Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Die Geschichte der Martini-Kirche

Die Geschichte der Martini-Kirche, des ältesten Bauwerks Moringens
zusammengetragen von Wilfried Hartje, Okt. 2000
Aktualisierung: 13.10.2001


Vorwort

Im Jahre 1981 war die Diskussion über die Zukunft der altehrwürdigen Martini-Kirche, dem ältesten Bauwerk Moringens, in vollem Gange, da die bauliche Unterhaltung nicht mehr von der Kirchengemeinde zu finanzieren war. So wurde über eine anderweitige Nutzung nachgedacht, nachdem der Plan

  • aus der Martini-Kirche eine zentrale übergebietliche evangelische Jugendkirche mit angeschlossener Jugendherberge zu machen ebenso gescheitert war wie

  • die Übergabe an die durch den Flüchtlingsstrom stark angewachsene katholische Gemeinde oder

  • die Kirche als Außenlager mit musealem Charakter für historisch wertvolle Bauteile aus anderen Kirchen und Bauwerken zu nutzen.

Zur Debatte standen nun der Abbruch oder der Verkauf. 1980 gab es die Hoffnung, die Martini-Kirche zu einem Altenwohnheim mit 40 Plätzen umzubauen, aber auch diese Pläne wurden nicht realisiert.

Von seinem Wohnsitz in Teneriffa aus kämpfte der ehemalige Moringer Arzt und Stadtarchivar Dr. Niels Krack vehement für die Erhaltung der "Martini-Kirche in Moringen" als ein "echtes Denkmal dieser Zeiten und ihrer Wendepunkte". Seine Sorgen, Vorstellungen und seine Bedenken hinsichtlich einer zukünftigen Nutzung veröffentlichte er in einem beeindruckender Aufsatz über die Geschichte der Martini-Kirche in 5 Fortsetzungen. Große Teile dieses Aufsatzes habe ich, wenn sie für das Thema dieser Seite relevant waren, direkt übernommen, ergänzt und angereichert durch Garaphiken und Fotos. Eingearbeitet wurden ferner Informationen zur Martini-Kirche aus dem Band 2 "Kunstdenkmale und Altertümer im Hannoverschen", Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde von Niedersachsen und Bremen, Hannover-Döhren 1974 und die tabellarische Auflistung wichtiger Jahreszahlen aus der Geschichte der Martini-Kirche (Pfarrarchiv).

Von hier aus herzliche Grüße an meinen "alten Hausarzt" nach Teneriffa! - Ich hoffe, die Zusammenstellung ist gelungen und in Ihrem Sinne. (Hartje 2001)


Die Martini-Kirche im Wandel der Zeiten

Die Martini-Kirche im Stadtteil Oberdorf von Moringen ist eines der ältesten Baudenkmäler in Süd-Niedersachsen und steht auf dem Ort eines alten germanischen Kult- und Thingplatzes, wo "up den lütken Böcken" (auf den kleinen Buchen) von den "Seven" (sieben Richtern) unter freiem Himmel Gericht gehalten wurde.

Im Zuge der Völkerwanderung in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende, die mit Christi Geburt gleichgesetzt wird, siedelten Angehörige des germanischen Völkerstammes der Cherusker am unteren Hang der Weper, dort wo Quellen und Bäche ihr Wasser in einen flachen und von der Natur aufgestauten See ergossen. Dieses Gewässer erstreckte sich zwischen Wienberg und Hagenberg im Osten und der Weper im Westen und bedeckte in etwa den Platz, wie ihn heute die Stadt Moringen einnimmt. Die westliche Grenze dieses flachen und moorigen Gewässers war durch den heutigen Straßenzug Neue-Marktstraße und Waldweg gegeben. Schon damals verlief hier eine Handelsstraße, die Nord und Süd verband und die hier dazu von einem ost-westlich verlaufenden Handelsweg gekreuzt wurde. Der Moringer Stausee verlandete bald und auch rasch, so wie man es heute am Denkershäuser Teich studieren kann.

Die so in Hinsicht auf Straßen und Wasser gut angelegte kleine germanische Siedlung umfasste den alten Kern des Oberdorfes, in dessen alten Grenzlinien man heute noch das damalige Cherusker-Dorf wieder erkennen kann. Ein Edeling mit seinem aus Freien und Abhängigen bestehenden Gefolge ließ sich hier nieder. Diese Siedlung bildete das Zentrum des Moore-Gaues (morunga-Gau). Oberhalb des Dorfes lagen die Quellen, von denen einige als Kultstätten verehrt wurden. So war der heutige Opferteich dem Gotte Wotan geweiht, den der Kundige noch heute in dem "Hakenmann" erkennt, der in dieser Quelle wohnen soll. Der heutige Speckenbrunnen weiter südlich war ein Kultplatz für die Göttin Freya und noch heute kennt man die Fruchtbarkeitssage von diesem Quellbrunnen, zu dem früher in der Osternacht schweigend junge Frauen zogen, um hier Wasser zu trinken und dadurch fruchtbar zu werden.

Noch weiter oberhalb der Quellen befand sich auf einer kleinen Anhöhe der Thingplatz des Moore-Gaues, das später unter karolingischem Druck ein Untergau des Leinegaus wurde. Auf dem germanischen Thingplatz wurde nicht nur Recht gesprochen. Volksversammlung, Rechtsfindung und religiöser Kultus waren in vorchristlicher Zeit etwas Einheitliches und Unzertrennliches.

In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr. machte sich auch in unserem Raum zunehmend ein fränkischer Einfluss auf wirtschaftlichem, politischem und kulturellem Gebiet bemerkbar. Das unter Pippin und Karl dem Großen erstarkende fränkische Reich dehnte, auch schon vor der militärischen Eroberung, seinen Machtbereich bis an die Elbe aus. In Abständen von jeweils einer Tagesreise wurden Relaisstationen in der Form befestigter Königshöfe angelegt, die den Boten des fränkischen Königs Schutz, Unterkunft und frische Pferde boten. Von diesen Königshöfen aus wurden das umliegende Land in einer gewissen und den Franken nützlichen Botmäßigkeit gehalten und von hier aus versuchte man, zunächst mit Milde, später mit harter Gewalt und auch mit wirtschaftlichen Sanktionsmaßnahmen, die einheimische Bevölkerung zum Christentum zu bekehren.

Ein solcher Königshof war auch die curtis regia moringensis, der Moringer Königshof, der sich auf einer von drei Seiten vom Wasser umgebenen Landzunge des schon genannten verlandenden Sees befand, dort, wo später Burg und Domäne Moringen ihren Platz hatten. Der etwa zur gleichen Zeit und später in alten Urkunden genannte Hof curtis moronga ist mit diesem Königshof nicht identisch und befand sich in dem Gelände zwischen Mannenstraße und der Deichwallsmühle.

ca. 800 n. Chr.: Errichtung einer Holzkirche

Nachdem Karl der Große seine Macht in Germanien befestigt hatte, wurde die Annahme des Christentums für alle von ihm unterworfenen Stämme obligatorisch und auch die Bewohner des Dorfes und des Gaues Moringen mussten Christen werden. Wie es damals üblich war, wurde auf dem Gelände des alten Thingplatzes oberhalb des Dorfes eine Kirche für den neuen Christengott gebaut und dem Schutzheiligen des mächtigen Frankenherrschers, dem Heiligen Martin von Tours (316 - 397), geweiht. Dies geschah vermutlich noch vor dem Jahre 800 n. Chr., in welchem Karl zum Kaiser gekrönt wurde.

Die Ausübung des alten Kultes der Germanen wurde verboten und bestraft: an Quellen, auf Bergen, bei Steinen und unter Bäumen durfte man nicht mehr beten und seiner Vorfahren gedenken. Doch geschah dies noch lange Zeit heimlich und im Verborgenen. Es haben sich auch Reste des alten Kultes, wenn auch in verschleierter Form, durch die Jahrhunderte bis zu unseren Tagen hin erhalten und spiegeln sich, den Menschen heute oft nicht mehr bewusst, in bestimmten Sagen, Sitten und Gebräuchen. Auf dem den alten Göttern geweihten Quellgelände wurden die Wohnungen der neuen Priester und ihrer Gehilfen gebaut. Von hier aus missionierten sie das umliegende Land und wachten über die Einhaltung des neuen Kultes.

Solche Gebäude standen vor allem im Bereich der sogenannten Fischerquelle, welcher Platz heute am besten durch das Areal in dem Winkel zwischen Breitesteinstraße und Methestraße beschrieben wird. Die Grundmauern des Hauses Breitesteinstraße 1 und des Hauses Tute oben an der Methestraße sind Überreste solcher Wohnungen der Geistlichkeit bis zur Reformation hin.

In dem Hause Breitesteinstraße 1 befand sich übrigens bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1312 eine Niederlassung des Tempelherren-Ordens, dessen letzte Stammburg man noch heute in dem schönen portugiesischen Städtchen Tomar bewundern kann. Der Moringer Besitz dieses reichen Ordens wurde bei seiner Aufhebung dem St.Alexander-Stift in Einbeck gegeben.

Ganz gewiss war die Christianisierung im Moringer Raum nicht das Werk von Bonifazius (dem "Apostel der Deutschen"), dem fälschlich viele ähnlich lautende Bekehrungstaten zugeschrieben werden, bei denen er dann eine heldenhafte Rolle gespielt haben soll. Dazu gehört u. a. auch die Geschichte von dem Fällen einer Donar-Eiche an der Weper zwischen Lutterhausen und Blankenhagen. Nach den erkennbaren Daten war Bonifazius nicht in unserer Landschaft tätig. Auch reiste und agierte er mit Vorliebe unter dem Schutz einer größeren fränkischen Heeresmacht.

Die Christianisierung im sächsischen Raume war nicht überall, wie bei Verden an der Aller, eine dramatische Angelegenheit und ist in vieler Hinsicht späteren ähnlichen Ereignissen (Reformation, Säkulation, Gleichschaltung 1933, Entnazifizierung 1945 usw.) gut zu vergleichen. Die Zeit war eben reif für eine neue geistig-religiöse-politische Ausrichtung. Neue Lebensformen und ein neues Lebens- und Weltgefühl machten sich breit und gewannen Raum. So kam es zunächst zu einer allmählichen, dann aber sehr schnellen Umstellung vom alten zum neuen Denken und von alten zu neuen Lebensformen und von alten Lebens- und Glaubensinhalten. In ähnlicher Umbruchzeit leben wir ja auch heute. So konnte um 800 n. Chr. unter leichtem (und manchmal auch härterem!) militärischen Druck die Christianisierung relativ leicht und ungestört von statten gehen, zumal damit auch für die Bevölkerung und für den Einzelnen wirtschaftliche Vor- und Nachteile verbunden waren.

ca. 1100 n. Chr.: Ersetzen der Holzkirche
durch eine würdige Steinkirche

Die erste, vermutlich hölzerne und noch kleine Martini-Kirche in Moringen wurde später durch einen für die damalige Zeit recht stattlichen Steinbau ersetzt. Das Jahr dieses Kirchenbaues lässt sich heute nicht mehr feststellen; nach allen Nachforschungen aber ist es wahrscheinlich gegen Ende des 11. Jahrhunderts, gewiss aber vor dem Jahre 1090 zum Bau der steinernen Martini-Kirche gekommen. Die Reste dieses Bauwerkes stehen heute noch vor uns.

Diese neue steinerne Martini-Kirche war eine dreischiffige romanische Basilika mit Kreuzarmen. Das Langhaus mit seinen hochliegenden seitlichen Fenstern war zu beiden Seiten flankiert von den beiden Nebenschiffen an der Nord- und Südseite. Die Ausrichtung der Kirche war, wie es immer üblich war, von West nach Ost, die Gemeinde blickte über den Altar hinweg zur aufgehenden Sonne.

Langhaus und Seitenschiffe waren durch romanische Bögen, die auf Säulen mit schönen Kapitelen ruhten, miteinander verbunden. Reste hiervon konnte man bis heute noch in der alten Kirche erkennen. Das Haupthaus mit den drei Kirchenschiffen und der Chor mit dem Altarraum im Osten waren durch eine Vierung von einander getrennt. Diese umfasste mit einfacher schöner Giebelbildung die Kirchentüren und die Eingangshallen von Nord und Süd. Der etwas erhöhte Chor muss in seiner Apsis später einmal umgebaut worden sein (vermutlich im Jahre 1566 bei einer notwendigen Reparatur), denn die Apsis zeigt gotische Bauelemente. Der Altar war eine schöne, große rechteckige Buntsandsteinplatte auf Buntsandsteinfüßen und wies eingehauene Zeichen, Kreuz und Steinmetzzeichen, auf. In einer Wandnische befand sich vermutlich das Allerheiligste, das Rezeptabulum mit dem Leib und Blut Christi gewandelten Brot und Wein. Neben diesem Hauptaltar soll die Martini-Kirche noch weitere acht Nebenaltare gehabt haben.

1150 wurde im Westen mit dem Turmbau begonnen.
Das Westwerk der Kirche ist heute noch ein ansehnlicher und mächtig wirkender Turm, der ursprünglich noch 7 Meter höher war als heute. Er erhebt sich als plumpe, rechteckige Masse in ganzer Breite des ehemaligen Mittelschiffs, mit seinem starken Gemäuer nur eben den First des jetzigen Kirchendachs überragend und dann durch ein Walmdach abgeschlossen.
Ein Portal romanischer Form, von dem obern Wulst des Turmsockels rechtwinklig umrahmt, hat an jeder Seite in dem Rücksprunge ein Säulenkapitäl, dessen Laubwerks-formen auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts hinweisen.; Schaft und dessen Basis darunter - wenn letztere nicht etwa nur vom Erdreich verdeckt werden - fehlen. Erhalten ist dagegen das halbrunde Tympanon, welches zwei, je mit einer Rosette geschmückte Füllungen enthält.

Die untere Turmhalle stand durch zwei rundbogig überwölbte, von einem romanischen Mittelpfeiler getrennte Eingänge mit dem Langhause in Verbindung und enthielt die von Münchhausensche Erbbegräbnisstätte, von der später noch die Rede sein wird.

Solche Türme wie der der Martini-Kirche konnten in Kriegs- und Plünderungszeiten die letzte Zuflucht darstellen, weshalb man sie auch oft in den Beschreibungen vergangener Zeiten Wehrtürme genannt hat. Doch boten sie nie der gesamten Bevölkerung, sondern nur einigen Privilegierten Zuflucht, da ja der vorhandene Raum dazu nicht ausreichte. Vor allem aber dienten diese steinernen und relativ feuerfesten Türme und Kirchenböden als Lagerraum für das wertvolle Saatgut. Durch Luftschlitze im Mauerwerk war für eine gute und ausreichende Lüftung gesorgt. Diese Luftschlitze sind fast immer viel zu schmal, um daraus mit Waffen aller Art auf einen belagernden Feind einwirken zu können.

1263: vermutetes Jahr der Fertigstellung, da sich
dieses Datum auch auf der ältesten erhaltenen
Moringer Glocke befindet.

Auch die oft fälschlich als Wehrkirchen bezeichneten Johannis-Kapellen in Nienhagen und in Oldenrode haben diese Kornböden und diese schmalen Luftschlitze. Vom militärischen Standpunkt aus wird ein Gebäude nur durch eine Rundum-Verteidigungs-Anlage zu einem Wehrbau, ohne eine solche ist es immer eine Mausefalle, die leicht und bequem ausgeräuchert werden kann.

Da die Wohnhäuser und die bäuerlichen Nebengebäude in jener frühen Zeit nur aus Holz und anderen leicht brennbaren Materialien errichtet wurden und also leicht und auch oft durch Feuersbrunst zerstört wurden, brachte man sein wertvolles Saatgut in den steinernen Kirchen in Sicherheit. Dadurch, dass die Kirche dies Kapital der überwiegend landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung in ihre Obhut nahm, gewann sie zugleich auch weitere Gewalt über diese Menschen und konnte sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit halten. Die Kirchen waren seinerzeit die "Kornhäuser", vergleichbar unseren bäuerlichen Genossenschaften, des Mittelalters.


Die Priester und deren Gehilfen wohnten, wie schon erwähnt, in besonderen Häusern im Bereich der der Kirche gegenüberliegenden Quellen. Ein Pfarrherr (plebanus, parrner oder Erzpriester) und zu seiner Assistenz mehrere Messpriester lebten in einem dieser Häuser (vermutlich in dem zeitweiligen Domizil des Tempelherren-Ordens, Breitesteinstraße 1) in einer Bruderschaft (communitas) und versahen den kirchlichen und den seelsorgerischen Dienst in der Martini-Kirche und in den später dazu kommenden weiteren Kirchen und Kapellen in Moringen und in den umliegenden Dörfern. Es muss ein schönes und erbauliches Bild gewesen sein, wenn all diese Geistlichen bei größeren Festtagen am Altar in der Martini-Kirche die Heilige Messe zelebrierten. - Martinikirchen waren in Niedersachsen immer Tauf- und Mutterkirchen ihres Bezirkes und damit das kirchliche (und auch das verwaltungsmäßige) Zentrum der sie umgebenden Landschaft und Orte. - Der Festtag des Heiligen Martin ist der 11. November. Ihm zu Ehren wird dann der weiße Vogel, die Martinsgans, geopfert und ziehen die Kinder durch die Orte und singen ihre Lieder.

Erwähnt soll hier noch werden, dass der Sage nach von dem Hause der Priester-Communitas (heute würden wir sagen: Wohngemeinschaft), also von dem heutigen Hause Breitesteinstraße 1, ein unterirdischer Gang zur Martini-Kirche geführt haben soll. Von einem solchen Gang hat sich aber keine Spur gefunden.

In der Nähe des Priester-Wohnhauses stand das Haus des Kirchen-Küsters, der die Opfergaben einzusammeln und aufzubewahren hatte. Dieses Haus, Opferhaus genannt, stand an der großen, starken und so sehr interessanten Opferteich-Quelle, der Küster selber wurde der Opfermann (heute: Oppermann) genannt. - In diesen Opferteich soll der Sage nach die Glocke der Martini-Kirche gefallen und versunken sein. Wer sich weit über den Rand des Quellbrunnens beugt, um den Klang der Glocke aus der Tiefe des Brunnens zu hören (manchmal soll man ihr Läuten hören können!), wird vom Hakenmann (einer Ersatz- oder Verdrängungsfigur für den verbotenen Gott Wodan) ergriffen und für immer in die Tiefe herabgezogen. Vielleicht haben sich deswegen die Moringer stets so wenig um diese schöne Quelle und um deren würdige Erhaltung gekümmert!

Aus der späteren Stadt Moringen, die sich unter dem Schutze des Königshofes und der späteren Burg auf dem zugelandeten See entwickelte, gingen die Bewohner am Südrande des weiterhin selbständigen Oberdorfes (das auch gelegentlich "Kirschenhagen" genannt wurde) "über die Methe" zur Messe in die Martini-Kirche. Man hat zeitweilig geglaubt, das Wort "Methe" von "Messe-Mette" ableiten zu können, in Wirklichkeit heißt "Methe" aber soviel wie "Wiese, Weide". Das gleiche Wort in der englischen Sprache lautet "meadow", auch kennen wir aus dem Alpenraum "die Matten" und auch ist zu vergleichen "das Gemähte", "das Zu-Mähende" usw. Der Weg zur Kirche führte von der Stadt Moringen zu dem von Hecken umschlossenen alten Dorf.


Schon frühzeitig wird die Moringer Martini-Kirche urkundlich erwähnt. Sie muss schon im Jahre 1090 (vermutlich nach ihrem Neubau) und auch im Jahre 1125 eine Kirche von einiger Bedeutung gewesen sein, denn zu dieser Zeit legten die Bischöfe von Mainz das Patronat über die Moringer Martini-Kirche dem Kloster Lippoldsberg zu. Davon zeugen Textpassagen in folgende Urkunden:

Erzbischhof Ruthard von Mainz (1088-1109) bei der Gründung des Klosters Lippoldsberg: „aecclesias in Morungen et in Triensbelt“ und Erzbischof Adalbert von Mainz in einer Urkunde vom 3. Januar 1125 bei Bestätigung der Besitzungen dieses Klosters: „Ecclesias duas, quarum una est in villa Morungen, altera Transfeldun“

Moringen gehörte, wie das ganze südliche Niedersachsen, zum Bistum Mainz. Das Mainzer Rad (des Bistums Wappenzeichen) regierte vom Rhein bis zum Harz. - Das Lippoldsberger Patronat bestand bis zum Jahre 1491, dann kaufte die Stadt Moringen dem Kloster Lippoldsberg das Patronatsrecht über die "Oberpfarre" (d. i. St.Martin) mit allen Gerechtsamen ab und war und ist seitdem Patronatsherr über die Kirche von Moringen. Dies Patronatsrecht ging im Jahre 1492 auf die neu erbaute Stadtkirche St. Mariae Virginis (Die Heilige jungfräuliche Maria) in Moringen über, denn die Stadt Moringen erreichte es im gleichen Jahr, dass der Erzbischof Berthold von Mainz an Stelle der Martini-Kirche die neue Stadtkirche St. Mariae Virginis zur Moringer Pfarrkirche erhob. Hierfür musste die Stadt Moringen eine jährliche Abgabe an das Kloster Lippoldsberg leisten. So wird noch in den alten Akten des Archivs vermerkt, mit dem Datum des 17. Mai 1582, also nach der Reformation, dass die Stadt Moringen dem Kloster Lippoldsberg die jährliche Abgabe von 3 Mark göttingscher Währung entrichtet hat. Auch behielt das Kloster die Dienstaufsicht über die Geistlichkeit und über den Gottesdienst in Moringen. Dies wird durch eine Urkunde aus dem Jahre 1497 bezeugt.

1490 wurde die St. Martinikirche in ihrer Bedeutung als Hauptkirche von der Stadtkirche abgelöst.

Dadurch aber, dass die Stadtkirche zur Pfarrkirche erhoben wurde (1492), verlor die alte Martini-Kirche ihre Bedeutung und ihre führende Rolle als kulturelles und kirchliches Zentrum der Moringer Landschaft. Durch die politische und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Moringen, an der das selbständige Oberdorf keinen Anteil hatte, lag St. Martin nun abseits des weiteren Lebens und Interesses. Damit war eigentlich schon seit dem Jahre 1492 das Schicksal dieses alten Gotteshauses besiegelt, und alles, was ihm bis zum Geschehen der heutigen Tage angetan wurde, hat damals seinen Anfang genommen.


Im Jahre 1230 wurde in der Moringer Martini-Kirche die Northeimer Stiftsfehde des Grafen Adolf von Dassel gegen das Stift St. Blasius in Northeim durch einen feierlichen Friedensschluss beendet. Ein später angefertigter und im Südeingang der Martini-Kirche aufgestellter großer Gedenkstein kündet hiervon und nennt aber aber für diesen Friedensschluss das Jahr 1130 als Folge einer historischen Urkundenfälschung. Die Stiftsfehde endete im Jahre 1230 mit einem Sieg des Northeimer Stiftes über den streitbaren Grafen von Dassel (siehe dazu: HUEG, Northeim im Wandel der Zeit, 1928). - Vielleicht ist in dieser Zeit und aus Anlass dieses Friedensschlusses auf dem Kirchhof im Süden vor der Martini-Kirche die Kapelle St. Blasius gebaut und geweiht worden. Blasius war ein Bischof in der Frühzeit des Christentums und hat harte Marterungen erdulden müssen. In unserer Gegend fand er vor allem in Paderborn und in Northeim besondere Verehrung.

Die St.-Blasius-Kapelle in Moringen wurde im Jahre 1618 in ein Erbbegräbnis der edlen und miteinander verwandten Familien von Asche und Schoppe umgewandelt. Dafür gab die Familie Schoppe der Kirche 6 Morgen gutes Land, und die Kirche übernahm "auf ewige Zeiten" die Verpflichtung, dieses Erbbegräbnis zu hegen und zu pflegen und es nie zu beseitigen.


Nach dem Zweiten Weltkrieg aber musste die evangelische Kirche in Moringen die Blasiuskapelle (oder Schoppesche Kapelle, wie sie später meist genannt wurde) wegen absoluter Baufälligkeit abreißen. Die in der Kapelle unter und über der Erde beigesetzten, z. T. mumifizierten Leichen, deren Reste und Grabsteine kamen in die Martini-Kirche, wo sie im Chor einen neuen Platz fanden. Die St.-Blasius-Kapelle, ein einfaches rechteckiges Gebäude, hatte eine schöne gemalte hölzerne Decke. Über dem Eingang konnte man folgende Inschrift lesen: "Hoc Sacellum per me Conradum Schoppium et Margaretham ab Ascha renovatum Anno 1618". Auf manchen Aquarellen, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Moringen gemalt wurden, ist diese Kapelle vor der Martini-Kirche noch zu sehen.



Moringen hatte bis zur Reformation hin neben der Martini-Kirche und der Moringer Stadtkirche St. Mariae Virgines mit ihren Nebenkapellen und Nebenaltären noch folgende Kapellen, in denen Gottesdienste abgehalten wurden:


In der Nähe der Deichwall-Mühle lag im Gebiet der heutigen „Pastoren-Gärten“ die Kapelle St. Crucis et Odalrici ("Das Heilige Kreuz und Ulrich"), vielleicht an der Stätte einer frühen kleinen Klostersiedlung, des fraglichen Klosters Hethis in der Heide. Dieses lag an einer mit jahreszeitlichen Unterbrechungen fließenden springenden Quelle (ähnlich der Moorequelle) in einer Wüstenei. Nicht weit entfernt gab es eine weitere intermittierend fließende Quelle (die Moorequelle?). Als die beim Kloster gelegene Quelle plötzlich versiegte, flüchteten die wenigen Mönche und verlegten das Kloster an die Weser in die Nähe von Höxter, es ist dann das große Kloster Corvey geworden. Das Wort "Deichwall" als Flurname leitet sich von dem Worte "Dieckwelle" gleich Springquelle her. Dieser Hinweis entbehrt der urkundlichen Sicherung und kann nur vorsichtig und mit allen Vorbehalten hier gegeben werden, doch ist die Möglichkeit einer solchen historischen Verbindung interessant und recht reizvoll.


Die Kapelle St. Crucis et Odalrici war übrigens zur Zeit der Reformation in Moringen das einzige baulich einigermaßen intakte Gotteshaus, in dem noch Gottesdienst abgehalten werden konnte. Die letzte Messe in dieser Kapelle und damit in Moringen bei der Einführung der Reformation ist von einem in Moringen geborenen Priester gelesen worden. Rein zufällig und interessanter Weise wurde die erste Messe in der neuen Ulrichs-Kirche in Moringen in unserer Zeit wieder von einem aus Moringen gebürtigen Geistlichen gelesen.


Vor den Toren der Stadt nach Norden zu und etwas abseits der nach Einbeck führenden Straße lag am Nordufer der Moore die Kapelle St. Nikolai, zusammen mit einem Siechen- und Pflegehaus für ansteckende Krankheiten. Diese sogenannte "Klus", dem Heiligen Nikolaus geweiht, stand auf dem Terrain des späteren Werkhauses, des heutigen Landeskrankenhauses. Es handelt sich hier um jenen Nicolaus, der am 6. Dezember verehrt wird und den Kindern Apfel, Nuss und Mandelkern in den linken Schuh legt und damit die Weihnachtszeit einleitet.


Alsdann muss hier die schon erwähnte St.-Blasius-Kapelle auf dem Martini-Kirchhof genannt werden, die vermutlich seit etwa 1230 bis 1618 gottesdienstlichen Zwecken diente.


Zum Moringer Pfarrbezirk gehörten auch noch die Kapellen in den Dörfern Nienhagen (St. Johann), Oldenrode (St. Johann), Lutterbeck (St. Georg), Schnedinghausen und Holthusen. Ein Überrest des ehemaligen Dorfes Holthusen ist heute das ehemalige Vorwerk Holtensen an der Straße nach Großenrode. - Über Gotteshäuser in den vormaligen Dörfern der zu Moringen gehörenden Wüstungen liegen keine Erkenntnisse vor. Zu dem kleinen Weperdorf Blankenhagen ist eine kirchliche Verbindung bekannt. Dort befand sich in vorchristlicher Zeit ein der Göttin Freya gewidmetes Heiligtum, zu dem auch sehr wahrscheinlich eine weissagende Priesterin gehörte. Der Ortsname deutet noch auf diesen Kult hin (Frau Blanke = Frau Holle = Freya). Blankenhagen ist kein typisches Hagen-Dorf. Im Mittelalter hatte die Moringer Kirche St. Mariae Virgines in und bei Blankenhagen Landbesitz, von dem noch der Feldmarksname "Leifenbusch" (= Liebfrauenbusch) Kunde gibt.

In dem aus der Barockzeit stammenden Hauptgebäude des früheren Waisenhauses der Landschaft Calenberg, des jetzigen Landes-krankenhauses Langestraße, befand sich früher im Keller nach Norden zu eine Kapelle, in der für die Insassen dieser Anstalt Gottesdienst abgehalten wurde. Später wurde in dem anstaltseigenen Gartengelände hinter der Waisenmauer im Norden der alten Anstalt eine neue Kapelle gebaut, die noch heute steht und benutzt wird.
Diese Anstaltskirche diente übrigens nach dem zweiten Weltkrieg der durch den Flüchtlingsstrom groß gewordenen katholischen Gemeinde in Moringen als Gotteshaus bis zum Bau der neuen St.-Ulrich-Kirche. Bei größeren Festtagen stand aber der katholischen Gemeinde auch die Stadtkirche oft zur Verfügung.


Die ehemalige Kapelle St. Nikolai hat also praktisch in der Kellerkirche und in der jetzigen Anstaltskirche zwei Nachfolge-Kapellen gefunden.

Gottesdienst wurde auch im 18. Jahrhundert in dem neuen Gutshaus von Münchhausen, heute Langestraße 27, gehalten, dies geschah oft durch den Gutsherren selber. Es war dies die Zeit des Pietismus. Familienangehörige und alle Bediensteten bildeten die häusliche Gemeinde.


Nach dem zweiten Weltkrieg wurde von der Stadt Moringen und der evangelischen Gemeinde die Kapelle auf dem Friedhof an der Manne erbaut.


Um die Aufzählung der in Moringen neben der Martini-Kirche bestehenden Gotteshäuser zu vervollständigen, muss auch noch die Synagoge der recht starken und aktiven jüdischen Gemeinde in Moringen am Schneehof erwähnt werden. Diese Gemeide besaß auch einen sehr schön gelegenen Friedhof am Hagenberg und eine eigene einklassige Schule mit eigenem Lehrer in Moringen. Diese Schule und ihr Lehrer wurden später ein fester Bestandteil der städtischen Moringer Schule.

1542: Reformation in Moringen - Die Kirche befand sich in einem derart üblen Zustand, dass die Kirchenvisitatoren schrieben, dass sie
"beynahe einem Saustall gleich ist".

Im Jahre 1542 wurde in Moringen die Reformation durchgeführt. Wieder darf man sich dies Ereignis nicht besonders dramatisch vorstellen, es war wohl mehr ein Verwaltungsakt als der revolutionäre Durchbruch eines neuen Glaubensbekenntnisses. Ein neues Glaubensgefühl war wohl vorhanden, doch ging es seinerzeit den Menschen mehr um die Loslösung von der päpstlichen Abhängigkeit und von der Verpflichtung, dem fernen Papst in Rom erhebliche Geldopfer zu bringen. Dazu auch war die Moringer Bevölkerung zumindest zu jener Zeit nicht besonders kirchenfreudig gesonnen. Dies kann man schon aus der Tatsache ersehen, dass sie praktisch alle Kirchen und Kapellen in Moringen hat verfallen lassen, so dass sie unbenutzbar waren. Gottesdienste konnten zu jener Zeit nur noch in der ebenfalls reparaturbedürftigen Kapelle am Deichwall abgehalten werden.

Eine von der Regierung ausgesandte Kirchenkommission unter der Leitung des Kirchenoberen Corvinius (= Rabe) kam im Jahre 1542 auch nach Moringen und hielt eine Kirchenvisitation ab. Bei dieser Gelegenheit wurden Gottesdienste und Glaubenssätze "reformiert" und dem Augsburger lutherischen Bekenntnis angepasst. Das Kirchenvermögen wurde neu erfasst. Die alten katholischen Priester konnten sich entscheiden, ob sie den neuen Glauben annehmen und als lutherische Geistliche für ihn tätig werden wollten. Niemandem wurde ein Haar gekrümmt. Über diese Kirchenvisitation und Reformation von 1542 in Moringen wurde ein Protokoll aufgesetzt, in dem die damaligen alten und neuen kirchlichen Verhältnisse aufgeführt und geregelt wurden. Etwa 750 Jahre nach der Einführung des Christentums war Moringen nicht mehr katholisch.

1560: Ein Betreten der Martini-Kirche ist gefährlich,
da die Gewölbe geborsten sind.

Die seit dem Jahre 1492 ihres Ranges als Tauf- und Pfarrkirche beraubte Martini-Kirche an der Weper war in der Zwischenzeit verfallen, wie alle Bauwerke schnell verfallen, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Die beiden Seitenschiffe stürzten ein und der Wind wehte durch das nun fast allseitig offene Gotteshaus.

1568: Überführen der Glocke von 1263 in die Stadtkirche - Diese Glocke gilt als älteste
"Datierte Glocke" dieser Gegend.

Im Jahre 1566 aber wurden durch Jobst von Mandelsloh die geborstenen Seitengewölbe der Martini-Kirche neu gebaut und die Kirche selber gründlich ausgebessert. Es steht zu vermuten, dass bei dieser Gelegenheit auch die gotisch anklingende Altarnische (Apsis) umgebaut und repariert wurde.

1571: Ende der Ausbesserungsarbeiten, nachdem
die Gewölbe abgebrochen und eine Balkendecke eingezogen wurde.

Diese Reparatur- und Bauarbeiten forderten viel Zeit und waren erst im Jahre 1571 beendet, ein Zeichen für den Grad des baulichen Verfalls der Kirche. An der Westseite des Kirchturms kündigt eine Inschrift hiervon mit den Worten:

Alle . Dinck . vorgencklig . Godes . Genade . sie mit uns . Anno 1571

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1618 - 1648: Im 30-jährigen Krieg
brannte der Turm 3mal aus.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) wurde der Kirchturm gelegentlich als militärischer Wacht- und Beobachtungsposten eingerichtet und benutzt, dann wohnten auch Soldaten im Turm. Bei einer solchen Gelegenheit entstand ein Schadensfeuer und der Turm brannte aus. So stand er vermutlich als Ruine bis nach dem großen Krieg und wurde erst im Jahre 1659 repariert und bei dieser Gelegenheit um sieben Meter, also um ein Drittel seiner ursprünglichen Höhe, erniedrigt. Welch imposanten Anblick muss die ehemals heile und prächtige Kirche mit diesem gewaltigen Turm geboten haben!

An der Nordseite des Kirchturmes wurde zur Erinnerung an diese verstümmelte Reparatur ein Gedenkstein eingelassen mit folgender Inschrift:

Gott . Allein . Die . Ehre . Hans . Henrich . Stapel . Ernst . Crumaugen. Alt. 1659.

Im Jahre 1566 hatte die Pest im Lande gewütet und auch in Moringen etwa 800 Todesopfer gefordert. Diese wurden auf einem besonderen Friedhof, dem Pestanger neben dem Kirchhof von St. Martin, beigesetzt. Domeier berichtet in der "Geschichte der Stadt Moringen", dass sich in der Martini-Kirche oben an der Wand folgende Denkschrift befunden habe:

Anno **66. da dis Geld erworben,
Sind hier an der Pest 800 gestorben.

Im Jahre 1691 wurde das Turmgewölbe als Familiengruft an die Familie des Moringer Amtmanns Christian Wilhelm von Grote verkauft. 1719 erwarb es die Familie von Münchhausen mit dem verbrieften Recht, ihre Toten "bis an den lieben jüngsten Tag" hier beizusetzen und ruhen zu lassen. . Folgende Familien-angehörige wurden u. a. hier beigesetzt:

Börries Anton Christian von Münchhausen, Oberhauptmann, 1745 - 1829. Ernestine Friederike Louise von Oldershausen, geb. von Wenckstein, 1748 - 1791. Albrecht Friedrich von Münchhausen, Drost und Kammerrath, 1798 - 1880. Seine Frau Clementine Isidone, geb. von Carlowitz, 1815 - 1848. Börries Wilhelm von Münchhausen, geheimer Kammerrath, 1794 - 1849. Rembert von Münchhausen, 1837 - 1839. Frau Albertine Louise von Ebstorf, geb. von Münchhausen, Witwe des Generals von Ebstorf, gest. 1810. Georg Ludolph von Münchhausen, 1844 - 1845. Ehepaar Grote.

Die letzte Beisetzung in dieser Gruft soll 1889 stattgefunden haben.

1730: Einsturz der Martini-Kirche

Der Verfall des kirchlichen Bauwerkes ging weiter und im Jahre 1730 waren die Seitenmauern der Kirche so geborsten, dass sie bei dem Versuch, Restaurierungsarbeiten durchzuführen, völlig einstürzten. Nur ein Chor blieb stehen. Das Geröll der eingestürzten Teile soll 10 Fuß hoch (etwa 3 Meter) gelegen haben. Die Seitenschiffe waren nun nicht mehr zu reparieren und zu einem Neuaufbau fehlten wohl die Mittel, der Mut und der Wille. Deshalb wurden sie nun völlig entfernt und nur das Mutterschiff der Kirche ausgebaut. Dabei wurden die Zwischenräume zwischen den Stützpfeilern, die mit romanischen Kämpfern und eingelassenen kleinen Säulen verziert waren, zugemauert. Aus der Ostwand der Kirche wurden Kreuzvorlagen gemacht. Diese Bauarbeiten zogen sich bis zum Jahre 1732 hin. Zum Andenken an diese vermeintlich gründliche Reparatur wurde ein Stein im südlichen Kreuzarm aufgerichtet mit folgender Nachricht:

MEIN LESER
HIER SIEHST DU EIN ALTES
GOTTESHAUS, WELCHES DAS GRAUE ALTERTUM
VORMALS DEM HEILIGEN MARTINO ZU EHREN
GEWIDMET. IM XII SECULO IST ES SCHON
EINE BERÜHMTE CATHEDRAL KIRCHE DERER
EHEMALS WELTBEKANTEN TEMPEL HERRN GEWESEN.
AUCH DARIN ANNO 1130 NEBST DEM ALTAR
DER SO SEHR ERWÜNSCHTE FRIEDE ZWISCHEN
GRAFF ADOLPH VON DASSEL UND SEINEN FEINDEN
IN GEGENWART DES ERTZBISCHOFES VON MAYNTZ
VIELER GRAFFEN UND EDELEN GESCHLOSSEN.
ANNO 1730 IN DEM ERFREULICHEN JUBILEO II
IST DASSELBE UNTER DIRECTION UND ZUTHUN
DES DROSTEN BÖRRIES VON MÜNCHHAUSEN
VON GRUNDE AUFF REPARIRET.
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GELIEBTER LESER! GEH', BEDENKE DEINE JAHRE!
HEUT STEHEST DU BEGLÜCKT, UND MORGEN AUF DER BAHRE.
Am 10. August des Jahres 1732 konnte der amtierende Pastor primarius (der Erste Pastor) Domeier die Kirche mit einer Predigt über Offenbarung Johannis 21,3 wieder einweihen. Die "Hütte Gottes bei den Menschen" wurde in Moringen in Hinsicht auf die Martini-Kirche aber damals und auch in späterer Zeit nicht geehrt und nicht sonderlich geachtet.

Die alte Kirche wurde nun zwar genutzt, vor allem, weil auch die Moringer Stadtkirche St. Mariae Virgines verfallen war. Doch waren immer Reparatur-arbeiten zur Erhaltung des alten Gebäudes erforderlich. So mussten in den Jahren 1817 und 1821 bauliche Verbesserungen durchgeführt werden.

Als 1823 die Stadtkirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, wurden Gestühl und Priechen in die Martini-Kirche gebracht, damit dort wieder Gottesdienste gefeiert werden konnten. Auch die Orgel aus der Stadtkirche fand dort von 1828 - 1850 zwischenzeitlich ihren Platz.

Bis zum Jahre 1850 wurden in der Martini-Kirche Gottesdienste und Leichenfeiern für Beerdigungen abgehalten. Diese Beerdigungen fanden seit altersher auf dem Martini-Kirchhof statt. Auch von den Dörfern im Espoldetal wurden zeitweilig die Leichen zur Beisetzung nach Moringen gebracht. Dazu aber durften die Sargträger aus diesen Dörfern ihre Last nur bis auf die Höhe der Weper tragen, und am sogenannten Totenbusch übernahmen die Moringer Träger den Weitertransport. Auf die Einhaltung von Privilegien, vor allem, wenn sie etwas einbrachten, haben die Menschen immer geachtet. Beim Totenbusch auf der Weper finden sich übrigens alte Grabhügel aus der Frühzeit unserer Geschichte, aus der Zeit noch vor der germanischen Landnahme in unserm Raum.

Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts bekamen die zur Moringer Kirche gehörenden Dörfer das Recht zur Anlage eigener Friedhöfe. - Nach 1857 wurde der Friedhof von St. Martin verkleinert und im Jahre 1868 wurde er endgültig geschlossen und ist danach verödet. Einige recht interessante Grabmäler standen, meist verfallen, um die Ruine der Martini-Kirche herum und ihre Inschriften kündeten von den Menschen früherer Zeiten und manchmal auch von deren Sorgen. An der westlichen Friedhofsmauer gegenüber dem Kirchturm befindet sich ein Domeier-Grab. Es ist dies aber das Grab des Pastor primarius Domeier und nicht das des berühmten und sehr verdienten Moringer Bürgermeisters Domeier, der in Hannover gestorben und beigesetzt ist, als er die Interessen der Stadt auf dem hannoverschen Landtag vertrat.

Im Jahre 1850 wurde in der Stadt Moringen an der Stelle der alten und eingefallenen Kirche St. Mariae Virgines eine neue Stadtkirche erbaut und fertiggestellt. Diese Liebfrauenkirche steht heute noch und ruht wegen des morastigen Untergrundes, auf dem die Stadt Moringen steht (ein Überrest des in früher Zeit verlandeten Sees, von dem schon die Rede war) auf vielen hundert Eichenpfählen. Da diese neue Kirche bedeutend größer als ihre Vorgängerin geworden war, musste dafür praktisch der ganze Marktplatz mitsamt seinem Brunnen geopfert werden. Dieser Marktplatz befand sich vordem zwischen dem alten Rathaus und der Ostseite der Kirche und ist heute nur noch eine schmale Gasse. - Die neue Liebfrauenkirche wurde übrigens in den letzten vergangenen Jahren in sehr schöner und würdiger Weise renoviert.

1850: Die Toten der Cholera-Epidemie werden
in der verfallenen Kirche aufgebahrt.

Im Jahre 1850 wütete aber auch die große Cholera-Epidemie in Moringen und forderte unter der Bevölkerung viele Opfer. Die Zahl der Todesopfer war so groß, dass man sie nicht schnell genug beerdigen konnte und sie in der Martini-Kirche aufbahrte, bis eine Beisetzung möglich war. So predigte der amtierende Geistliche bei der Einweihung der neuen Liebfrauenkirche über das Thema, dass die Toten die Lebenden aus der alten Martini-Kirche vertrieben hätten. In der Tat ist seitdem in der Martini-Kirche nicht mehr Gottesdienst abgehalten worden, wenn man von einigen Versuchen in den letzten Jahren vor dem gänzlichen Verfall absieht.

Die Ursachen der Cholera-Epidemie waren seinerzeit noch nicht bekannt, von Bakteriologie und Hygiene hatte man damals noch keine besonderen Kenntnisse. Man erkannte aber, dass eine Ansteckung vorlag und glaubte, irgend einen Stoff in der Luft, ein Miasma, wie man es nannte, dafür verantwortlich zu machen. Um sich und andere vor Ansteckung zu schützen, trugen die Sargträger am Rock einen kleinen Wacholderstrauß und bekamen vom Trauerhaus neue Taschentücher gestellt, mit denen sie den Sarg anfassen sollten und die sie alsdann behalten durften. Man wusste, dass die Wirkstoffe der Wacholderpflanze und anderer bestimmter Kräuter vor Ansteckungen schützen konnten. Es handelte sich dabei um aetherische Öle, deren bakterizide und desinfizierende Kraft man heute kennt.

Die Martini-Kirche wurde nicht nur durch die böse Cholera-Epidemie, sondern schon seit dem Jahre 1800 auch die "Totenkirche" genannt, weil von ihr aus die Beerdigungen mit einer kirchlichen Leichenfeier ausgingen.

Die kirchlichen Gebäude in der nächsten Nachbarschaft der Martini-Kirche kamen durch die Reformation in privaten und später auch in städtischen Besitz. An die alte Zeit erinnert noch das Fundament mit Kellergewölbe des Hauses Breitesteinstraße 1 und eine schöne mit Stuck geschmückte Zimmerdecke im Hause Tute an der Methestraße. Hier wohnte zeitweilig ein höherer katholischer Geistlicher, der vor allem die Rechtsgeschäfte der Kirche in Moringen vor der Reformation wahrnahm.

Die Breitesteinstaße hat übrigens ihren Namen von dem "Kloster zum Steine" bei Nörten-Hardenberg, das hier Landbesitz hatte. (Anmerkung: Eine zweite, mindestens genauso plausible Erklärung besteht darin, dass über den Bach, der diese Straße früher überquerte, für Fußgänger, damit sie keine nassen Füße bekamen, eine breite Sandsteinplatte gelegt wurde und daher der Name kommt). Sonst aber weist im niedersächsischen Raum die Ortsbezeichnung "Stein" fast immer auf alte Stätten des Wodan-Kultes hin. So z. B. im Moringer Stadtwald der Katzenstein in der Nähe der Stennebergsmühle. Der Name Katzenstein ist durch einen Schreibfehler in der Karte der churfürstlich-hannoverschen Landaufnahme entstanden. Der Berg hieß ursprünglich "Wodane-Stein", also Wodan-Stein, daraus wurde "Kothene-Stein" und daraus dann verballhornisiert "Katzenstein". Ein ähnliches Schicksal hatte ja auch der Name "Hoher Meißner" im Kaufunger Wald, der ursprünglich "Hoher Weißner" hieß und ebenso wie der "Blankenhagen" bei Moringen der Göttin Freya (die weiße Frau, die blanke Frau) geweiht war.

Unsere seit 1850 nun endgültig verlassene und fast vergessene Martini-Kirche diente in der Folge profanen Zwecken, die das alte ehrwürdige Bauwerk entweihten. Im Jahre 1909 beschloss der damalige Moringer Bürgerverein, dass die Martini-Kirche wieder ausgebaut werden sollte und sammelte auch Geld hierfür, aber es kam nicht dazu.

1910: Überlegungen, die Kirche als Gemeindesaal, Heimatmuseum. Kastellwohnung oder als
städtisches Krankenhaus auszubauen.

Im Jahre 1910 kam der Landesbaurat Maguna aus Anlass des Ausbaues nach Moringen, um die Martini-Kirche zu besichtigen und das Projekt zu prüfen. Bauvorschläge und obrigkeitliche Vorstellungen und Forderungen waren scheinbar in Übereinklang zu bringen. Dennoch konnte man sich nicht einigen und es kam nicht zu einem durchführbaren Vorschlag. Man ließ das Projekt fallen und es blieb alles beim Alten.

In diesem Zusammenhang verdient erwähnt zu werden, dass im Jahre 1890 das bis dahin selbständige Oberdorf in die Stadt Moringen eingemeindet worden ist und die Stadt Moringen nunmehr auch territorial als Gemeinwesen mit der Martini-Kirche vereint war.

Am 18. Februar 1914 fanden Verhandlungen zwischen dem Kirchenvorstand von Moringen und der Regierung statt über den neuen Plan, die Martini-Kirche zu einem städtischen Krankenhaus auszubauen, um das Gebäude einem nützlichen Zwecke zuzuführen. Aber auch diese Verhandlungen zerschlugen sich: Für ein Krankenhaus oder ähnliche Einrichtungen karitativer Art seien solche alten Gemäuer nicht geeignet, argumentierte man. In alten Gebäuden gedeihe nicht die Gesundheit, sondern wüchse das Leiden und das Kranke. - Ähnliche Projekte, alte Gemäuer für die Krankenpflege zu nutzen, sind in Moringen auch in den letzten Jahrzehnten nach dem letzten Weltkrieg gefördert worden und oben angeführte Einwände haben sich zum Besten der Kranken gottlob zerschlagen.

Da die Kirchengemeinde aber die Last der alten, unbenutzten und nur noch Reparaturkosten verursachenden Kirche loswerden wollte, wurde die Martini-Kirche von ihr am 19. Mai 1914 an die Stadt Moringen förmlich abgetreten. Diese, nunmehr Eigentümerin dieses alten Kirchen-Bauwerkes, wollte darin eine Turnhalle für die Moringer Schulkinder einrichten. An einer guten Turnhalle hatte es der so schulfreundlichen Stadt seit jeher gemangelt. Ein zeitweilig hierfür dienendes hölzernes Gebäude am Pfingstanger war unzureichend und bald verfallen. Ehe es aber zu dieser neuen Nutzung der Martini-Kirche kam, stürzte am 9. Juli 1914 das Kirchendach vollständig ein und wieder sah die Martini-Kirche wie eine verfallene Ruine aus. Dann brach der erste Weltkrieg aus, aber trotz des Krieges wurde im Jahre 1915 von der Stadt Moringen beschlossen, mit dem Ausbau der Martini-Kirche zu einer Turnhalle zu beginnen. Dies geschah auch und das alt-ehrwürdige Bauwerk diente nun als städtische Schulturnhalle bis nach 1930. Im Altarraum befanden sich die Umkleidekabinen, der alte Altar blieb an seinem Platz stehen. Toiletten wurden in der Kreuzung nach Norden eingebaut. - Danach (nach 1930) turnten die Moringer Schulkinder zeitweilig im sogenannten Bürgerzelt an der Nienhagener Straße (heute Firma Piller) und nach dem zweiten Weltkrieg in dem neu errichteten Schulgebäude ostwärts der alten (heute abgerissenen) Stadtschule, der heutigen Festhalle an der Gartenstraße. Erst durch den Schulneubau am Waldweg hat Moringen eine sehr gute und vorbildliche Turnhalle erhalten. Mit der Kooperativen Gesamtschule kam eine weitere, höchsten Anforderungen genügende Sporthalle hinzu.

Nach 1930 zog in die Martini-Kirche eine Abteilung des freiwilligen Arbeitsdienstes ein, mehr zur Freude der Moringer Mädchen als zur Ehre des alten Bauwerkes. - Im zweiten Weltkrieg diente die Kirche als ein Kriegsgefangenen-Lager, später als Holzlagerplatz. - Nach 1950 wurden wieder einmal im Inneren der Kirche und auch am Kirchendach Reparaturarbeiten zum Preis von über 100.000 DM durchgeführt mit dem Ziel, das Kirchenschiff in einen etwas würdigeren Zustand zu versetzen. Der Fußboden und der Altarraum wurden gerichtet, neue Fenster eingesetzt, die früher eingebauten Toiletten usw. entfernt, Grabsteine aus der abgerissenen ehemaligen Schoppe’schen Kapelle St. Blasius in der Martini-Kirche aufgestellt.

1959 - 1967: Missionsgottesdienste und
Aufführungen in der Martini-Kirche

Einige Male wurde versucht, hier am Reformationstage Gottesdienst abzuhalten. Aber bald erlosch bei den zuständigen kirchlichen Stellen das Interesse hieran und die Kirche wurde wieder dem Verfall preisgegeben.

Die Fenster gingen rasch entzwei und das Innere der Kirche sah wie ein Trümmerhaufen aus und gereichte Moringen nicht zur Ehre. Bei Besichtigungen dieses wohl zweitältesten Bauwerkes in Süd-Niedersachsen durch auswärtige historisch interessierte Gruppen, die mit Omnibussen angereist kamen, um die Martini-Kirche in Moringen zu studieren, wurde dies immer wieder bemängelnd festgestellt.

Bis in die 70er Jahre wird der Zustand der Martini-Kirche folgendermaßen beschrieben (“Kunstdenkmale und Altertümer im Hannoverschen“, Hannover-Döhren 1974):

Von dem drei Joche enthaltenden Langhause steht nur noch das Mittelschiff, dessen ehemalige Arkaden vermauert, gegenwärtig aber an der Nordseite fast bis zur Kämpferhöhe von äusserem Erdreich bedeckt sind. Die Arkadenpfeiler, abwechselnd aus stärkeren Haupt- und schwächeren Mittelpfeilern bestehend, haben romanische Kämpfer und eingelassene Säulchen an ihren Kanten. Die auf ihnen ruhenden, ungegliederten Arkadenbögen sind dagegen spitzbogig. Es ist hiernach das Langhaus, das früher mit Gewölben - anscheinend spitzbogiger Form - versehen war, jünger als der Turm. Die oberhalb der Arkaden befindlichen Mauerteile mit den flachbogigen Fenstern gehören einer späteren Herstellung an. Auch das Querhaus hat von seinem früheren Zustande manches verloren: die Eingänge sind neu und der Giebel aus Fachwerk errichtet; jedoch zeigt sich an der Ostwand des nördlichen Kreuzarms noch der spitzbogig geschlossene Ansatz der alten Nebenconcha. Die Pfeiler der Vierung schließen mit Kämpfern ab, die aus Platte und Schräge zusammengesetzt sind. Der südliche Kreuzarm steht durch einen Spitzbogen mit der Vierung in Verbindung. Der Chor ist bis auf ein an der Nordseite vorhandenes Rundbogenfenster im gotischen Stil erneuert, im Osten dreiseitig gestaltet und mit äußeren Strebepfeilern versehen, die Gewölbe desselben sind aber wegen Schadhaftigkeit bei Reparaturen an der Kirche herausgebrochen und die spitzbogigen Chorfenster durch rechteckige ersetzt.

Das Innere der wüst und unbenutzt dastehenden Kirche enthielt damals noch den tischförmigen steinernen Hauptaltar, der aus vier Pfeilern und einer darauf ruhenden Platte bestand. Außer dem Hauptaltar waren noch Nebenaltäre vorhanden.

Im südlichen Kreuzarm befand sich ein Leichenstein mit Wappen und nachstehender Inschrift:

IM . JAHR . NACH . CHRISTI . GEBUHRT . 1576 . IST . DER . EDELE . UND . EHRBARE . CORDT . VON . ASCHA . DER . LETZTE . DIESES . ADELICHEN . GESCHLECHTES . IN . GOTT . VERSCHIEDEN . DES . SEELE . RUHE . IN . FRIEDEN .

Auf einem Grabstein an der Nordseite des Chors war eine vor dem Gekreuzigten knieende Frau zu sehen, mit je vier Wappen an den Seiten in folgender Anordnung und Bezeichnung:

DER V. POSTEN. DER V. MVNCKHAVSEN.
DER V. BOCK. DER V. WEIGE.
DER V. WREDEN. DER V. WARPE.
DER V. STÖCKEN. DER V. LATENSEN.

sowie mit der Unterschrift:

ANNO 1581 . DEN XI NOVEMBRIS IST DIE EDLE VND VIELTVGENDREICHE ANNA GEBORENE POST, WEILAND JOHAN REBOCKE SELIGEN NACHGELASSENE WIDWE IN GODT SELICHLICH ENTSLAFEN.
DIESE WIDWE FVR IHREN ENDE, 400 THALER AN DIE ARMEN WENDE,
DIE PREDIGERS HIR AVCH BEDACHT, 100 THALER SI INE VERMACHT.

Im Jahre 1980 sollte die Martini-Kirche verkauft und zu einem Altenwohnheim mit 40 Plätzen umgebaut werden, doch auch diese Pläne zerschlugen sich wie viele andere vorher.

Zwei Jahre später, im Jahre 1982, kaufte der Töpfer Ulli Lampe aus Oberammergau die Martini-Kirche und nutzt sie heute als Wohnung, Atelier und Galerie. Sein künstlerisches Werk lässt sich mit den Begriffen "Installationen, Keramik und Kerzen" bescheiben.
Nachzutragen bleibt noch, dass am 26. Oktober 1982 die 14 Särge aus der von Münchhausenschen Erbbegräbnisstätte im Turm auf dem Friedhof südlich der Martini-Kirche beigesetzt wurden. Eine Metallplatte hält die Erinnerung wach ...

Über eine Rückmeldung per Kontaktformular (links) würde ich mich sehr freuen.

Wilfried Hartje

 


Überarbeitung:


 

 

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