Moringer Geschichte(n) - Moringer FamilienHassepasse
Die Nienhäger sahen einmal einen fremden kleinen Knaben auf dem Holzwege liegen. Hätten sie gewusst, welcher Herkunft er war, würden sie ihn sicher in der "Wagentrane" haben zappeln lassen. So aber trieb sie ihr mitleidiges Herz, den kleinen Wurm mitzunehmen und aufzuziehen. In der Taufe bekam er den Namen Hassepasse. Als er groß war, nahm ihn ein Bauer als Knecht an. Aber es war ein sehr geheimnisvoller Kauz, dieser Hassepasse. Ob der Teufel ihm oder er dem Teufel "'was zu sagen" hatte, das wurde nie ganz klar; man war aber geneigt, das letztere anzunehmen. Als die Nienhäger nämlich einstmals Buchen fällten im Sollinge, gesellte sich fortwährend ein großer schwarzer Hund mit viereckigem Kopf und feuerroten tellergroßen Augen zu ihnen. Niemand wagte ihn zu vertreiben; da bat man Hassepasse, es zu tun. Der sagte zu dem Hunde einfach, er möge sich zum Teufel scheren, und da, unter insamster Einwirkung auf die Nasennerven allerdings, verschwand der Gast sofort. Ähnliches wäre mehr von Hassepasse zu erzählen. Zur Zeit, da die Nienhäger noch Herrendienste in Moringen tun mussten, war es, als der übermütige Hassepasse am letzten Abend vor der Kirmess mit seinem Gespann in der Mitte anderer am Oberdorfer Friedhofe vorüberfuhr. Das bleiche Mondlicht übergoß schon die vielen Grabhügel und Hügelsteine, da schrie der tolle Schlingel auf einmal: "Staht up, je Da'n, morgen is Kärmesse!" Fürchterlich war die Wirkung dieses Frevels. Die Kreuze auf den Gräbern drehten sich. Die Bäume und Büsche neigten sich und rauschten, der eiserne Hahn auf dem ehrwürdigen Haupte St. Martins lief rund um und kreischte laut; die Friedhofsmauern wankten hin und her, und das ganze Erdreich erweckte das Gefühl, als wolle es auseinander reißen. Da zerstoben Mann, Rosse und Wagen unter entsetzlichem Gekreische nach allen Windrichtungen, bergauf, bergab, über Stock und Stein. Erst am andern Morgen fanden die in Wahrheit verschleuderten Menschen den Weg nach Nienhagen wieder. Aus hundert Enden und Ecken mussten nunmehr Rosse und Wagen zusammengesucht werden, weshalb aus der Kirmess nichts wurde. Auch die folgenden Jahre unterblieb die Feier, weil noch jedermann unter dem Eindruck jenes grauenhaften Ereignisses stand. Selbst bis heute hat Nienhagen noch keine "feste" Kirmess wieder.
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