Moringer Geschichte(n) - Moringer FamilienEt is dee Landroat
Nienhagen um 1920 - wie soll man sich das heute, mehr als 80 Jahre später, vorstellen? Der untere Dorfeingang war bei Regenwetter wohl furchtbar: Nur Dreck, der sich in die Schuhe setzte und ein Weiterkommen verzögerte. Dazu als erster Eindruck der Geruch von verbrennendem Holz, denn man verheizte das, was man hatte. Und das waren eben keine Kohlen, sondern Holz aus den umliegenden Wäldern. Man hörte von weitem das liebliche Plätschern des Brunnens mitten im Dorf; an eine Wasserleitung war um 1920 noch nicht zu denken. In den Häusern fielen als erstes die niedrigen Balkendecken in den Stuben auf. Sie wirkten gemütlich, besonders beim Schein der Petroleumlampen, die von der Decke herunterhingen. Alles saß im Kreise, spinnend und "proolend". Wie gesagt, schlimm war der Dreck auf den Straßen. An den Brunnen war nicht zu kommen, man versank knöcheltief im Schlamm, denn das Vieh wurde natürlich zur Tränke an die Brunnen geführt. Beeindruckend war, das nur wenige Fenster "Chardeinen" hatten. Alles sah aber auch so hübsch aus: Blankgeputzte Fensterscheiben und dahinter Blumen oder Myrthenstöcke.
Auch der kleine "Ruddolf" stand mit seiner Mutter an der Straße. Schnurstracks, die Hände in den Hüften, stolzierte er im Dorf herunter, baute sich vor dem eleganten Herren auf, der gerade aus dem Auto ausgestiegen war und zupfte ihn am Sakko mit den Worten: "Wer bist’n dau?" Amüsiert antwortete der feine Herr: "Ich bin der Landrat." Der Kleine drehte sich schnurstracks um, bildete mit den Händen einen Trichter vor seinem Mund und rief laut im Dorf hoch: "Mutter, et is dee Landroat!" Damit wussten alle Bescheid. Nachzutragen bleibt, dass das kecke Bürschchen von damals später selbst Bürgermeister wurde und von 1953 - 1964 die Geschicke Nienhagens leitete. Überarbeitung: |
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