Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Vom Moringer Speckenbrunnen

Artikel in den "Northeimer Neuesten Nachrichten" v. 07. 05. 66:

Vom Moringer Speckenbrunnen
Ein wasserreicher Bach - und was Johann Gabriel Domeier dazu sagte

M o r i n g e n - Der Speckenbrunnen im Quellgebiet am Fuße der Weper wird einmal für die Wasserversorgung Moringens von Bedeutung sein. Bei steigendem Verbrauch wird die Stadt das Wasser der Specke in die Versorgungsleitungen aufnehmen. Die Gegend um den Speckenbrunnen war schon immer ein idyllischer Platz; ihn noch zu verschönern, wäre eine dankbare Aufgabe. Wohl steht dort eine Ruhebank, doch bedürfen der Brunnen und seine Umgebung noch besserer Pflege.

Früher konnte man in die sprudelnde Quelle hineinsehen, aber schon Anfang unseres Jahrhunderts wurde über die Quelle eine Betonplatte gelegt, um das Wasser, das ja die Domäne versorgte, sauber zu halten. Uebrigens fischte der Klapperstorch seit undenklichen Zeiten die Kinder für die Moringer Familien aus dem Speckenbrunnen. Ein Stückchen Zucker auf den Rand des Brunnens gelegt, ermunterte Freund Adebar zu dieser Tätigkeit und lenkte ihn wunschgemäß in das richtige Haus. Auch das ist heute anders, denn jetzt werden die kleinen Kinder anscheinend direkt ins Krankenhaus geliefert.

Alles, was über den Speckenbrunnen zu berichten ist, hat vor über 200 Jahren, nämlich 1753, schon der Chronist Johann Gabriel Domeier geschrieben, der als Bürgermeister von Moringen ein Bild der von ihm betreuten kleinen Stadt zeichnete. In der „Geschichte der Churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischen Stadt Moringen und des umliegenden Amts dieses Namens“ schreibt er unter Paragraph 8:

"Das beste Wasser springet nahe vor der Stadt gegen Westen am Fus des Weper-Gebürges aus dem in uralten Zeiten schon bekannten Speckenbrunnen, deßes unter andern in Hieron. Dicelli geographischen Dictionario p. 845, desgleichen in einem von weyl. Rector Schüsler zu Einbeck im Jahre 1739 herausgegebenen Programmate Erwähnung geschiehet. Dieser mit gehauenen Quadersteinen zierlich eingefaßte Brunnen, so in einem angenehmen Thale quillet, ist von einer ansehnlichen Größe, und deßen Kristallenen Quellen ergötzen durch die nach Verlauf einiger Minuten beständig gleich einem kochenden Topfe aufsteigende Luftblasen, nicht allein das Gesicht, sondern sind auch dermassen wasserreich, daß, ohngeachtet ein großer Theil dieses Wassers durch die Röhren auf das Amtshaus und dessen Viehhof geleitet wird, dennoch der übrige Neben-Abfluß, nebst dem kleinen Wendekessels-Bache, die in der Stadt belegene Mannensträsser-Mühle zu treiben vermögend ist.

Die ehemaligen Landes-Fürsten Wilhelm, Erich und Georg fanden sothanen Brunnen und dessen Gegend, so angenehm, daß sie sich während ihrer hiesigen Residenz und Aufenthalts öfters dahin verfügten und auf allerhand Art belustigten, ja Herzog Erich ließ sogar gleich darneben ein Lusthaus erbauen.

Es wird derselbe auch noch jetzo zur Sommerszeit an Sonn- und Festtagen von denen Stadt-Einwohnern häufig besuchet, um sich durch Scheibenschießen und allerhand Lustbarkeiten daselbst zu ergötzen. Es scheinet sogar dessen Benennung davon herzurühren, immassen, wenn eine Gesellschaft mit vielem Geräusche und Lerm sich belustiget, man nach hiesiger Mundart sich also auszudrücken pfleget: De Lüde spöcken brav herum, vielleicht mag solche auch von dem Worte Speeken, d. i. kleine von hölzernen Stangen verfertigte und mit Rasen belegte Brücken, herkommen; deren man in deßen wasserreichen Gegend verschieden antrifft."

Den Speckenbrunnen und seine Umgebung wieder etwas attraktiver zu machen, wäre, wie gesagt, nicht falsch. Es braucht ja nicht sofort zu sein, denn ein Kulturausschuß und die Stadt müssen sich ihre Vorhaben ja schließlich weise einteilen.


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