Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Familie König

Aus der Geschichte einer Nienhagener Familie
Lothar König in "Der Heimatfreund" Nr. 27, vom 24.12.1963

Bei der Aufstellung von Ahnen- und Stammtafeln alteingesessener Personen und Familien zeigt sich deutlich die enge Verflechtung mit Familien gleicher Heimat und oft gleicher sozialer Herkunft, besonders dann, wenn es sich um bäuerliche Geschlechter handelt, die jahrhundertelang oft untereinander geheiratet haben. So ist ein Dorf mitunter nichts anderes als eine große Familie.

Ein solches Beispiel von Verwandtschaft soll am väterlichen Teil meiner Ahnentafel erläutert werden, da diese Ahnen alle aus dem Weperraum stammen, während mütterlicherseits die Ahnen im Rheinland sich z. T. bis 1435 verfolgen lassen, was aber für diese Untersuchung ohne Bedeutung ist. Mein Vater Ernst König (1893 bis 1944), in Nienhagen geboren, erlernte in seinem Heimatdorf bei "Schauster Wostefeld" das Schuhmacherhandwerk, das er nach dem ersten Weltkrieg in Ronsdorf (heute Wuppertal) ausübte, wo Christian Schoppe, ebenfalls aus Nienhagen und Schwager von Prof. Dr. Dr. Sohnrey (1859-1948), eine Schuhmacherei betrieb. Ernst König wurde durch Verheiratung ebenfalls in Ronsdorf ansässig, so kam das Weperblut ins Rheinland, während die 8 Geschwister meines Vaters im Weperraum blieben, dort heirateten und verschiedene Zweige der Familie bildeten, die wiederum Sippenkreise zu den Familien Deilke, Herre, Fischer, Mecke, Pramann und Wittler zogen.

Heinrich König (1862 - 1931), mein Großvater, war 1880 Mitbegründer des MGV "Sängerlust" in Nienhagen, über 25 Jahre tat er Küsterdienste an der Wehrkapelle St. Johanni, und als Wollkämmer im Wintertag war er ein gern gesehener Gast in den Weperortschaften. Er heiratete Hanna Tolle, Tochter des Halbköthners Christian Tolle und der Hanna Maria Hampe, wobei durch diese Verbindung u. a. die Familien Ahlborn und Dörnte zur Verwandtschaft kamen.

In der 4. Generation tritt dann Heinrich Wilhelm König auf, der 1801 in Nienhagen geboren ist und 1824 die Stellmacherei (Rademacher) begründete, die heute noch in der 5. Generation aufwärts vom Moringer Zweig der Familie betrieben wird.

Einschub W. Hartje, 1999: Bei dem oben rechts eingefügten Wappen handelt es sich um das Familienwappen der Moringer Linie. Die Nienhagener Linie hat als Helmzier einen Heckenrosenzweig (auch Wappen der Gemeinde).

Erläuterung: "In Rot ein flacher goldener Sparren, begleitet von drei Männerköpfen. Auf dem Helm mit rot-goldener Decke ein goldenes Stellmacherrad. Die drei gekrönten Köpfe deuten auf den Familiennamen, der Sparren auf den seit 1778 im Familienbesitz befindlichen Stammhof in Nienhagen, das Stellmacherrad als Beizeichen für die Moringer Linie der Familie König, in der seit 1864 die 5. Generation das Stellmacherhandwerk betreibt. Das Stamm-wappen wurde in die DEUTSCHE WAPPENROLLE BÜRGERLICHER GESCHLECHTER unter Nr. 3114/1947 zu Berlin eingetragen und 1850 in der Sammlung DEUTSCHER FAMILIENWAPPEN, Band 1, Seite 44, veröffentlicht." (Ulrike König 1970, „Die Geschichte der Familie König und ihr Handwerk“, Jahresarbeit, vorgelegt zum Abschluss der Realschule)

Heinrich Wilhelm König wird in Amtsgerichtsakten oft als Vormund, Verwalter, Zeuge benannt und konnte vor 100 Jahren schon seinen Namen schreiben, wo noch viele Personen als Handzeichen nur drei Kreuze machten. Er kommt auch noch in einigen Verkaufskontrakten vor, verheiratet war Heinr. Wilh. König nacheinander drei Mal, mit Wilhelmine Rannenberg, Luise Schoppe und Dorothea Schmidt, letztere hat Justus Schmidt und Dorothea Honig zu Eltern, wobei die Familie Honig sich bis 1675 als Bürger und Erbmüller zu Moringen verfolgen lassen, aus deren Nachkommenschaft auch "Schorse Szültenbürger", der bedeutende Göttinger Komunalpolitiker Ernst Honig (1861-1930) stammt und in einer anderen Ahnen-Querverbindung das Geschlecht Mackensen auftritt, dem auch der Kgl. preuss. Generalfeldmarschall Aug. v. Mackensen (1849 - 1945) angehörte.

Die nächste Ahnen-Generation König nennt nun Justus König, der als Vollköthner mit 25 Jahren um 1800 Justine Hueg ehelicht, die aus einer schon um 1300 in Northeim erwähnten Ratsfamilie stammt. Justine König, geb. Hueg wurde nach 15jähriger Ehe Witwe und heiratete dann den ehemaligen englischen Legionär und späteren Vollköthner Justus Schlemme in Nienhagen, die Schlemmes sind seit 1545 im Solling bekannt.

In dieser Generationsreihe tritt dann auch der Hirte Ludwig Hampe zu Nienhagen auf, der in Fredelsloh Hanna Rosine von Ohlen heiratet. Der Vater Ludwig Hampes, Friedrich Wilhelm Hampe, hatte eine Friederike Sebexen (Northeimer Ratsfamilie aus dem Ort gleichen Namens im Kr. Kreiensen) zur Frau. Die Vorfahren der Hanna Rosine von Ohlen treten um 1680 im Solling auf. Vermutlich als Zuwanderer nach Südhannover aus dem Ort Ohle im westfälischen Lennetal. Die Ehefrauen der Vorfahren Hanna Rosine von Ohlen stammen aus den Familien Arnemann, Langheim und Lampe.

Letztlich bleibt noch in der 8. Königsgeneration rückwärts ein um 1725 erwähnter Daniel König; diese Angabe deckt sich mit der ersten Erwähnung der Königs in Nienhagen 1717, während die Calenbergische Musterungsrolle von 1585 schon Namensträger in Fredelsloh erwähnt.

Die Berufe der Ahnen waren z. T. neben der Landwirtschaft Hirten, Leineweber, Stellmacher, Erbmüller, Schuhmacher.

Im Zeitraum von 1640 - 1893 betrug das Durchschnittsalter der Ahnen 62,2 Jahre, das Durchschnittsheiratsalter im gleichen Zeitraum ist mit 30,4 Jahren errechnet.

Wer dabei bedenkt, dass ein Mensch in der X. Geschlechterreihe zurück 512 Ahnen hat und in der XX. Die doppelte Anzahl usw., der findet bald das Dichterwort bestätigt, wo alle Menschen Brüder sind.

Die Ahnentafel- und Familienforschung braucht nicht nur eine Aufgabe für die Forscher zu sein, dem Besinnen auf die Ahnen sollte die Pflege der Beziehungen zu Nachbarn und Freunden folgen, die ja mit uns "um 6 Ecken", wie man sagt, verwandt sein können.


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