Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Der Dichter und der Dirigent

SOHNREYHÜTTE
Der Dichter und der Dirigent
 
VON CHRISTOPH PAPENHEIM
in den Northeimer Neuesten Nachrichten vom
5. Feb. 2000

Eine Einwohnerin aus Ebolds-hausen stöberte ein Album mit Bildern von der Einweihung der Sohnreyhütte 1931 bei Nienhagen auf.

NIENHAGEN • Es herrschte offenbar Kaiserwetter und der Balos war voll von Menschen. Kein Wunder: Schließlich sollte auf der höchsten Erhebung der Weper (379 m) die Sohnreyhütte eingeweiht werden - in Anwesenheit des Sollingdichters Heinrich Sohnrey, dem zu Ehren sie auf der Kuppe mit ihrer wunderbaren Aussicht errichtet wurde.

Wie groß das Ereignis am 15. Juni 1931 gefeiert wurde, belegt eindrucksvoll ein Fotoalbum, dass die Eboldshäuserin Martina Ziwitza (39) beim Aufräumen gefunden und dem Northeimer Historiker Günter Merl zur Verfügung gestellt hat.

Vierzehn großformatige Aufnahmen des Northeimer "Lichtbildners" August Wilhelm Albrecht umfasst das Album aus der Northeimer Buch- und Papier-handlung F. H. Hueg, Inh. Gg. Hueg. 

Acht der Bilder dokumentieren das Festgeschehen auf dem Balos. Die Begrüßung Sohnreys ist ebenso festgehalten wie die Menschenmasse, die sich rund um und auf der Sohnreyhütte versammelt hatte, die aus heutiger Sicht alles andere als ein Glanzstück der Architektur ist. Offenbar lässt sich Sohnrey Einzelheiten der Baugeschichte erklären, während im Hintergrund eine geparkte Limousine im damaligen Kutschendesign zu erkennen ist. Die meisten Honoratioren tragen Hut oder sogar Zylinder.

Anschließend ging es runter in die Ortschaft Nienhagen, wo die Dorfjugend ein Theaterstück aufführte. Ihre Eltern oder Großeltern hatten noch bei Sohnrey das Einmaleins gelernt, denn der Sollingdichters (19.6.1859 - 26.1.1958) war um 1880 sechs Jahre lang Dorfschullehrer in Nienhagen, ehe er 1888 zur Göttingen-Grubenhagenschen Zeitung seines "väterlichen Freundes" Röhrs nach Northeim wechselte.

Die Stelle als Dorfschullehrer in Nienhagen füllte von 1924 bis 1944 der gebürtige Sebexer Rudolf Welge (1896-1973) aus. Als Schulmeister mußte der Großvater von Martina Ziwitza, die das Album gefunden hat, wie selbstverständlich den örtlichen Gesangverein leiten. Ein Foto Albrechts zeigt den Dirigenten aus der Vogelperspektive mit Taktstock inmitten seiner Sängerschar. Später in Nienhagen ist er hinter Sohnrey zu erkennen.

Merl freute sich nicht nur über das Album, das Ziwitza für die örtliche Geschichtsschreibung zur Verfügung stellte, sondern forschte auch nach, was über den Bau der Sohnreyhütte bekannt ist. Fündig wurde er in Walther Ohlmers Chronik "1000 Jahre Moringen - 983 -1983", die ansonsten wegen antijüdischer und geschichtsfälschender Passagen vom Markt genommen werden musste. Danach hatte der Moringer Postmeister Breunig den Bau der Hütte vorangetrieben, die eigentlich als Schutz für Weper-Wanderer geplant war. Doch der Landkreis Northeim setzte offenbar einen massiven Quader mit offenen Bögen durch. Das war einerseits wesentlich mehr als eine schlichte Hütte, andererseits so zugig, daß bei einer dringend notwendigen Restaurierung 1959 die seitlichen Bögen zugemauert wurden. Am 20. September 1959 wurde die Sohnreyhütte wieder eröffnet.


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