Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Alte Stätten im Wandel der Zeit: Martinikirche u. Martinifriedhof

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 24. 01. 67
Alte Stätten im Wandel der Zeit
Martinikirche und Martinifriedhof vor dem Ersten Weltkrieg

Moringen • Unser Bild von der Martinikirche und dem Martinifriedhof stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Man sieht darauf noch das längst verschwundene Holzlattentor, man sieht nur einzelne Bäume - der heutige Baumbestand war noch nicht vorhanden -, und links im Bild sieht man die "Schoppesche Kapelle".

Diese im Jahre 1519 zuerst urkundlich erwähnte Friedhofskapelle war eine Beisetzungsstätte adeliger Familien, sie soll die älteste ihrer Art in Südhannover gewesen sein. In den "Heimatglocken", dem kirchlichen Gemeindeblatt für die Inspektion Hardegsen, hat im Jahre 1910 der damalige Fredelsloher Pastor Dreyer über die "Schoppesche Kapelle" geschrieben. Um das Jahr 1618 drohte das Bauwerk zu verfallen. Da nahm sich Conrad Schoppe, erster Amtmann der Lüneburgischen Herzöge in Salzderhelden, der Kapelle an. Er war mit Margaretha von Ascha verheiratet, "als der letzten aus dem uralten Stamme derer von Ascha", und war Besitzer vieler Grundstücke in der Moringer Feldmark. Er ließ die Kapelle renovieren, was bis zuletzt über ihrer Türe zu lesen war. Zu ihrer weiteren Erhaltung stiftete er zwei Morgen zehnt- und abgabefreien Landes.

In der Stiftungsurkunde, die jedenfalls Anfangs unseres Jahrhunderts noch vorhanden war, hieß es, daß die Vorsteher der Kirche das Geld, das nicht für die Kapelle gebraucht würde, für die Martinikirche so anlegen möchten, daß sie es vor Gott verantworten könnten. "... und so sie davon etwas in ihrem eigenen Nutzen verwenden und dieser unserer Fundation und Meinung nicht treulich nachkommen, daß das alles auf ihrer Seelen Seligkeit und schwere Verantwortung an jenem großen Tage beruhe." Die Urkunde war mit dem 29. September 1618 datiert und unterschrieben von Conrad Schoppen, Margaretha von Ascha, Pastor Johannes Grotejahn und Caplan Henricus Sannen.

Pastor Dreyer schreibt damals, dass der Moringer Kirchenvorstand in neuer Erfüllung des Schoppeschen Willens erst kürzlich die wieder einmal baufällig gewordene Kapelle würdig renoviert habe. Allerdings verfiel sie im Laufe der Zeit wieder. Während des Zweiten Weltkrieges bemühte sich der Kirchenvorstand vergeblich um Baumaterial zu ihrer Instandsetzung. da wurden dann die in der Kapelle befindlichen Särge würdig auf dem Martinifriedhof beigesetzt. Das Gebäude selbst wurde aber erst nach 1947 abgebrochen.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu Differenzen wegen der Friedhofsmauer. Wir lesen in einem Bericht über die Sitzung der "Städtischen Kollegien", die am Sonntagvormittag des 15. Oktober 1922 stattgefunden hatte, daß eine Verfügung der Regierung verlesen wurde. Darin hieß es, daß die Stadt die abgebrochene Kirchhofsmauer wieder zu errichten habe. Eine lebende Hecke würde das historische Gesamtbild stören. Die städtischen Kollegien aber erklärten, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Die Stadt habe die Mauer auf Anraten des Kirchenvorstandes abgebrochen und nur über die Verwendung der Steine beschlossen. Jedenfalls kam es dann doch dazu, dass die Mauer, soweit sie abgebrochen war, wieder aufgebaut werden musste.

Die Martinikirche mit ihrer Umgebung war und ist also ein Problem, seitdem sie nicht mehr regelmäßig als gottesdienstliche Stätte benutzt und erhalten wird. Pastor Dreyer schließt seinen damaligen Artikel: "Möchten auch künftige Geschlechter dies Heimaterbe in Ehren und Pflege halten." - Jetzt beabsichtigt man ja, doch eine lebende Hecke um die alte geschichtliche und kirchengeschichtliche Stätte zu ziehen und ihr dadurch Abgrenzung und Schutz zu bieten.


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