmer selbst viele Nachtstunden.
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