Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Rest der alten Wasserburg Moringen

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 01. 07. 67:

Rest der alten Wasserburg Moringen
Das alte "Brauhaus" an der Amtsfreiheit soll im 13. Jahrhundert
erbaut sein

Das wuchtige, mittelalterliche "Brauhaus" an der Amtsfreiheit ist der älteste Profanbau Moringens. Das burgähnliche Gebäude soll im 13. Jahrhundert erbaut sein. Seine Eichenbalken sind von den Jahrhunderten geschwärzt und so gehärtet, daß man keinen Nagel hineinschlagen kann. Dieses alte Brauhaus ist der Rest der alten Wasserburg Moringen, die im Viereck angelegt war und aus vier Gebäuden bestand.

Mit der Zeit hatte sich der Westteil des Brauhauses gesenkt und musste vor Jahren unterfangen werden. Dabei stellte man fest, dass unter dem jetzigen noch zwei Hofgebäude gelegen hatten.

Das alte Amt Moringen vereinigte Justiz und Landwirtschaft der Regierung, das heißt die Einkünfte aus der Landwirtschaft dienten zur Unterhaltung des Amtes. Im Jahre 1820 wurden Justiz und Landwirtschaft getrennt, und die Domäne wurde zum ersten Mal verpachtet, an den Domänenpächter Ebell. Ihm folgten als Nachfolger sein Schwiegersohn Heise und 1890 Amtsrat Hesse. Die Justiz behielt bei der Teilung 11 Morgen, den Komplex mit dem „Sekretärhaus“ und den anschließenden Gärten. Im alten Brauhaus behielt die Justiz eine Beamtenwohnung, für das Gefängnis war schon ein Vorbau vorhanden. In der Kerkerzelle sind heute noch die Krampen in der Wand, an die die Verbrecher angekettet waren, die ihrer Hinrichtung auf dem Galgenberge entgegensahen.

Der Ostteil des Brauhauses gehörte mit der Auffahrt, der „Esplanade“, zur Domäne. Bei der Trennung wurde vereinbart, dass die Justiz ein Drittel und die Domäne zwei Drittel der Außenreparaturen zu tragen hatten. In dem alten Wirtschaftsgebäude wurde auch für das Amt gebraut, daher sein Name. Die Bürgerschaft von Moringen hatte ihre eigenen Brauhäuser.

Auf der Domäne wurden immer der Jahreszahl entsprechend viel Schafe gehalten, 1820 also 1820 Stück. Als in den Jahren 1850 bis 1870 das Land drainiert war, wurde viel Weideland umgebrochen und mehr Getreide angebaut. Das Brauhaus diente als Kornspeicher. Ein von der Esplanade her zugänglicher Raum größeren Ausmaßes wurde im Laufe der Zeit aber zu vielerlei Zwecken genutzt. In den Kriegen waren dort Kriegsgefangene untergebracht, in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts residierte dort die Wanderhaushaltungsschule des Kreises, das Rote Kreuz hielt dort Kurse ab, die Mütterberatungsstunde wurde dort gehalten, Jugendverbände hatten dort ihren Aufenthaltsraum. - Bei der Auflösung der Domäne zum 1.4.1965 wurde der Besitz des alten Brauhauses dem Justizfiskus zurückgeschrieben.

Unsere Bilder zeigen einen Blick auf das alte Brauhaus von der Amtsfreiheit aus (oben) und die Südwestseite das alten Gebäudes vom Justizgarten her gesehen (unten).


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