Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Die dunkelste Seite der Moringer Geschichte ...

DREI KONZENTRATIONSLAGER - MITTEN IN EINER KLEINSTADT ?

Nach 1945 hat die Geschichte der Moringer Konzentrationslager zunächst keine Beachtung gefunden. Lange Jahre verdrängte man die Frage nach den Opfern und den Tätern. Dieses Verschweigen wurde erst beendet, als 1973 Mitglieder der evangelischen Jugend Moringens Auschwitz in Polen besuchten und wenig später erstmals von der Existenz der KZ in ihrem Heimatort hörten. In der Folgezeit wuchs das Interesse an der Geschichte der Moringer Konzentrationslager. Seit den achtziger Jahren gibt es regelmäßige Treffen ehemaliger Häftlinge der drei Lager. 1989 gründeten sie mit engagierten Bürgern die "Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e. V.".

MÄNNER-KZ 1933

Im April 1933 wurde in Moringen eines der ersten Konzentrationslager des NS-Staates eingerichtet. Inhaftiert waren ca. 950 opositionell und antifaschistisch eingestellte Männer und einige Frauen der Arbeiterbewegung (u. a. KPD, SPD) aus der damaligen Provinz Hannover. Gegen die willkürliche Inhaftierung protestierten die Häftlinge mit einem Hungerstreik. Die Häftlinge waren Terror und Grausamkeiten der SS hilflos ausgeliefert. Das Lager wurde im November 33 aufgelöst, die männlichen Häftlinge in Polizeiaufsicht "entlassen" oder in andere KZ überstellt.

FRAUEN-KZ 1933 - 38

Im Oktober 1933 wurde das erste Frauen-KZ in Preußen auf dem Gelände eingerichtet. Von Anfang an wurden Frauen aus dem gesamten Reichsgebiet dort eingeliefert. Zu den inhaftierten ca. 1350 Frauen zählten neben Funktionärinnen der Arbeiterbewegung auch rassisch und religiös (Jüdinnen und Zeuginnen Jehovas) Verfolgte, Prostituierte und Remigrantinnen, sowie Frauen, die man als "Asoziale" oder „Berufsverbrecherinnen“ einstufte. Ende März 1938 wurde das Lager aufgelöst und die Frauen in das Frauen-KZ Lichtenburg bei Torgau überstellt.

JUGEND-KZ 1940 - 45

Unter der Bezeichnung „Jugendschutzlager“ wurde im Juni 1940 ein Konzentrationslager für männliche Jugendliche im Alter von etwa 12 bis 25 Jahren in Moringen eingerichtet. Die Inhaftierten kamen aus dem deutschen Reichsgebiet und den von deutschen Truppen besetzten Ländern Europas. Sozial, rassisch, religiös oder politisch verfolgte junge Menschen waren hier unter SS-Terror, Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen „Erziehungsmethoden“ extrem lebensfeindlichen Bedingungen ausgesetzt. Viele Jugendliche starben aufgrund dieser Lebensumstände, viele wurden auf der Grundlage von „kriminalbiologischen Gutachten“ zwangssterilisiert oder in andere Konzentrationslager deportiert. Ein entsprechendes Lager für Mädchen bestand ab 1942 in der Nähe des Frauen-KZ Ravensbrück.

VERSUCHSFELD AUF DEM WEG ZUR VERNICHTUNG GANZER BEVÖLKERUNGSGRUPPEN - DAS JUGEND-KZ

Ab 1941 war das Jugend-KZ Experimentierfeld innerhalb der NS-Rassenpolitik. Sogenannte Kriminalbiologen - unter Führung des Dr. Dr. Ritter - versuchten ihre Thesen, wonach "Kriminalität" und "Asozialität" erblich bedingt sein sollten, mit pseudowissenschaftlichen Untersuchungen an den inhaftierten Jugendlichen zu belegen. Im Rahmen der NS-Rassenideologie sollte auf der Basis der in Moringen geschaffenen "wissenschaftlichen" Grundlagen die rassistische Rechtfertigung für die Ausrottung oder Unfruchtbarmachung ganzer Bevölkerungsgruppen in Deutschland und den besetzten Gebieten geschaffen werden. Versuchsobjekte waren die jugendlichen Häftlinge.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen KZ-Gelände das Niedersächsische Landeskrankenhaus für forensische Psychiatrie. Seit 1993 wird die Geschichte der drei Lager in der Gedenkstätte im Torhaus dokumentiert. Träger ist der Verein „Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e. V.“.

KZ-GEDENKSTÄTTE IM TORHAUS MORINGEN
Postfach 1131, 37182 Moringen,
Tel. 05554-2520, Fax 05554-8807

EIN ORT MIT VIELFÄLTIGEN ERFAHRUNGS-, LERN- UND BEGEGNUNGSMÖGLICHKEITEN

Dauerausstellung zu den Konzentrationslagern in Moringen - Führungen und Stadtrundgänge

Begegnungen mit Zeitzeugen - Unterrichtsbegleitung, Seminare, Tagungen

Archiv zu den drei Konzentrationslagern - Medienangebote (Bibliothek, Videos etc.)

Möglichkeiten für regionalgeschichtliche Studien

Sonderveranstaltungen (Ausstellungen, Lesungen, Vorträge)
Quellen:

Niedersächsisches Kultusministerium: "Spurensuche - Erinnerungen wachhalten", 2. Auflage, Nov. 1998, Hannover

Faltblatt "KONZENTRATIONSLAGER IN MORINGEN"
Detailliertere Informationen finden Sie auf den Seiten von
Martin Guse und der Internet-Seite der KZ-Gedenkstätte.


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