Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Diebeskerzen

Märchen und Sagen
rund um Nienhagen
Die Diebeskerzen

Vor mehreren hundert Jahren, als auf der heute so kahlen Weperhöhe noch dichter Wald stand, hauste daselbst eine Räuberbande, die der Schrecken aller nahen und weiteren Ortschaften war.

Unter dem Schutze der Nacht verließen die Mordgesellen ihre Höhlen, die irgendwo in einem Dickicht versteckt lagen, und huschten gleich gespenstischen Schatten durch die damals noch so buschreichen Gemarkungen in das ausersehene Dorf und Haus, das manchmal schon an Tagen vorher von einem Diebesgesellen unter der harmlosen Maske eines "armen reisenden Handwerksburschen" ausgeforscht war. Wehe allem, was ihnen bei dem bleichen Geflacker der Totenlichter unter die Augen kam!

Dreimal wehe vor allem dem Weibe, das sich nicht in der Zeit der heiligen Mutterhoffnung vor den Blicken der Unholde verbergen konnte! Nach der Frucht ihres Leibes trachteten sie mit scheußlicher Begierde, um ihre Diebeskerzen daraus zu machen, die nach dem Aberglauben der Räuber ihre Träger vor der Entdeckung behüteten: Schliefen die Bewohner des umstellten Hauses, so flackerten die unheimlichen Kerzen hellauf, verlöschten aber alsbald, sowie die Augen des Hauses sich auftaten. Wer mag da wissen, wieviel Greueltaten im finstern Schachte jener vom schwarzen Aberglauben beherrschten Zeit begraben liegen. Nur eine bestimmte, mit jenen grauenhaften Räubereien verknüpfte Sage ist im Volksmunde erhalten geblieben, die ich übrigens auch in der Chronik von Moringen bestätigt finde.

Einen Schuster aus Nienhagen, der jahrelang sein Handwerk still betrieben, gelüstete es plötzlich, der Bande sich anzuschließen. Er stieg in einer stürmischen Februarnacht die Höhe hinauf und meldete sich beim Hauptmann. Dieser schien Zweifel in den Mut des Mannes zu setzen und machte deshalb seine Aufnahme von der Bedingung abhängig, dass er in derselben Nacht noch ein ungeborenes Kind zur Stelle schaffe. Der Schuster schlug ein und ging.

Stunde auf Stunde verrann, der Morgen tagte, und der Schuster kehrte nicht zurück. Er hatte seiner eigenen, der Niederkunft nahen Frau die Kehle durchgeschnitten, war aber von Nachbarn überrumpelt und dem Arme der Gerechtigkeit überliefert worden. Was weiter mit ihm geschehen, berichtet die Moringer Chronik also: "Anno 1694, den 4. Mai ist Christoph Spangenberg aus Nienhagen, weil er seiner schwangeren Frau die Kehle abgeschnitten und sonst viel schändliche Dinge ausgeübet, mit glühenden Zangen gezwicket, von unten geradebrachet. Der Kopf ist ihm abgehauen, auf den Pfahl gesteckt und der Körper aufs Rad geleget."


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