Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Streifzüge durch Alt-Moringen (1794)

Artikel in der "Moringer Zeitung" v. 20. 01. 68

Streifzüge durch Alt-Moringen
Ein Reisebericht aus dem Jahre 1794

Moringen - Die Geschichte ist die große Lehrmeisterin der Zeiten und Völker... Wer mit empfänglichem Herzen in den noch vorhandenen Akten, Urkunden und Berichten der Heimatgeschichte blättert, dem sind diese Überreste aus längst verklungenen Tagen keine tote Materie mehr, nur würdig eines Bücherwurms oder Wissenschaftlers, sondern warmes, pulsierendes Leben. Da sieht man im Spiegel der Vergangenheit Menschen, die liebten und lebten wie wir, sieht im Geiste die Vorfahren, die es mit des Alltags Lust und last zu tun hatten, genau wie unsere moderne Zeit.

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Die Wahrheit dieses vielzitierten Wortes aus dem guten alten Wandsbecker Boten erfuhr im Jahre 1794 auch ein Reisender, der die deutschen Lande durchstreifte und in Moringen Station machte. Von seinen Erlebnissen und Eindrücken daselbst berichtet er uns in einem Reisebericht folgendes:

"Ich kam nach Moringen. Die Stadt zählt 169 Bürgerhäuser. Die Einwohnerzahl beträgt 1300, darunter eine Kompanie des zweyten Infantrieregimentes. Ich durchwanderte die Stadt. Am Südende, auf der sogenannten Amtsfreiheit, liegt das königliche Amt Moringen mit massiven Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, weitläufigen Gärten und Teichen. Ehemals stand hier die feste Burg Moringen, wo die Landesfürsten von Herzog Wilhelm bis Herzog Georg sich oftmals aufgehalten haben, an deren Stelle aber 1720 das jetzige, schöngebaute Amtshaus aufgeführt wurde.

Vom Amte her läuft die Burg- und Lange Straße in gerader Linie nach dem 1737 gebauten, mit zwey Inschriften gezierten Einbecker Tor und führt zuerst nach dem Markte, wo ich neben der Kirche die beiden dazugehörigen Predigerhäuser, das Rektoratshaus, die 1683 errichtete Stadtschule mit zwey Lehrern und zwey Klassen, das große Rathaus und den ansehnlichen Ratskeller gewahr wurde. Äußerst befriedigt besichtigte ich dann den landtagfähigen, von Münchhausenschen Adelshof und endlich das 1746 gestiftete, prächtig gebaute landschaftliche Waisenhaus, wo auf Kosten der Kalenbergischen Stände 63 arme Waisen erzogen werden und zu dessen Nutzen die Landschaftliche Druckerei und Buchhandlung in Hannover angelegt ist.

Hinter dem Münchhausenschen Hofe liegt die Königliche Kohlen- und Eisenstein-Niederlage, welche die Silberhütten des Harzes mit Kohlen aus dem Sollinger Walde und die Uslarschen Eisenhütten mit Osteroder Erzen versieht. Aus der Langen Straße läuft die obere Straße ab und führt durch das Obere Thor nach dem unmittelbar vor der Stadt liegenden Oberdorfe, ehemals Kirschhagen genannt, mit 46 Feuerstellen. Dort ist eine starke Quelle, der Opferteich genannt, die gleich bey ihrem Ursprung zwey Mahlmühlen treibt.

Nach dem Markte zu sah ich das 1511 gestiftete Heilige Hospital, wo 10 arme Leute Pflege und Nahrung erhalten, und endlich die Schleifmühle, wo Wetzsteine und Sandsteinplatten zubereitet werden, die Papiermühle und neun andere Wassermühlen mit 11 Mehl- und 5 Ölgängen in und bey der Stadt. Seit den großen Feuerbrünsten von 1734 und 1747 ist Moringen schön und regelmäßig wieder aufgebaut worden mit schnurgeraden, 48 Schuh breiten Straßen und zweyschössigen Häusern, die je vier und vier durch einen freien, mit Planken bekleideten und einem Ziehbrunnen gezierten Platz voneinander getrennt sind. Die Scheunen stehen alle weit hinter den Häusern, und die Straßen sind längs der Häuser mit Fußbänken aus Sandsteinplatten belegt.

Moringen liegt in einem angenehmen, fruchtbaren Thale am Fuße des Wepergebirges, das sehr viel Kalk- und Mauersteinbrüche enthält, und dessen Einwohner ein starkes Linnengewerbe treiben. Gleich westlich über der Stadt ...“

(hier reißt leider der Zeitungsartikel ab!)


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