Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Ein malerisches Fleckchen auf dem Domänenhof

Artikel in der "Moringer Zeitung" aus dem Jahre 1966:

Ein malerisches Fleckchen auf dem Domänenhof
Fragen um die künftige Gestaltung - Eine "harte Nuss"

M o r i n g e n - Auf dem ehem. Domänenhof steht auch dieses alte Fachwerkhäuschen, jetzt halb im Gebüsch versteckt und dadurch ein malerisch-romantischer Anblick. Der klare Speckenbach fließt dicht am Bau vorbei; eine Brücke führt zu der Tür an der Nordseite. Es ist die alte Schmiede der Domäne, aber schon lange nicht mehr als solche genutzt. Über der Tür an der Ostseite, durch einen schmalen Gang durch das Gebüsch zu erreichen, sieht man in der Mitte in einem weißen Feld Schmiedehandwerkszeichen, links steht I. V. O., rechts die Jahreszahl 1783. Zwischenzeitlich wurde das Häuschen auch als Lohnzahlungsbüro benutzt. Das kleine Fachwerkhaus am Rande des Parkes wird wohl seinen 200. Geburtstag nicht mehr erleben.

Stadtverwaltung und Rat beschäftigt vordringlich die Frage, wann es nun zur Unterzeichnung des Kaufvertrages für das Domänengebäude mit Hofgelände und Park kommt. Immer wieder verzögern Fragen und Änderungswünsche der Regierung den Termin, an dem endlich der Schlusspunkt hinter diese Ange- legenheit gesetzt wird. Wie wir hören, werden am Montag Bürgermeister und Stadtdirektor noch einmal die Regierung in Hildesheim zur Klärung einiger Fragen aufsuchen.

Erst wenn der Kaufvertrag unterschrieben ist, können die Planungen für den Domänenhofkomplex ernsthaft anlaufen. Gewiss hat man sich in Vorplanungen schon viele Gedanken um die künftige Verwendung der Gebäude gemacht, und es ist im Kaufvertrag auch ausdrücklich vermerkt, dass der Landeskonservator keinen Einspruch erhebt, wenn der langgestreckte Bau an der Amtsfreiheit abgebrochen wird, um neuen Gebäuden Platz zu machen. Auch zwei Wirtschafts-gebäude auf dem Hof (Scheunen) sind zur Verwendung oder zum Abbruch zu verkaufen. Der Park bietet sich als Platz für einen Kindergarten an.

Das villenartige Pächterwohnhaus hat noch keinen Interessenten gefunden. Es wurde in den Jahren 1910/11 erbaut, und im Juni 1911, vor 55 Jahren, zogen als erste dort Hochzeitsgäste ein, als die älteste Tochter des Amtsrats Hesse heiratete. Erst nach den Hochzeitsfeierlichkeiten zog die Familie des Domänenpächters Hesse in das neue Haus ein. Seit März vorigen Jahres steht es nun leer. Bei den Planungen um dieses Herrenhaus kam man auch auf den Gedanken, es als Rathaus zu verwenden. Das würde die Einwohnerschaft aber wohl weniger begrüßen, denn gerade im Hinblick auf den Publikumsverkehr ist doch die zentrale Lage des jetzigen Rathauses ideal, und das alte Herrenhaus der Münchhausens ist würdig genutzt.

Es ist für eine kleine Stadt schon eine harte Nuss, innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten neben einem modernen Schulbau auch noch die Aufsiedlung zweier Großgüter mit verkraften zu müssen.


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