Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Kapelle und Schule

Aus der Geschichte der
Nienh
agener 
St. Johanniskapelle
und der Dorfschule(n)

- Wilfried Hartje -

Gemeindebrief der ev.-luth. Kirchengemeinde Moringen, Ausgabe I/2000
Im alten Grenzgebiete des Moring- und des Angaues liegt in einem Quertale der Weper das wohl schon 900 Jahre alte Dorf Nienhagen. Um das Jahr 1500 wird der Ort "zum Nigenhagen" und 1683 und 1729 "Neuenhagen und Nieenhagen" genannt. Anfangs ist der Ort sehr klein gewesen und erst mit der Zeit, besonders als das Dorf "Krummele" am Westhang der Weper zerstört worden war, kamen auch mehrere Familien von dort nach Nienhagen. So entstand allmählich ein Dorf mit damals 48 Wohnstellen. In einem Prozesse, den 1829 Nienhagener mit dem benachbarten Gut Üssing-hausen wegen Hut- und Weide-berechtigungen führten, wurden die Nienhagener noch "die Krummelerben" genannt.

Mitten durch das Dorf zieht sich wie damals von Osten nach Westen die Hauptstraße, die den Ort in eine südliche und eine nördliche Hälfte teilt. Die südliche Hälfte ist wasserarm und wurde wohl zuerst bebaut, die nördliche war früher mit Buschwerk stark bewachsen und deshalb sehr feucht. Erst als im Laufe der Zeit dieses entfernt wurde, schwanden die Wasserlachen, und nun konnte man an die Erbauung dieses Dorfteiles gehen.

Das älteste, noch stehende Gebäude (s. Oben links, Aquarell von 1947) ist die massive, aus Feldsteinen erbaute St. Johanniskapelle, eine sogenannte Befestigungskapelle, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und den Bewohnern bei feindlichen Überfällen als Zufluchtsstätte diente. Gegründet wurde sie von der St. Martinikirche in Moringen aus, weil die Wege zu kirchlichen Handlungen (z. B. Taufen) für die Bewohner von Nienhagen zu weit waren. Im Jahre 1901 ist die Kapelle im Innern mit einem Kostenaufwande von 4000 Mark erneuert worden.

Über ihre Entstehung ist uns eine Sage überliefert: Ein Ritter Namens Benno aus dem Leinetale hatte sich in eine Nonne des Klosters Fredelsloh verliebt und versuchte sie zu entführen, als sie im nahen Hainberge an einem Kreuze betete. Er zog sie zu sich auf sein Pferd und galoppierte mit ihr davon. An der Stelle, wo heute die Nienhagener Kapelle steht, kam ihm ein Schäfer in die Quere. Der Ritter erschreckte, die Jungfrau fiel zur Erde und der Entführer floh. Der Schäfer brachte daraufhin die Nonne nach Fredelsloh zurück. Als Strafe für seine Freveltat kam der Ritter in den Bann und konnte sich nur dadurch von demselben lösen, indem er gelobte, an der Stelle, wo die Jungfrau zur Erde gefallen war, eine Kapelle bauen zu lassen. Das tat er und schenkte außerdem zu ihrer Erhaltung ein beträchtliches Stück Land, das Bennofeld. Noch heute wird das Land "Benekenfeld" genannt. Soweit die Sage...

Nördlich von der Kapelle lag früher das älteste uns bekannte Schulhaus. Es soll sehr klein gewesen sein und wurde wegen Baufälligkeit 1873 abgerissen und durch ein neues, südlich von der Kapelle gelegenes ersetzt. Dieses Haus, in dem noch mein Großvater zur Schule gegangen ist, enthielt Schule, Lehrerwohnung, Scheune und Stallung - alles unter einem Dach. Ich erinnere mich noch an Erzählungen meines Opas über "seinen" Lehrer Kothe. Die Kinder saßen schon lernbereit in der Schulstube, nur der Lehrer war noch nicht da. Der mußte nämlich zuerst noch die Ziegen versorgen und nahm danach, direkt aus dem Ziegenstall kommend und nach Ziegen riechend, seine Lehrtätigkeit auf.

Der erste in Schriftstücken erwähnte Lehrer von Nienhagen war Hans Ahlschwede (1722). 1775 wird Karl Hattop genannt, um 1800 dann Schulmeister Mummenthey und bis 1856 dessen Pflegesohn Weber. 1856 -1870 folgen Lehrer Känter, 1870 - 1878 Weber jun., 1879 - 1886 Heinrich Sohnrey, 1886 - 1896 Karl Kreibohm, 1896 - 1911 Ernst Kothe, von dem ich weiter oben berichtet habe und von 1911 - 1924 Wilhelm Bauer, auf dessen Beitrag im Heimat-Buch des Kreises Northeim (Druck Paul Hahnwald, Northeim 1924) ich mich in diesem Beitrag gestützt habe. Von 1924 bis zum Wehrmachtseintritt 1939 war Rudolf Welge der Lehrer der Nienhagener Kinder (s. Foto unten).

Anfang des 2. Weltkrieges wurde dann die Dorfschule von den Nachbargemeinden unterrichtsmäßig mitbeteut. Ohne amtliche Berufung unterrichtete von 1944 - 1946 Hellmut Schmidt und ab 1947 Kurt Liebert bis zum Ende der Nienhagener Dorfschule (Einrichtung der Mittelpunktschule Moringen) im Jahre 1962.


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