Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien


Wehrhaftes Nienhagen

Das wehrhafte Nienhagen
Von Lothar König
in "Der Heimatfreund", 24.12.1962

In diesem Beitrag soll Nienhagen nicht als besonders militantes Dorf herausgestellt werden, sondern es soll die Rede davon sein, wie die Beziehungen des Dorfes zu den Kriegen, Soldaten und Contributionen im Laufe der Jahrhunderte waren.

Der Wellenschlag des kriegerischen Zeitgeschehens und die unerfreulichen Erscheinungen von raubenden und mordenden Horden im ausgehenden Mittelalter ließen in Nienhagen eine Wehrkapelle entstehen, in die sich die Bevölkerung mit Hab und Gut retten konnte. Der trutzige Bau mit den Schießscharten wüsste uns sicher manches zu erzählen, wenn seine Steine reden könnten. Und doch spricht die Anlage dieser Gottesburg mit den dicken Mauern für sich, gleichsam den Titel vom "wehrhaften Nienhagen" bestätigend.

Die Hildesheimer Stiftsfehde ließ das Dorf Krummel, eine halbe Wegstunde von Nienhagen entfernt, untergehen, während die Bewohner desselben sich in Nienhagen ansiedelten, was aus Prozessakten des 19. Jahrhunderts wegen der "Krummelerben" ersichtlich ist.

Zu einer Musterung 1585 in Northeim erscheinen auch 28 wehrpflichtige Personen aus Nienhagen, wovon Hans Bierkamp, geboren 1555, mit "Rohr" und Heinrich Bierkamp, geb. 1556, mit Hellebarde, zu einer Familie gehören, die sich bis heute dort ansässig gehalten hat.

Das 17. Jhdt. bringt unerfreuliche Kopfsteuern, die sog. Türkensteuer, die das Reich für die Verteidigung des christlichen Abendlandes gegen die Türken benötigte. Den Nutzen dieser Einwohnerlisten haben heute die Familienforscher, die Hofbesitzer und ihre Angehörigen von 1664 an verzeichnet finden können.

Aus der Stammfolge Bierkamp wird Joh. Cord Bierkamp als Dragoner in Hann. Diensten bekannt; er wurde in Moringen getauft am 4.1.1695, heiratete ebendort am 15.10.1735 Anna Dorthie Böcker. Er starb als Invalide am 4.9.1773. Als Einwohner und Musketier wird Otto Heinrich Hampe genannt, der Katharina Elisabeth Schlemme ehelichte, die am 11.05.1721 geboren und am 4.10.1778 beerdigt wurde.

Von 1760 - 1772 mußte Nienhagen 766 Thlr., 15 Gr., 6 Pfg. Contributionen bezahlen, diese Kriegsgelder wurden 1765 aus der Landschaftskasse allerdings zurückgezahlt.

Als englischer Legionär wird der Vollköthner Heinrich Justus Schlemme bezeichnet, der am 2.2.1763 geboren wurde und am 3.7.1820 starb; in erster Ehe war er verheiratet mit Christine Elisabeth Spangenberg, in zweiter Ehe mit Marie Justine Hueg, verw. König.

Als Soldat im 9. Hann. Inf. Regt. starb zu Hameln am 18.6.1814 Joh. Georg Schlemme, der in Nienhagen am 2.5.1773 geboren war.

Im Jahre 1812 zogen Einwohner des Dorfes mit der "Westfälischen Legion" unter Napoleon nach Russland. Von ihnen starben Georg Brandes im Bezirk Saratow, Korporal Heinrich Lohse bei Odessa, während Friedrich Bierkamp (1769-1823) den Einzug in Moskau sowie den Übergang über die Beresina mitmachte, im Frühjahr 1814 kehrte er zurück, nahm 1815 an der Schlacht bei Waterloo teil und kam dann gesund heim.

In Nienhagen musste man währenddessen wieder eine Contribution zahlen, die sich 1812 auf 7240 Rhtlr. belief.

Der Flurname Reuteranger in Nienhagen wird von den Northeimer Dragonern und Kürassieren abgeleitet, die früher auf den Dörfern einquartiert waren.

Die Schlacht bei Langensalza 1866 machte Karl König aus Nienhagen mit, er lebte dort vom 27.4.1841 bis zum 20.11.1921. Bei seiner Beerdigung wurde am Grabe des alten Welfenkämpfers ein Kranz des Welfenhauses in den gelb-weißen Farben niedergelegt.

Im 1. Weltkrieg berichtete 1917 die Moringer Zeitung: Der Kaiser im Gespräch mit dem König. Dem Sohn Wilhelm (1889-1958), des Landwirts Heinrich König (1862-1932), dessen 6 Söhne im Felde stehen, wurde das Eiserne Kreuz vom Kaiser persönlich überreicht.

Der 1. Weltkrieg forderte aus Nienhagen 11 Opfer, deren Namen lauten: Karl Ahlborn, Otto Ahlborn, Wilhelm Bierkamp, Otto Brinkmann, Richard Böker, Wilhelm Düvel, Albert Fegebank, Wilhelm Fegebank, Ernst Gehrke, Karl Steinhoff, Heinrich Spangenberg. - Den Opfern dieses Krieges weihte am 18.10.1923 die Gemeinde ein Ehrenmal vor der Schule. Nach 36 Jahren musste das Ehrenmal durch Ehrentafeln erweitert werden, auf denen die Gefallenen des 2. Weltkrieges verzeichnet sind: Karl Ahlborn, Heinrich Bensemann, Gustav Bierkamp, Friedrich Bierwirth, Kurt Busemann, Karl Deilke, August Ellies, Willi Grimme, August Hartmann, Willi Küster, Heinrich Krummacker (Vater), Heinrich Krummacker (Sohn), Heinrich Bensemann, Karl Spangenberg, Otto Spangenberg, Wilhelm Teuteberg, Otto Wollersen.

Hier schließt der Bericht mit der Hoffnung, dass kommende Generationen friedlicheren Zeiten entgegengehen und ihnen Krieg und Opfer erspart bleiben mögen.


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