Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Unsere Torhäuser als Zeugen der Vergangenheit

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 06. 08. 66:

Unsere Torhäuser als Zeugen der Vergangenheit
Man sollte sie erhalten - Altes Haus bekam moderne Tür
    

Das Torhaus Ost, an dem man deutlich die alte Rille erkennt, in der
das Tor hing (links). - Die neue Tür am Torhaus West (rechts).

M o r i n g e n - Das Torhaus West oben an der Langen Straße bekam jetzt eine neue Haustür. Es war nötig, der Tür auch ein neues Gewände zu geben, da der Bogen des alten Sandsteingewändes gebrochen war. Die neue Türeinfassung ist nun aus sandsteinfarbenem Beton und paßt sich in Form und Farbe ihrem Gegenüber am Torhaus Ost an.

Es ist Jahrhunderte her, dass man Moringen durch seine Stadttore betrat, durch das Büchen-, das Mannen- oder das Obere Tor. Das Büchentor befand sich auf der Langen Straße in Höhe des Hauses Scheulenburg, es fiel auch dem Brand von 1734 zum Opfer. Dafür wurde das Einbecker Tor gebaut, ein paar hundert Meter nördlich, und von diesem Tor zeugen noch die beiden Torhäuser oben an der Langen Straße. Deutlich sieht man an beiden Häusern die tiefen Rillen, in die das Tor eingriff. Am Tor befand sich ein von zwei steinernen Löwen gehaltenes Wappen der Stadt Moringen.

Bis zum Jahre 1801 stand ein militärischer Posten am Einbecker Tor, da Moringen seit 1614 - mit Unterbrechungen - auch Garnison war. In alten Aufzeichnungen heißt es, daß, da durch ein Exerzierreglement Bewaffnung und Bekleidung der Soldaten weitgehend geändert wurden, man die Wache am Einbecker Tor nicht mehr in nackten Füßen oder in überzogenen Füßlingen aufziehen sah, auch nicht mehr in Schuhen mit Holzsohlen, sondern in festen Lederschuhen.

Im Jahre 1865 wurde das Einbecker Tor als letztes der Moringer Stadttore abgebrochen, und der Wundarzt und Bader August Ludwig Berger, dem wir so manche Aufzeichnung verdanken, schrieb, daß dies am 4. September geschehen sei und der Maurergeselle Friedrich Meyer den ersten Stein heruntergeworfen habe. Das Tor ist verschwunden, die Torhäuser stehen. Früher wird in einem der Häuser der Torwächter gewohnt haben. Später wohnten im Torhaus Ost der Stadtförster, dann für Jahrzehnte die Polizeibeamten der Stadt Moringen. Ein Raum hinten im Haus hatte vergitterte Fenster und diente als Gefängniszelle, man konnte schnell einmal einen Übeltäter dort sicher verwahren.

Im Torhaus West war das Erdgeschoss den „Tippelbrüdern“ vorbehalten, es war eine Art „Herberge zur Heimat“. Hier konnten die Wanderer der Landstraße für wenig oder gar kein Geld übernachten und bekamen morgens auch eine Tasse Kaffee vor dem Weiterwandern. Das Obergeschoss bewohnte der Feldhüter. Die Torhäuser haben ungewöhnlich dicke Mauern und auch dementsprechend tiefe Fensternischen, wie man sie in alten Schlössern findet.

Als vor Jahren einmal der Landeskonservator in Moringen war und sich die Martinikirche ansah, zeigte man ihm auch die beiden Torhäuser. er fand sie nicht erhaltenswürdig. Da sind wir nun anderer Meinung. Alle alten Moringer werden wünschen, dass man die beiden Zeugen der Vergangenheit pflegt und erhält, zumal in Moringen wenig Altes erhalten geblieben ist.


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