Moringer Geschichte(n) - Moringer Familien

Das Geldloch

Märchen und Sagen
rund um Nienhagen 

Das Geldloch

2 Versionen


1. Version nach Sohnrey
Droben auf der Weper hütete einmal ein Schäfer seine Herde. Als er nun so dastand auf seinen Stab gelehnt und nicht wusste, woran er denken sollte, entstand urplötzlich ein ganz rundes Loch in dem felsigen Boden. Verwundert guckt er hinein, denn so etwas war ihm noch nie vorgekommen. Drunten in dem Loche aber stand ein großer Kessel voll Geld. Mein Schäfer nicht faul, macht sich denn sofort daran, den Schatz zu heben, kriegt ihn aber nicht hoch. Als nun alles nicht helfen wollte, fasste er unter Aufbietung aller Kraft mit seinem Haken in den Ring des Kesssels und zog, was das Zeug halten wollte. Und sieh, der Kessel fing an, trotz seiner großen Schwere, in die Höhe zu kommen. Der Schäfer aber, in der Angst den köstlichen Schatz doch noch zu verlieren, rief aus Leibeskräften: "Hülpe!" Ja, Hilfe! Im gleichen Augenblick war Kessel und Geld verschwunden, und eine Stimme von unten rief: "Worümme häst döu nich eswegen!" Das kesselförmige Loch blieb, ist auch bis heute geblieben und heißt auch noch das "Geldloch".

2. Version nach dem Nienhagener Lehrer W. Bauer

Einmal saß in einer lauen Sommernacht ein alter Schäfer vor seinem Karren und betrachtete den gestirnten Himmel. Plötzlich knurrte sein Hund. Der Schäfer drehte sich um und sah neben sich ein breites, tiefes Loch und mitten in demselben einen Kessel mit Goldstücken. Er hatte gehört, wenn man ein schwarzes Huhn auf solch einen Schatz setze und kein Wort dabei spreche, steige er von selber in die Höhe, und man könne ihn heben.

Er denkt: "Wenn mir das gelänge, wäre ich ein reicher Mann! Wie fang ich's an, dass ich ihn hebe!" Da fällt ihm ein, dass sein Nachbar, der Schneider, ein schwarzes Huhn hat. Das will er holen. Er eilt zum Dorfe. Behutsam schleicht er sich in den Stall und fasst das schwarze Huhn; da fängt der Hahn auf einmal an zu schreien. Davon wird der Schneider wach, eilt an's Fenster und sieht den Schäfer mit dem Huhn noch eben um die Ecke biegen. Schnell zieht er sich an und läuft ihm nach. Nun gibt's ein Jagen den Berg hinan. Der Schäfer kommt zuerst an's Loch und will das Huhn hinablassen, da ist auch schon der Schneider da und ruft: "Spitzbub, Huhn her!"

In demselben Augenblick schlägt es auf dem Moringer Kirchturme zwölf. Lautlos sinkt der Kessel in die Tiefe, und der Schäfer wäre beinah mit hinein gesunken. Von dem Tage an waren sich der Schneider und der Schäfer böse. Das Loch aber heißt bis auf den heutigen Tag das Geldloch.


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