Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Das Domänengut Moringen

Artikel im "Göttinger Tageblatt" v. 01. 09. 66:
Einstmals Domäne Moringen
Stadt kaufte die Domäne - Blick auf ihre Geschichte
M o r i n g e n - Die Anfänge der eigentlichen Stadt, vormals Unterdorf genannt, sind recht alt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß in der Gegend, wo früher die Burg stand und seit dem Jahre 1720 die Gebäude des Amtsgerichtes stehen, in früherer Zeit ein Gutshof gestanden hat. In einem Schenkungsbrief um 965 ist von einem Marungau die Rede. 1013 wird in solchen eine „regia curtis Maranga“ und 1157 ein „castrum Moringen“ genannt.

Um 1252 kamen die Burggüter in den Besitz der Herren von Rosdorf und der Grafen von Lutterberg. Der Graf von Lutterberg übergab seinen Teil dem Grafen von Dassel. Nachdem dieses Geschlecht um 1325 ausgestorben war, fiel derselbe an den Herzog von Braunschweig. Als der Herzog von Göttingen, Otto der Quade, die Macht der Herren von Rosdorf brach, ging ihr Besitz in Moringen auf ihn über. Auch die Burg kaufte er um 1379.

Die Burggüter wurden damals schon Domänen, das heißt Krongut, Staatsgut genannt und blieben solche bis in die jüngsten Zeiten. So waren auch das Wesen und Werden des Krongutes Moringen mit der Burg verbunden. Nachdem das Gut fürstliche Domäne geworden, war die Burg Sitz des Fürstlichen Vogts oder Amtmanns, der im Auftrag des Fürsten die Gerichtsbarkeit über die Burgleute und die umliegenden Dörfer ausübte. Der Vogt, auch Amtmann oder Drost genannt, bekam entweder einen Teil der Einkünfte, die die Güter der Burg und das Richteramt abwarfen, oder er bekam die gesamten Einkünfte als Zinsen für geliehene Kapitalien. Alte Aufzeichnungen besagen, daß der erste Burgvogt um 1266 Conrad Hammenstädt, damals schon als Amtmann bezeichnet, gewesen ist.

Im Jahre 1434 bekam der Vogt Ludolf Ruschenplate das Amt als Unterpfand für 1000 Gulden, die er dem Herzog geliehen hatte. Im Jahre 1480 war Hermann von Schneen Amtmann von Moringen. Weitere Aufzeichnungen bekunden, daß über 50 Jahre lang bis 1773 Börries von Münchhausen dieses Amt verwaltete. Jener Freiherr Börries von Münchhausen war es, der sich nach den großen und verheerenden Bränden in Moringen um den Wiederaufbau der Stadt und auch um den Bau des späteren Waisenhauses in Moringen so verdient gemacht hatte, und für seine besonderen Verdienste vom Kurfürsten zum Landdrosten (Regierungspräsidenten) ernannt wurde. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne. Seinen Amtssitz hatte er auf der Burg. Ihm folgte 1774 Drost Franz Jobst Friedrich von Oldershausen.

Um 1820 verwaltete die Domäne Amtsrat Ebell bis 1865. Ihm folgte sein Schwiegersohn, der Amtsrat Heise, der 1889 verstarb. Unter den derzeitigen Regierungs- und Verwaltungsverhältnissen bewarb sich Oekonom Hermann Hesse aus Rosdorf um die Verpachtung der Domäne und erhielt sie für sein höchstes Gebot. Nach seinem Tode im Jahre 1940 verwaltete sein Sohn Walter Hesse die Domäne bis zur Auflösung und Aufsiedlung.

Das ehemalige Gutshaus, sowie die Wirtschaftsgebäude, die im Stadtgebiet stehen, hat nunmehr die Stadt Moringen käuflich erworben. Der Kaufvertrag mit der Regierung in Hildesheim ist perfekt geworden. Über die weitere Verwendung der erworbenen Grundstücke der einstmaligen Domäne Moringen bestehen Probleme, die im Laufe der nächsten Zeit durch den Rat der Stadt Moringen zum Besten der allgemeinen Wirtschaftslage der Stadt gelöst werden müssen.


Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 13. 07. 68
Noch Stille auf dem Domänenhof

M o r i n g e n - Auf Moringen kommt allerlei an Veränderungen zu. Vor allem wird der Domänenhof ein anderes Aussehen bekommen. Noch aber liegt er im Dornröschenschlaf. Das lassen unsere Bilder erkennen, die wir jetzt an einem schönen Julitag eingefangen haben.

Oben zeigt die Domänen-Steinscheune über der Luke, aus der man kürzlich bei der Rotkreuz-Übung die "Verletzten" herausholte, eine Sandsteinplatte mit den Initialien des Königs und der Jahreszahl 1834, dem Erbauungsjahr des massiven und also staatlichen Wirtschaftsgebäudes.

Unter den verschlungenen Buchstaben steht eine IV. Es muss sich um Wilhelm IV. handeln, der von 1830 bis 1837 König von England und gleichzeitig König von Hannover war, dritter Sohn Georg IV. Von England und Hannover. Mit ihm endete dann die Personalunion von Hannover und England. Den englischen Thron bestieg die Nichte Wilhelms IV., Viktoria, den hannover- schen Thron Ernst August, Herzog von Cumberland, fünfter Sohn Georg IV.

Um 100 Jahre älter ist das Domänenlanghaus, über dessen Torbogen die Jahreszahl 1737 steht und das also aus der Zeit stammt, da Hannover noch kein Königreich war (erst seit 1814). So knüpfen sich bei der Betrachtung von Jahreszahlen an alten Gebäuden mancherlei geschichtliche Erinnerungen. Man hofft hier wohl mit Recht, daß die Torbogen des Langhauses erhalten bleiben.

Keine Jahreszahl steht an der Brunnentränke. Dass sie vermoost, bedarf keiner langen Zeit, doch hat auch sie vielleicht schon ein Jahrhundert geschäftigen Lebens gesehen. Jetzt träumt sie auf dem stillgewordenen Hof beim Rauschen des Wasserstrahls vor sich hin. Wie lange noch?

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